Schon in der ersten Nacht
Folgen haben könnte. Dabei hätte sie sogleich nach dem Aufwachen darüber nachdenken müssen. Was hatte sie stattdessen getan? Ich habe Sam im Schlaf beobachtet und ihn bewundert und konnte mich nur mühsam beherrschen, ihn nicht anzufassen, gestand sie sich ein.
"Du konntest es unmöglich wissen." Sie fuhr sich durchs Haar.
"Stimmt, du hast dich mir ja auch nicht anvertraut. Aber ich hatte so eine Ahnung."
"Hast du mir nicht Ben verheimlicht?"
"Wenn du mir die Gelegenheit gegeben hättest, hätte ich es dir noch gesagt. Aber du hattest einfach kein Vertrauen."
"Ich hatte Gründe, warum ich ..." Sie unterbrach sich und bedeckte das Gesicht mit den Händen. "Es ist sowieso zu spät. Du wirst mir nie verzeihen."
"Hast du mir denn verziehen, dass ich dir unterstellt habe, du hättest mit irgendwelchen Journalisten über Ben geredet?"
"Dann weißt du, dass ich es nicht getan habe?" Sie lächelte erleichtert. "Das freut mich."
"Du hattest Recht, es war Magda. Sie ist eine verrückte, verdrehte Person, und ich war auch noch so dumm, ihr einen Job zu geben", antwortete er.
"Schade, dass mich niemand vor ihr gewarnt hat."
Sam nickte zustimmend. "Sie war drogensüchtig, hat die Sucht jedoch mit Hilfe ihres Mannes überwunden. Tom, ihr Mann, hatte mich gebeten, während seiner Abwesenheit auf sie aufzupassen. Eines Abends tauchte sie bei mir auf und erzählte, sie werde verfolgt. Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass sie immer wieder solche Geschichten erfindet, hätte ich mir viel Ärger erspart.
Aber ich habe ihr geglaubt und bin mit ihr zur Polizei gegangen.
Man schien sie nicht ernst zu nehmen. Sie war jedoch so verstört, dass ich sie bei mir habe übernachten lassen, bis Tom zurückkam. Als ich sie einmal dabei ertappte, wie sie meinen Schreibtisch durchwühlte, hatte sie eine dumme Ausrede parat.
Sie hat alle Briefe von Marilyn gelesen und Bens Foto entdeckt.
Natürlich versprach sie mir hoch und heilig, nie darüber zu reden.
Nachdem dann monatelang nichts geschah, habe ich die ganze Sache vergessen. Glücklicherweise hat Tom mir geglaubt, dass ich nie mit ihr geschlafen habe."
Lindy bezweifelte nicht mehr, dass Sam durch und durch anständig und ehrlich war. Obwohl die Begriffe etwas altmodisch klangen, trafen sie auf ihn zu. Er war natürlich kein Heiliger, aber das erwartete sie auch gar nicht. Wenn sie nicht so viel Angst davor gehabt hätte, noch einmal so schlechte Erfahrungen zu machen wie damals, wäre sie vielleicht nicht auf Magdas Gerede hereingefallen. Und dann würde jetzt alles anders aussehen.
"Glücklicherweise war Magda damals nicht mein einziger Gast", fuhr Sam fort. "Übrigens, die meisten Menschen - Anwesende ausgenommen - finden meine Ehrlichkeit unwiderstehlich." Er verzog leicht spöttisch die Lippen. "Dieses Mal hatte Tom mich gebeten, ihr einen Job zu geben. Er erklärte, sie habe eine Therapie gemacht, und es sei alles in Ordnung. Als er den Scheck von dem Zeitungsverlag fand, hat sie ihm schließlich die Wahrheit gesagt. Er hat mich sogleich angerufen, der arme Kerl." Sam schüttelte den Kopf. "Er war völlig fertig, will sich jedoch nicht von ihr trennen."
"Warum nicht?" fragte Lindy.
"Weil er sie liebt." Sam sah sie so eindringlich an, dass sie erbebte.
Wollte er ihr mit diesem intensiven Blick etwas Bestimmtes sagen?
"Diesem hinterhältigen Reporter habe ich die Exklusivstory vermasselt", erklärte er mit zufriedener Miene.
"Wie hast du das denn geschafft?"
"Indem ich Marilyn gebeten habe, sich mit der Geschichte an eine der ganz großen Zeitungen zu wenden. Erst wollte sie es nicht, doch dann hat sie eingesehen, dass sie auf diese Art wenigstens einen gewissen Einfluss darauf nehmen konnte, was berichtet wurde und was nicht. Unter den Umständen hielt ich es für die beste Lösung.
Leider sind wir durch den Unfall jetzt immer noch in den Schlagzeilen. Wenn ich Magda eher durchschaut hätte, wäre das alles nicht passiert."
"Sie ist verrückt nach dir", erwiderte Lindy zögernd. Lieber hätte sie über andere Dinge mit ihm geredet als ausgerechnet über Magda.
"Sie erzählt überall herum, ihr hättet eine Affäre gehabt. Ich wünschte, ich hätte nicht auf sie gehört. Offenbar hat sie uns beide hereingelegt."
"Na endlich, du hast es gerade getan", rief er aus. Als sie ihn verständnislos ansah, fügte er hinzu: "Du hast mir verziehen. Aber glaubst du wirklich, ich sei nicht dazu fähig, dir zu verzeihen? Oder hast du ein Problem damit, dir zu verzeihen?
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