Schokolade für dich (German Edition)
gar nichts gehört“, sagte Pissy.
„Na ja, das liegt wohl daran, dass es gerade erst entschieden wurde.“ Samantha bemühte sich, weiterzulächeln.
„Weiß Bürgermeister Stone darüber Bescheid?“
Del Stone konnte es genauso wenig wie Pissy leiden, wenn in der Stadt etwas passierte, wovon er nichts wusste. „Noch nicht, aber ich bin sicher, dass Ed York ihn über alle Einzelheiten informieren wird. Also, was muss ich ausfüllen?“
Pissy reichte ihr den erforderlichen Antrag. Der war ellenlang. „Du kannst ihn morgen wiederbringen.“
„Weißt du, ich glaube, ich fülle ihn gleich aus“, erwiderte Samantha zuckersüß. Je schneller sie die Sache anleierte, desto besser.
Pissy zuckte mit den Schultern. „Wie du willst. Wir schließen in zehn Minuten.“ Sie stand auf und steuerte schnurstracks auf das Büro des Bürgermeisters zu, um zu petzen, und ließ Samantha am Tresen stehen.
Samantha hatte kaum angefangen zu schreiben, als Del Stone aus seinem Büro kam, ein kleiner stämmiger Mann, der gern verrückte Krawatten zu seinen konservativen Anzügen trug. Heute war es eine schwarze Krawatte, auf der ein springender Lachs zu sehen war. Darunter stand „Zum Angeln geboren“.
„Samantha“, begrüßte er sie, nahm ihre Hand und tätschelte sie väterlich. „Wie geht es Ihrer Mutter?“
Sie hat kein Geld, und sie schläft den ganzen Tag. „Danke, gut“, log Samantha.
„Na ja, wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann …“
Ja, frag sie einfach nicht, ob sie dich heiratet. „Danke“, erwiderte Samantha.
„Wie mir zu Ohren gekommen ist, will die Handelskammer ein Festival veranstalten“, sagte der Bürgermeister. „Das höre ich ja zum ersten Mal.“
Er lächelte, doch Samantha wusste, wann sie geschimpft wurde. Sie sah zu Pissy hinüber, die – immer noch mit einem fiesen Grinsen – wieder an ihrem Schreibtisch saß. „Na ja, wir haben das auch erst heute beschlossen.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, ich hätte an der Sitzung teilnehmen können, aber leider hatte ich geschäftlich in Wenatchee zu tun. Soll es vielleicht im Sommer stattfinden?“
Samantha wurde wieder mal bewusst, wie verrückt der Versuch war, das innerhalb so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. „Äh, ein bisschen früher.“
„Ach ja?“, bohrte er nach.
Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Eher um den Valentinstag herum.“
Das Lächeln des braven Bürgermeisters schwand wie dasLächeln der Cheshirekatze aus Alice im Wunderland. „Valentinstag“, wiederholte er.
„Ja. Sweet Dreams möchte das Festival sponsern.“
„Hätte ich mir denken können“, murmelte Pissy drüben an ihrem Schreibtisch.
„Samantha, das ist nicht besonders klug“, erklärte der Bürgermeister.
„Wir werden erst mal klein anfangen“, versicherte Samantha ihm.
„Mit so wenig Vorlaufzeit müsste man mikroskopisch klein anfangen.“
„Ich glaube, wir können es schaffen“, beharrte sie.
Jetzt runzelte der Bürgermeister die Stirn. „Es wirft kein gutes Licht auf unsere Stadt, wenn das Ergebnis total unausgegoren ist.“
„Ich garantiere Ihnen, dass das nicht passieren wird“, erklärte Samantha. Del stand da wie eine Regenwolke auf zwei Beinen, bereit, kübelweise Schauer auf ihr Festival niederregnen zu lassen. Also fuhr sie schnell fort: „Warum lassen Sie sich heute Abend nicht einfach von Ed und mir zu Zelda’s zum Essen einladen, damit wir Ihnen mehr darüber erzählen können? Dann werden Sie merken, dass alle von so einem Festival profitieren können.“ Na wunderbar. Noch mehr Geld, das über den Sleeping Lady Mountain davonflog. Der Bürgermeister aß liebend gern. Und außerdem trank er liebend gern. Der Abend würde ein Vermögen kosten.
Del nickte nachdenklich. „In Ordnung. Und wissen Sie was? Bringen Sie doch Ihre Mutter mit. Es tut ihr bestimmt gut, mal rauszukommen.“
Das war genau das, was ihre Mutter sich immer gewünscht hatte: ein Abendessen mit Del Stone, dem Junggesellen, der nur allzu gern und allzu häufig seine Partnerinnen wechselte. Del war seit Jahren geschieden, und seit er keine Ehefrau mehr hatte, auf die er Rücksicht nehmen musste, versuchte er sich einen Namen als Casanova zu machen. Es sah ganz so aus, als wäre Mom die Nächste auf seiner Liste.
„Mal sehen, ob sie schon wieder ausgehen will“, erwiderte Samantha vage.
Bürgermeister Stone nickte noch einmal. „Okay, dann sehen wir uns heute Abend. So um sieben?“
Samantha nickte. Sie
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