Schon in der ersten Nacht
willst, geh in die Kirche", unterbrach er sie hart.
"O Sam." Lindy begriff, dass es keinen Sinn hatte. "Kannst du denn nichts tun, um die Veröffentlichung zu verhindern?"
"Du überschätzt meinen Einfluss. Wenn die gigantische Maschinerie der Medien einmal in Gang ist, walzt sie alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt. Sag mir eins, Rosalind, zerstörst du das Leben aller deiner Freunde? Oder genieße ich eine
Sonderbehandlung? Vielleicht sollte ich deinen blonden Adonis warnen."
"Wie bitte?" Sie blickte ihn verständnislos an.
"Ich habe euch vor dem Krankenhaus gesehen. Ich wollte mit dir allein reden, aber dann tauchte dein Liebhaber auf." Sam lächelte ironisch. "Er hat dich wahrscheinlich nach Hause gebracht."
Du liebe Zeit, er meinte Adam. "Er ist gar nicht mein Freund, er ist verheiratet."
"Das könnte sich bald ändern, so, wie ihr getan habt." Sam gestand sich ein, dass er eifersüchtig war. Aber dass sie ihn so mitfühlend ansah, passte ihm überhaupt nicht.
"Ich habe die Jungen in die Badewanne gesteckt. Kannst du ein bisschen auf sie aufpassen, Lindy?" unterbrach Anna die wenig erfreuliche Unterhaltung.
"Ja natürlich." Lindy war froh über die Gelegenheit, sich zurückziehen zu können.
Als Lindy die breite Treppe hinaufging, holte Sam sie ein. "Deine Schwester hat vorgeschlagen, dass ich dir Gesellschaft leiste."
"Typisch! Aber du hättest dich ja weigern können."
"Dazu hatte ich keinen Mut."
"Manchmal frage ich mich wirklich, wie Adam es mit ihr aushält."
"Steckt die Ehe in einer Krise?"
Lindy lachte. "Nein, im Gegenteil, sie turteln immer noch so heftig wie in den Flitterwochen. Ich glaube, es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick." Sie öffnete die Badezimmertür. "Kinder, lasst das Wasser in der Wanne!" rief sie aus, als sie die Überschwemmung sah.
"Du brauchst nicht hier zu bleiben, Sam. Ich verrate Anna nichts."
Er betrachtete erst die Kinder, dann Lindy. "Tut es dir nicht Leid, auf das alles wegen eines verheirateten Mannes zu verzichten? Ein gemütliches Zuhause, Kinder und so?" fragte er.
"Ich habe meinen Beruf." Sollte Sam doch glauben, Adam sei ihr Liebhaber. Dann würde er wenigstens nicht erfahren, wie sehr er ihr fehlte und dass sie ihn immer noch liebte.
"Reicht dir das?"
"Dir doch auch."
"Weshalb scheust du dich vor einer direkten Antwort? Du musst ja nach diesem Kerl ganz verrückt sein, Rosalind."
"Wieso?" Sie zog den Stöpsel aus der Badewanne. "Fertig, ihr beiden. Das Wasser wird zu kalt." Dann hüllte sie Nathan in ein Badetuch und trocknete ihn ab. Zu ihrer Überraschung tat Sam dasselbe mit seinem Namensvetter. "Zieht euch die Schlafanzüge an, ehe ihr euch die Zähne putzt", forderte sie die Zwillinge schließlich auf.
"Weil du seinetwegen bereit bist, all deine Prinzipien zu vergessen", kam Sam auf ihre Frage zurück.
"Ich habe nicht behauptet, es sei etwas Ernstes." Plötzlich fand sie die Diskussion über etwas, das nur Sams Fantasie entsprungen war, völlig absurd.
"Nichts Ernstes! Mich hast du wegen einer Jugendsünde verurteilt, ohne mich anzuhören, und jetzt tust du so, als wäre es ganz normal, mit einem verheirateten Mann zu schlafen. Ich habe in meinem Leben schon einige seltsame Frauen kennen gelernt, aber du übertriffst alle."
Während er ihr half, die Badetücher zusammenzulegen, berührte er mit den Fingerspitzen ihr Handgelenk. Sogleich überlief es sie heiß, und sie hatte das Gefühl, vor lauter Verlangen und Sehnsucht nach ihm verrückt zu werden.
"Bitte, Sam", bat sie heiser. Als sie leicht schwankte, hielt Sam sie an den Armen fest.
Gleich küsst er mich, dachte sie, während sie den Duft seines warmen Körpers wahrnahm, diesen herben Duft, der ihr schon immer die Sinne verwirrt hatte.
"Was, zum Teufel, soll das?"
Sam schob sie von sich, und Lindy kehrte in die Wirklichkeit zurück. Sie war zutiefst verletzt und wusste nicht mehr, ob sie sich selbst überhaupt noch trauen konnte.
"Tu mir bitte einen einzigen Gefallen. Bleib nicht zum Essen." Sie konnte die Situation nicht mehr ertragen und war nahe daran, in Tränen auszubrechen.
Er ließ den Blick langsam über ihr Gesicht gleiten. Dann zog er sein Handy aus der Tasche und erklärte: "Okay, ich muss dringend weg."
"Danke", sagte sie erleichtert.
"Ich tue es nicht dir zuliebe, sondern nur meinetwegen, um den Verstand nicht zu verlieren", sagte er ironisch.
8. KAPITEL
"Hast du schon die Zeitung gelesen?" fragte Beth Lacey ihren Mann und schenkte ihm noch einen
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