Schon in der ersten Nacht
Recht?" vergewisserte er sich.
"Ja, das ist zu befürchten", antwortete der Arzt.
Marilyn schluchzte auf und warf sich ihrem Mann in die Arme.
"Das arme Kind!"
"Was genau heißt das?" erkundigte Sam sich.
"Der Junge wird lebenslang Dialysepatient sein."
"Käme eine Transplantation infrage?"
"Das wäre eine Möglichkeit, aber erst muss ein geeigneter Spender gefunden werden. Ein naher Verwandter wäre am besten. Hat Benjamin Geschwister?"
"Ich bin schwanger." Marilyn wischte sich die Tränen weg.
"Scheide ich deshalb als Spenderin aus?"
"Liebes ..." Ihr Mann zog sie an sich.
Sam sah die beiden überrascht an. "Gratuliere. Selbstverständlich bin ich bereit, mich zur Verfügung zu stellen."
Lindy zuckte insgeheim zusammen, obwohl sie mit dieser Reaktion gerechnet hatte. Und ausgerechnet ihm hatte sie vorgeworfen, kein guter Vater zu sein!
"Wir müssen natürlich erst prüfen, ob Sie geeignet sind, Mr.
Rourke."
"Tun Sie es."
"Wenn die Tests positiv ausfallen, besprechen wir die Details ..."
"Nicht nötig, Sie können gleich einen Termin für die Transplantation festsetzen."
"Aber erst muss der Junge sich von den Verletzungen erholen", wandte der Arzt ein und zog sich dann taktvoll zurück.
"Wir hatten kein Recht, dich aufzufordern, Ben nicht mehr zu besuchen, sondern hätten ihm sagen müssen, dass du sein Vater bist.
Ich habe deine Schuldgefühle absichtlich ausgenutzt", gab Marilyn zu.
"Es war unfair dir und Ben gegenüber. Als ich dich an seinem Bett sitzen sah, wurde mir bewusst, was ich dir angetan habe. Es ist durchaus verständlich, dass du verbittert bist, denn du warst immer ein guter Vater."
"Ein abwesender Vater", wandte Sam ein.
"Weil du keine andere Wahl hattest. Du musstest Geld verdienen.
Du hast sogar Ben und mir zuliebe dein Studium abgebrochen und mir meine Ausbildung bezahlt. Und wie habe ich es dir gedankt?" Sie fing wieder an zu weinen.
"Lass uns nicht die Vergangenheit heraufbeschwören, Marilyn.
Wichtig ist jetzt nur, dass wir Ben helfen."
Der Arzt tauchte wieder auf und verkündete: "Mrs. Tenant, Ihr Sohn ist wach, er möchte Sie sehen."
"Oh, wie sehe ich aus? Er soll nicht merken, dass ich geweint habe."
"Du siehst gut aus; Liebes", beruhigte Murray seine Frau. "Komm mit, Sam."
"Nein, noch nicht." Sam schüttelte den Kopf.
Lindy war ziemlich erschüttert. Sie durfte gar nicht daran denken, was sie ihm alles vorgeworfen hatte. Schon seit einiger Zeit war ihr klar, dass sie ihm unrecht getan hatte. Doch erst jetzt erkannte sie ganz klar, welche Opfer er gebracht hatte. Sie fühlte sich ziemlich elend und war zugleich stolz auf ihn.
"Warum gehst du nicht mit ihnen?"
"Der Junge will keinen Fremden sehen, sondern nur seine Eltern."
Sie konnte sich gut vorstellen, wie verletzt er war, und hätte ihm gern die Hand auf den Arm gelegt. Aber diese kleine Geste hätte eine Intimität vorausgesetzt, die zwischen ihnen trotz der
leidenschaftlichen Liebesnacht nicht mehr bestand. Lindy machte sich keine Illusionen. Ihr war klar, weshalb Sam mit ihr geschlafen hatte.
"Erzähl mir was über Transplantationen, Rosalind."
"Zuerst wird geprüft, ob jemand als Spender geeignet ist. Je besser er zum Empfänger passt, desto größer sind die Erfolgsaussichten.
Voraussetzung ist natürlich auch, dass deine beiden Nieren gesund sind, das wird zuvor genau untersucht. Eine Operation ist immer ein Risiko, Sam." Es fiel ihr schwer, sachlich und objektiv mit ihm darüber zu reden, .während sie in Wirklichkeit genau wusste, welche Gefahren für ihn damit verbunden waren.
"Kann das Organ vom Empfänger abgestoßen werden?"
"Ja, das kann passieren. Aber wie gesagt, je besser Spender und Empfänger zusammenpassen, desto kleiner ist das Risiko. Du darfst jedoch nicht vergessen, dass du danach nur noch eine Niere hast."
"Damit kann ich doch ganz gut leben, oder?"
"Wenn diese Niere durch irgendwelche Umstände krank oder beschädigt wird, geht es dir so wie Ben jetzt."
Er machte eine abwehrende Handbewegung. "Ich kann wenigstens etwas für ihn tun. Das erleichtert mich ungemein. Nur hilflos zuzusehen ist schrecklich frustrierend. Warum ausgerechnet Ben?
habe ich mich immer wieder gefragt. Glaub mir, Rosalind, ich hätte den Kerl, der daran schuld ist, umbringen können, obwohl ich sonst kein gewalttätiger Mensch bin."
Sein Schmerz machte Lindy das Herz schwer. Aber wie konnte sie ihn trösten? Irgendwelche Platitüden wollte er bestimmt nicht hören.
"Sam, die Ärzte hier werden
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