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Schokolade für dich (German Edition)

Schokolade für dich (German Edition)

Titel: Schokolade für dich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Roberts
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Und obwohl Muriel ihre Tochter liebte – sie hatte keine Lust, ihre Energie darauf zu verschwenden, ihr etwas vorzuspielen. Sie kam zurecht. Sie wollte einfach nur schlafen oder im Arbeitszimmer sitzen und in die Luft starren oder sich Fotos anschauen. Dass sie das alles schon einmal erlebt hatte, machte es beim zweiten Mal nicht einfacher. Genau genommen hatte sie eher das Gefühl, dass es noch härter wurde.
    Und wie sollte sie das ihren Töchtern oder sonst jemandem erklären? Wie sollte man den Schmerz des Verlusts und die tiefe Verzweiflung jemandem beschreiben, der so etwas noch nie erlebt hatte?
    Kaum war ihr der Gedanke gekommen, erkannte sie, dass sie nicht ganz fair war. Ihre Töchter hatten den Verlust eines Vaters hinnehmen müssen, den sie vergöttert hatten.
    Trotzdem, die drei waren jung. Sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich. Sie würden Männer finden, die sie liebten, und sich eine Zukunft mit ihnen aufbauen. Das kam für Muriel nicht mehr infrage. Sie hatte das wunderbare Glück gehabt, in einem Leben zwei wundervolle Männer zu finden. Für sie würde es kein drittes Mal geben. Und da das der Fall war, stellte sich die Frage, was sie mit dem Rest ihres Lebens anstellen sollte. Sie hatte so viele Jahre als Ehefrau und Gefährtin verbracht. Was war sie jetzt?
    Immer noch Mutter, erinnerte sie sich. Und das war eine Rolle, die eine Frau niemals ablegen konnte. Das Leben ging weiter.
    Was für eine deprimierende Aussicht! An Tagen wie diesen schien es einfach falsch, dass das Leben weiterging, wenn jemand, den man geliebt hatte, gestorben war. Im Moment schien ihres stillzustehen, und um es wieder in Gang zu bringen, würdees einer großen Kraftanstrengung bedürfen. Nur, dazu war sie nicht bereit. Noch nicht, doch für ihre Töchter würde sie es auf sich nehmen. Sie würde Samantha anrufen – morgen.
    „Das ist großartig“, freute sich Cecily, nachdem Samantha ihr die guten Neuigkeiten berichtet hatte.
    „Und es wird auch Mom richtig guttun“, erklärte Samantha. „Sie kann doch nicht ewig nur im Haus herumsitzen und nichts tun.“
    „Na ja“, meinte Cecily nachdenklich. „Ich weiß nicht. Vielleicht lassen wir ihr nicht genügend Zeit zum Trauern.“
    „Wir haben keine Zeit. Jedenfalls nicht, wenn wir unsere Firma behalten wollen.“
    „Oh, oh, der alte Scrooge lebt noch.“
    „Muss er ja. Hat sie dir erzählt, dass Waldo seine Lebensversicherung irgendwann nicht mehr bezahlt hat, sodass es kein Geld gibt?“
    „Was? Du meinst …“
    „Sie bekommt nichts. Absolut nichts.“
    „Das neue Haus ist doch noch nicht abbezahlt, oder?“ Jetzt klang Cecily doch ein wenig besorgt. Und durchaus zu Recht. Wieso sollte Samantha die Einzige sein, die sich Sorgen machte? „Nein, und das macht ihr ganz schön zu schaffen.“
    Cecily stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das ist nicht gut.“ Das sah Samantha auch so. „Je schneller du herkommst, desto besser, denn Mom geht nicht ans Telefon.“
    „Vielleicht ist sie einkaufen.“
    „Nein, sie sitzt zu Hause und bläst Trübsal.“
    „Woher weißt du das?“
    „Weil sie genau das getan hat, als ich das letzte Mal bei ihr war.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen, und plötzlich bekam Samantha ein schlechtes Gewissen. „Was ist?“, fragte sie und ignorierte die leise Stimme im Hinterkopf, die vor sich hin sang: schlechte Tochter, schlechte Tochter, schlechte Tochter.
    „Du lässt ihr nicht genügend Raum zum Trauern.“
    Ihre Schwester hatte recht. Trotzdem reagierte Samantha leicht gereizt. „Wir haben dafür keine Zeit mehr.“
    „Das kann schon sein“, erwiderte Cecily diplomatisch. Verdammt richtig. Oh, wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Sie war echt gemein. Ihre Schwestern sollten ihr zum nächsten Geburtstag einen Maulkorb kaufen.
    Sie seufzte. „Du hast ja recht. Mom braucht die Möglichkeit, ihre Trauer zu verarbeiten, und ich brauche einen Therapeuten.“
    „Keine Angst. Wir biegen dich schon wieder zurecht“, neckte Cecily sie.
    „Ich fürchte, das ist hoffnungslos“, sagte Samantha. „Ich muss jetzt los. Ich will schnell noch ins Rathaus, um die ganzen Genehmigungen zu beantragen.“
    „Okay. Ich komme Ende der Woche hoch.“
    Samantha hoffte nur, dass ihre Schwester die Partnervermittlung nicht ihretwegen schloss. „Bist du dir ganz sicher, dass du das so machen willst?“
    „Ganz sicher. Wahrscheinlich brauchst du mich gar nicht. So wie ich dich kenne, hast du alles schon gut im

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