Schokoladenzauber - Roman
eine Braut aus der Wahrsagebude am Ende des Lancashire-Piers auserwählt hatte, und dies zu einer Zeit, als sich so etwas partout nicht schickte.
»Oh, gut«, bestärkte ich ihn und stellte den Tee auf den einzigen freien Platz inmitten des Chaos auf seinem Schreibtisch.
»Nachdem sich die Wolken der Verwirrung verzogen haben, die der Andere gesandt hatte, um die Erkenntnis vor mir zu verbergen, ist mir die Lösung aufgegangen, und ich habe dementsprechend gehandelt.«
Brummbart verfügt über ein privates Einkommen, aber vor sechs Jahren hatte er Mums nicht unbeträchtliche Schulden beglichen, nachdem sie sich ein allerletztes Mal vor unseren Augen in Luft aufgelöst hatte. Auch waren seine Investitionen nicht so lukrativ wie früher, und selbst der jüngste Vertrag über vier Bücher, den sein Agent an Land gezogen hatte, würde nicht genügen, um alle Rechnungen zu bezahlen und zudem die seltenen Bücher und Artefakte zu erwerben, deren Anschaffung Brummbart für sein Geburtsrecht hielt. Selbst jetzt lag sein Schreibtisch voller Auktionskataloge mit grellen Post-its, die interessante Lose markierten.
»Großartig«, sagte ich vorsichtig, denn Brummbarts sogenannte gute Ideen haben, wie seine Zaubertricks, die Neigung, entweder nach hinten loszugehen oder schlicht zu verpuffen. »Hat Zillah dir die Karten gelesen und etwas Gutes entdeckt?«
»Das hat sie. Es stehen Änderungen bevor.«
»Das sagt sie immer. Man könnte meinen, wir lebten in einer Art übernatürlichem Whirlpool.«
»Nun, Änderungen werden gewiss eintreten, denn ich verkaufe das Haus, und wir ziehen nach Sticklepond.«
Ich hatte gerade lose, unregelmäßig beschriebene Blätter eingesammelt, das jüngste Kapitel von Teufelsbrut . Jetzt hielt ich abrupt inne und sah Brummbart an. »Wir ziehen um? Inwiefern sollte das helfen?« Dann fiel der Groschen. »Oh, ich verstehe. Du hast vor, mit Zillah in ein kleineres Haus zu ziehen? Das ist keine schlechte Idee. Ich kann problemlos für Jake und mich sorgen, dank Internet läuft das Geschäft mit meiner Wunschschokolade gut.«
»Nein, nein«, widersprach er ungeduldig. »Ich will mich nicht verkleinern – ganz im Gegenteil: Wir werden alle dort Platz finden. Ein Makler ist mit einem guten Angebot für unser Haus auf mich zugekommen. Jemand hatte genau in dem Moment Gefallen daran gefunden, als ich auf die Anzeige für die Alte Schmiede in Sticklepond gestoßen war, die mir ein Freund geschickt hatte und die irgendwie zwischen meine anderen Papiere geraten war. Ich verstand, dass dies ein Zeichen war, und habe daher rasch gehandelt.«
Er schob den Grimoire beiseite und reichte mir die Broschüre, die darunter gelegen hatte – mit Bildern eines niedrigen, scheunenartigen Gebäudes. Es stand längsseitig zur Straße und wurde wie von zwei ungleichen Buchstützen an der einen Seite von einem kleinen alten Cottage und an der anderen von einem größeren viktorianischen Haus begrenzt.
»Das ist Miss Frintons Puppenmuseum!« Ich erkannte das Haus sofort, denn es lag ganz in der Nähe von Marked Pages – »Eselsohren« –, dem Antiquariat meines Freundes Felix, und genau dem Pub gegenüber, in dem ich mich zwei-, dreimal die Woche mit ihm und Poppy traf.
»Das war es einst, ist es aber schon lange nicht mehr – es hat eine ganze Zeit leer gestanden. Ich wusste zwar, dass es zum Verkauf angeboten wurde, verstand aber nicht, was das für mich bedeutete.« Er zeigte mit einem knochigen Finger, der mit einem massiven, ungewöhnlichen Silberring geschmückt war, auf das größere Haus. »Das ist das Wohnhaus, hier haben die Frinton-Schwestern gelebt. Es gäbe dort genügend Platz für meine Bibliothek, und auch Zillah hätte ihr eigenes Reich, genau wie hier. Der vordere Raum in dem kleinen Cottage war die Puppenklinik – ich dachte, er wäre ideal für dein Schokoladengeschäft. Dahinter gibt es genügend Platz für dich und Jake, obwohl das Cottage ein wenig renovierungsbedürftig ist.«
»Wenn ein Makler so etwas sagt, ist das Haus wahrscheinlich halb verfallen.« Würde die Broschüre doch auch Bilder aus dem Inneren des Cottage und des Haupthauses zeigen!
»Verfallen ist es nicht, vielleicht ein wenig vernachlässigt. Es war vermietet, daher hat das Cottage einen Anbau mit einer Küche und einem Bad darüber und zwei Schlafzimmern. Es ist größer als deine momentane Behausung.«
»Kleiner geht auch kaum«, sagte ich, obwohl wir ohne Mum natürlich mehr Platz hatten, erst recht, nachdem ich am
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