Schon in der ersten Nacht
herein.
"Ich bestelle Ihnen ein Taxi zum Hinterausgang." Er gab ihr eine Chipkarte für den Personalausgang. "Da stehen keine Journalisten.
Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?"
Als sie ihn auf die Wange küsste, sah er sie verblüfft und erfreut zugleich an. "Nein, Sie haben genug getan", erwiderte sie. "Danke für alles."
Sam ließ sich teilnahmslos von ihr hinausführen, nachdem sie den Schwestern die Telefonnummer des Hotels aufgeschrieben hatte, das Adam ihr empfohlen hatte. Dann stiegen sie ins Taxi, und Lindy nannte dem Fahrer den Namen des Hotels. Sie seufzte erleichtert auf, als sie das Krankenhausgelände verlassen hatten, ohne dass man sie belästigt hatte.
Im Hotel bestellte Lindy das Dinner aufs Zimmer. Doch Sam hatte noch nicht einmal die Hälfte gegessen, als ihm die Augen zufielen. Er lehnte sich zurück und schlief sogleich tief und fest ein.
Im Schlaf sah er schutzlos und wehrlos aus. Er war bis an die Grenzen der mentalen und körperlichen Belastbarkeit gegangen, vielleicht sogar darüber hinaus. Ich liebe ihn so sehr, dass es körperlich wehtut, dachte Lindy. Aber sobald er aufwachte, wäre er wieder der alte Sam. Sie bereute nicht, dass sie gekommen war.
Sie hatte helfen wollen, und das hatte sie auch getan, indem sie in einem kritischen Moment bei ihm gewesen war.
Durch ihr Misstrauen hatte sie jedoch alles zerstört. Dass Sam ein liebevoller Vater war, hatte er ihr bewiesen. Sie wünschte sich, sie hätte schon viel früher an ihn geglaubt.
Er schlief ruhig weiter, als sie ihm die Schuhe auszog und eine Wolldecke über ihn ausbreitete. Dann legte sie sich, ohne erst die kleine Reisetasche auszupacken, die sowieso nur das Allernötigste enthielt, in das breite Bett
Früh am Morgen wurde Lindy durch leises Fluchen und Klappern wach. "Sam?" Verschlafen knipste sie die Nachttischlampe an.
Er stand am anderen Ende des Raumes und hatte einen kleinen Tisch umgestoßen. "Rosalind? Wo, zum Teufel, bin ich?" Fassungslos blickte er sie an.
"Erinnerst du dich nicht?" Sie hätte am liebsten geweint.
"Ben ist wirklich bei Bewusstsein? Es war kein Traum?"
"Es war kein Traum", bestätigte sie und stützte sieh auf den Ellbogen.
Sam seufzte erleichtert auf und sah auf die Uhr. "Warum hast du mich so lange schlafen lassen?" Mit finsterer Miene griff er nach dem Telefon.
"Die Nummer vom Krankenhaus liegt daneben." Sie hatte damit gerechnet, dass sein Sohn ihm wichtiger war als alles andere.
Sam nahm den Zettel in die Hand und warf Lindy einen flüchtigen Blick zu, ehe er die Nummer wählte und sich nach Ben erkundigte.
"Ben schläft", verkündete er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. Er wirkte immer noch angespannt, hatte sich jedoch, wieder unter Kontrolle. "Sie sind nicht besonders mitteilsam."
"War er sehr schwer verletzt?"
Er sah sie überrascht an. "Weißt du es nicht?"
"Nein, jedenfalls nicht genau." Ich kann ihm unmöglich verraten, dass ich mich spontan in den nächsten Flieger gesetzt habe, ohne überhaupt genau zu wissen, was passiert ist, überlegte sie.
"Ein Betrunkener hat ihn angefahren." In seinen Augen blitzte es zornig auf. Lindy erbebte. Sie konnte sich gut vorstellen, was er dabei empfand. "Mehrere innere Verletzungen, innere Blutungen und Schädelbruch. Man hat mir versprochen, mich zu informieren, wenn sein Zustand sich verändert. Aber jetzt musst du mich aufklären. Wie konnte ich zusammen mit dir in einem Hotelzimmer landen?"
Vor dieser Frage hatte sie sich gefürchtet. "Es war nur ein Zimmer frei."
Er setzte sich neben sie auf die Bettkante, und sogleich breitete sich Panik in Lindy aus. "Über die Schlafgelegenheiten sprechen wir noch.
Ich meine, wie bin ich ins Hotel gekommen?"
"Mit dem Taxi." Wenn ich zugebe, dass ich ihn an die Hand genommen habe, geht er sicher in die Luft, dachte sie.
"Du liebe Zeit, ja, ich erinnere mich wieder." Er schüttelte den Kopf, wie um einen Dunstschleier aufzulösen. "Und wieso bist du wieder in den Staaten, Rosalind?"
"Ich hatte ein Meeting mit Dr. Bohman von der Verwaltung", improvisierte sie rasch. "Wir wollten Erfahrungen austauschen."
"Wie günstig!" Seine Miene wirkte so reglos, dass Lindy nicht hätte sagen können, ob er ihr glaubte oder nicht.
"Dann habe ich mich kurzfristig entschlossen, dich zu besuchen."
"Du hast mehr getan als nur das."
"Für jeden anderen hätte ich dasselbe getan."
"Wirklich?" fragte er skeptisch.
"Du konntest dich kaum noch auf den Beinen halten."
"War das deine Diagnose als
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