Schokoladenzauber - Roman
es sehr nett von Raffy gewesen sei, mich nach London zu fahren und in seiner Wohnung übernachten zu lassen, und dass er hoffe, wir hätten trotz der unerfreulichen Begegnung mit Carr Blackstock eine gute Zeit verbracht.
»Ja, wir … sind wieder Freunde«, sagte ich leicht errötend.
»Das hörte ich.« Jake grinste mich an, schob ein weiteres Brötchen in den Toaster, und ich fragte mich, was genau Zillah ihm erzählt hatte …
Wir machten es uns mit einer DVD gemütlich, während Brummbart und seine Mädchen nebenan das Fest der Eostre mit einem lauten Crescendo und intensiven, aber keinesfalls unangenehmen Aromen feierten.
Ich konnte mich nicht auf den Film konzentrieren. Ich hatte das Gefühl, zwischen allen Stühlen zu sitzen, zwischen zwei rivalisierenden Religionen, und meine Schutzengelin war Schiedsrichter bei diesem Wettstreit. Raffy hätte bestimmt kein Problem mit Brummbart als Familienmitglied, und Brummbart könnte sich vermutlich auch damit abfinden, dass ich Raffy heiratete, aber wie die Kirche das sehen würde, stand auf einem ganz anderen Blatt.
Das Telefon klingelte, als ich mir in der Küche etwas zu trinken holte. Jake ging ran. Es war wohl Kat, denn Jake sprach sehr lange, dann aber steckte er den Kopf in die Küche und sagte: »Es ist Raffy – und mach mir nichts zu trinken. Ich gehe zu ihm. Ach übrigens«, ergänzte Jake und grinste schelmisch, »er hat mich gefragt, ob er dich heiraten dürfe, und ich habe ihm mein Einverständnis unter der Bedingung gegeben, dass er mir vorher den Brautpreis zahlt.«
Ich warf eine Apfelsine nach Jake, etwas anderes bekam ich so schnell nicht zu fassen, aber Jake duckte sich und lachte provozierend. »Bis nachher!«
»Jake Lyon, komm sofort her!«, rief ich, aber er war schon fort.
»Raffy, bist du noch dran?«, fragte ich in den Telefonhörer.
»Ja, und ich habe gehört, was Jake gesagt hat«, erwiderte er lachend. »Demnach ist er unterwegs? Er hat die Neuigkeiten ziemlich gut aufgenommen, obwohl er das mit der Mitgift irgendwie falsch versteht.«
»Es gibt keine Neuigkeiten«, sagte ich schwach. »Und ich dachte, Jake könnte mich nach all diesen Jahren nicht mehr überraschen, aber da habe ich mich wohl geirrt. Was um alles in der Welt will er denn?«
»Nichts, was ich nicht verschenken könnte«, sagte Raffy geheimnisvoll und ließ sich nichts weiter entlocken.
Als Jake bald darauf nach Hause kam, trug er Raffys langen Ledermantel und wirkte sehr zufrieden mit sich: Ich war offensichtlich viele Rinderhäute wert. Jake nahm den Mantel mit ins Bett, aber vorher war ihm eingefallen, dass Raffy ihm etwas für mich mitgegeben hatte, und er zog eine kleine Schachtel aus der Tasche.
Im Innern lag ein kleines, schlichtes Goldkreuz. Ich sah es einen Augenblick an, dann ging ich zum Telefon.
»Raffy? Du hast noch nicht geschlafen, oder?«
»Nein, ich dachte mir, dass du anrufst.«
»Du solltest Jake nicht deinen schönen Mantel geben!«
»Ihm steht er sowieso viel besser, und außerdem habe ich lange genug ausgesehen, als wäre ich Matrix entsprungen. Nur frage ich mich jetzt, was dein Großvater wohl von mir fordern wird, von meiner Seele abgesehen.«
»Sei nicht albern, er ist doch kein Satanist«, entgegnete ich würdevoll.
»Ich weiß, das war ein Scherz.«
»Dürfen Vikare über so etwas Witze machen?«
»Du solltest mal den Bischof hören«, sagte Raffy. »Ein wenig Übermut ist uns dieser Tage schon gestattet. Gefällt dir das Kreuz? Ich dachte, du könntest es an deine Kette hängen, zu der kleinen goldenen Kakaobohne.«
»Die Bohne ist hohl, und ich bin sicher, Brummbart hat irgendeinen Zauber hineingetan.«
»Das ist in Ordnung: Mein Geschenk soll die andere Seite in dir reflektieren, die spirituelle, die an Engel glaubt. Hebe Winter trägt immer einen Fünfstern und ein Kreuz, ist dir das noch nicht aufgefallen? In Sticklepond lassen sich Hexenkunst und Christentum offenbar gut miteinander versöhnen. Du wirst dich bestimmt daran gewöhnen.«
»Mag sein, aber Hebe Winter macht auch ihre eigenen Gesetze«, wandte ich skeptisch ein.
Es wurde spät, und der nächste Tag würde anstrengend werden, trotzdem befragte ich vor dem Schlafengehen die Engelkarten. Sie versicherten mir, dass ich ohne Bedenken Liebe geben und annehmen könnte, aber sie verrieten nicht, wie man heidnische Großväter und erzürnte Bischöfe versöhnt. Ich hatte Angst, dass Raffy in Hinblick auf die Reaktionen der beiden etwas zu optimistisch war.
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