Schokolade für dich (German Edition)
kam er sich vor wie eine Ziege namens Judas, die die Schafe zur Schlachtbank führte.
15. KAPITEL
Früher oder später klopft bei jedem das Unglück an die Tür. Heiß es willkommen. Und dann mach ihm den Garaus. Muriel Sterling. Erkenne, wer du bist: Eine Frau geht ihren Weg
D el war mal wieder nicht in seinem Büro. „Wann kommt er wieder?“, wollte Samantha von Pissy wissen. „Mittags, aber dann ist er zum Lunch verabredet, kann also nicht mit dir reden.“
„Ich bin sicher, dass er eine Minute Zeit übrig hat“, meinte Samantha und ließ sich auf einem Stuhl nieder, um zu warten. Dieses Mal würde sie nicht eher gehen, bis jemand ihr sagte, was mit den Genehmigungen war.
Pissy zuckte mit den Schultern. „Wie du willst.“ Dann schlenderte sie wieder an ihren Schreibtisch und tat so, als wäre sie beschäftigt.
Also ehrlich, wenn man einen Abschluss in Unreife machen könnte, hätte Pissy schon einen Doktortitel. Samantha holte ihr Handy heraus und checkte ihre E-Mails.
Sie hatte kaum angefangen, als Elena anrief. „Du solltest lieber schnellstens zurück ins Büro kommen.“
Die Dringlichkeit, mit der sie das sagte, versetzte Samantha einen Schock. „Was ist los?“
„Hier ist was faul. Der Filialleiter von der Bank ist mit zwei anderen Typen hier, und sie wollen die Fabrik begutachten.“
„Was?“ Samantha sprang auf und eilte nach draußen. „Wo sind sie jetzt?“
„Ich habe sie in den Laden geschickt, damit sie sich dort ein paar Kostproben abholen. Ich wusste nicht, was ich sonst mit ihnen machen sollte.“
„Du hast genau das Richtige getan“, versicherte ihr Samantha.
„Warum sind die hier? Hat das was mit deinem Zusammenbruch neulich zu tun?“
„Ja, aber es ist alles unter Kontrolle. Mach dir keine Sorgen.“
„Keine Sorgen? Bist du verrückt? Ich erkenne einen Hai, wenn ich ihn sehe. Was ist hier los, chica ?“
„Nichts, was ich nicht wieder zurechtbiegen kann“, versicherte Samantha Elena und auch sich selbst. Oh, du meine Güte, sie konnte nur hoffen, dass sie recht hatte. Sie beendete das Telefonat und rannte los.
Als sie jedoch in ihre Straße einbog, wurde ihr klar, dass sie diesen Aasgeiern nicht als schwache, sondern als starke Frau entgegentreten musste. Wenn sie atemlos, verschwitzt und voller Panik in ihren Laden trat, würde das nicht gerade überzeugend wirken. Also ging sie langsamer, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und fand ein Taschentuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Dann holte sie tief Luft und zog in die Schlacht.
Auf Blake, die Schlange, war sie eingestellt gewesen, und auch noch auf einen anderen Banker. Aber beim Anblick des dritten Mannes setzte ihr Herz fast aus. Sie kannte diesen Mann, so wie sie all ihre Konkurrenten kannte. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sich die Konkurrenz genau anzusehen. Trevor Brown war ein geschäftiger Mann. Jedes Jahr betrieb er eifrig Lobbyarbeit für Madame C, um als offizieller Schokoladenlieferant für den Staat Washington anerkannt zu werden. Genauso wie die Leute von Liberty Orchards, die die köstlichen Aplets and Cotlets herstellten, Süßigkeiten mit Nuss- und Apfelgeschmack, und Brown und Haley, Produzenten von Almond Roca, einer Buttercrunch-Schokoladen-Toffee-Spezialität. Es war absurd zu glauben, er könnte in deren Liga mitspielen – oder aber mit Sweet Dreams mithalten, dem Bewerber um die beste Schokolade im Bundesstaat. Er hatte große Lieferanten und einen großen Appetit. Zwei kleinere Firmen hatte er schon geschluckt, und jetzt wollte er offenbar auch noch ihre verschlingen. Nur, die würde er nicht bekommen.
Sie setzte ein professionelles Lächeln auf und zwang sich, auf die Männer zuzugehen, um ihnen die Hand zu schütteln. „Ich habe gehört, wir haben Besuch.“
Blake ergriff ihre Hand. Sie spürte einen kleinen Stromschlagund redete sich ein, dass das nichts weiter als Wut gewesen war, reine Wut.
Er sah peinlich berührt aus. Sollte er auch. Sein Verhalten sollte ihm mehr als unangenehm sein. Beim Traummann-Wettbewerb mitmachen wollen, und jetzt mit den Geiern hier zu einem kleinen Besuch am Totenbett erscheinen. Der Mann hatte vielleicht Nerven. Sie beendete den Handschlag so schnell wie möglich. Den beiden anderen Männern die Hand zu schütteln, während Blake sie ihr vorstellte, war nicht weniger unangenehm. Nicht weil sie sich elektrisiert fühlte, sondern weil Angst in ihr aufkeimte. Keine Panik, ermahnte sie sich.
„Freut mich, Sie
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