Schokolade für dich (German Edition)
genommen war auch der gestrige Tag alles andere als gut verlaufen. Erst hatte er unter dem angewiderten Blick von Samantha Sterling gelitten, den sie ihm auf den Stufen zum Rathaus zugeworfen hatte, so als wäre es ein Verbrechen, jemanden zum Essen einzuladen. Nur zu gern hätte er ihr erzählt, dass er mit Priscilla Castro essen ging, um sie dazu zu bewegen, diese Genehmigungen für das Festival ein wenig zu beschleunigen. Aber da Priscilla direkt neben ihnen gestanden hatte, konnte er das natürlich nicht tun. Und nachdem er Priscilla genügend Honig um den Bart geschmiert hatte, um ein ganzes Bienenvolk anzulocken, hatte er Del Stone aufgesucht und auch ihn noch einmal dezent aufgefordert, die Sache in Gang zu bringen.
Nachdem er seine Mission erfüllt hatte, war er am Überlegen gewesen, ob er in Samanthas Büro vorbeigehen sollte, um ihr zu erzählen, was er getan hatte. In allen Einzelheiten hatte er sich ausgemalt, wie sie ihn dankbar umarmen und erklären würde: „Das wusste ich ja nicht. Wie lieb von Ihnen.“ Diese Vorstellung hatte ein Lächeln auf sein Gesicht gezaubert, und als ernach dem klingelnden Telefon gegriffen hatte, hatte er immer noch gelächelt.
Aber Darren Short hatte das Lächeln schnell vertrieben. „Ich komme morgen zu Ihnen, und ich bringe Trevor Brown von der Firma Madame C mit. Ich möchte ihm die Sweet-Dreams-Anlage zeigen.“
„Sie … Sie wollen was?“, hatte Blake gestottert.
„Ich will ihm den Betrieb zeigen.“
„Noch gehört uns die Firma nicht“, hatte Blake ihn erinnert. „Aber wir haben ihnen den Kredit gegeben. Es ist unser gutes Recht, unsere Investitionen zu inspizieren.“
„Sie kommen nicht, um den Betrieb zu inspizieren.“
„In gewisser Weise schon. Das ist alles total rechtmäßig“, versicherte Darren ihm.
War aber moralisch in keinster Weise vertretbar. „Es besteht keine Veranlassung, die Sache so voranzutreiben. Lassen Sie uns damit bis zum März warten.“
„Trevor will sich den Betrieb mal anschauen, um zu sehen, in welchem Zustand er ist. Sich mal umzusehen ist doch völlig harmlos.“
Ja, erzähl das den Sterlings, dachte Blake. „Ich mache da nicht mit.“
Einen Moment lang herrschte eisiges Schweigen zwischen ihnen. „Arbeite ich jetzt auf einmal für Sie?“, fragte Darren schließlich.
„Nein“, erwiderte Blake, „aber warum haben Sie mich hierher versetzt, wenn Sie mir auf einmal nicht mehr zutrauen, die Bank angemessen zu vertreten?“
„Kommen Sie, Blake, seien Sie jetzt nicht eingeschnappt. Ich vertrete die Interessen unserer Bank – genauso wie Sie auch.“
Was er damit sagen wollte, war klar. Blakes Loyalität wurde infrage gestellt, und wenn er nicht kooperierte, zeigte er seine wahre Gesinnung. Er wollte bei der Sache nicht mitspielen. Aber er wollte natürlich auch nicht gefeuert werden. Dann hätte er nämlich überhaupt keine Möglichkeit mehr, seinen Kunden zu helfen, vor allem den Sterlings nicht.
Als wenn du jetzt eine große Hilfe für sie bist.
Diese Feststellung hatte ihm die ganze Nacht lang und auch den ganzen Morgen über zu schaffen gemacht. Als Darren jetzt mit einem dünnen grauhaarigen Mann mit Hängebacken – in Stoffhosen und Pullover gekleidet – in die Bank marschiert kam, schoss sie ihm wieder durch den Kopf.
„Blake, ich möchte Ihnen Trevor Brown vorstellen“, sagte Darren jovial.
„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte Brown und streckte seine gierige Pranke aus.
Handschlag mit dem Teufel. Blake drückte dem Mann die Hand und nickte brüsk. „Trevor.“
„Okay, zeigen Sie mir den Betrieb“, sagte Brown, ohne irgendwelche Zeit zu verlieren.
„Ich denke, Sie werden feststellen, dass sich Ihr Besuch gelohnt hat“, erklärte Darren ihm. „Meinen Sie nicht auch, Blake?“
„Ihnen ist bewusst, dass es sich um ein Familienunternehmen handelt und dass die Familie alles daransetzt, um es zu behalten, oder?“, fragte Blake, was ihm ein Stirnrunzeln von Darren einbrachte.
„Natürlich.“ Brown nickte herablassend. „Aber mal ehrlich: Wir wissen doch alle, dass sie keine Chance haben.“
Was leider stimmte.
„Also“, meinte Darren und warf Blake einen Blick zu, der nicht nur Kündigung, sondern Verstümmelung verhieß, „wollen wir gleich los?“ Blake wollte sich gerade mit extrem viel Arbeit herausreden, damit er nicht mitgehen musste, als Darren hinzufügte: „Zeigen Sie uns den Weg, Blake.“
Blake biss die Zähne zusammen und ging mit ihnen aus der Bank. Dabei
Weitere Kostenlose Bücher