Schon wieder Greta!
du schon, was du sehen willst?«
»Nein, nicht wirklich. Keine Liebesgeschichte oder was zum Schmachten. Eher was mit Action, Blut und coolen Typen. Kannst du dich noch an ›Gangs of New York‹ erinnern? Mit Leonardo DiCaprio? Das wäre jetzt so das Richtige. Was meinst du?«
»Hm, hab mir keine Gedanken gemacht. Wir finden schon das Richtige, um dich abzulenken. Er hat sich nicht gemeldet, oder?«
»Nein.«
»Gut, wir wollen auch nicht darüber sprechen. Wenn du willst, organisiere ich noch ein paar Freunde. Dann lernst du gleich noch ein paar andere Leute kennen. Okay?
»Passt, Mona. Mach nur.« Greta drückte ihre Freundin fest und innig. »Ich bin so froh, dass ich hier sein kann und du für mich da bist. Danke.«
»Ach, du bist schon wieder so gefühlsduselig. Den ganzen Nachmittag alleine unterwegs - das hat dir nicht gut getan. Du grübelst dann zuviel. Komm jetzt, die Katzen brauchen frische Milch und ein bisschen Trockenfutter. Außerdem - such dir schon mal was zum Anziehen. Ich mach jetzt einen Rundruf und in zwanzig Minuten sind wir unterwegs, Liebes.«
»Sag mal, kann ich Schuhe von dir anziehen? Ich hab nur die Boots dabei und die hat mir Mike in München gekauft. Irgendwie ist mir nicht danach.«
»Ja, klar. Du kannst dich an meinem Kleiderschrank bedienen. Bitte! Ach, kann ich dann deine neue Ledernietenweste anziehen? Die ist so rattig! Okay?«
»Hey Mona, ich wüsste gerade nicht, was ich ohne dich tun würde. Du bist wirklich mein Schatz. Die Weste liegt auf deinem Bett. Leg los.« Greta empfand echte Dankbarkeit für die Nähe und das liebevolle Verständnis, das ihr Mona entgegenbrachte. Es war ein Vertrauen, das eigentlich ohne Worte existierte. Nur eins wollte sie im Moment nicht: schon wieder mit ihren Gefühlen anfangen. Mona hatte ja recht, sie war tatsächlich etwas melancholisch. Aber die Sache mit Mike fiel ihr wirklich nicht so leicht.
Die Mädels waren fertig und auf dem Weg zum Kino. Mona hatte noch zwei Freundinnen und einen Freund für den Abend begeistern können. Diese warteten schon am Kinoeingang mit Karten für einen Indie-Film. Der Abend verlief sehr entspannt und Greta kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Die Freunde waren echte Partyknaller. Immer einen Witz auf Lager. Der Film selbst war irgendein unbekannter Independent-Streifen. Viel Getöse, wenig Handlung, viel verstanden hatte Greta nicht. Mona gestand später selbst, dass sie auch keinen blassen Schimmer hatte, worum sich der Film eigentlich drehte. Das allein war schon genug Steilvorlage für weitere Lacher.
Anschließend entschieden sie, noch auf ein Bier in die Kneipe in der Nachbarschaft zu gehen. Ganz entspannt. Nur noch ein paar Chicken Wings knabbern. Eigentlich war Greta nicht danach. Sie wollte sich ausklinken und heimgehen. Aber es war dann doch so witzig und so lustig, dass sie nicht nein sagen konnte.
Die Kneipe war ziemlich voll, aber es gelang ihnen, in einer Ecke ein Plätzchen zu ergattern. Die Chicken Wings und das Bier waren schnell bestellt. Greta musste zur Toilette. Als sie sich danach durch die Menge schob und wieder am Tresen angekommen war, stockte ihr der Atem.
Das konnte nicht sein.
Mike!
In der Bar.
Am anderen Ende des Tresens.
Er stand mit dem Rücken zu ihr und sie konnte sehen, dass er zu einer Frau sprach: lange dunkle, glatte Haare. Asiatisch. Bildschön.
Oh Gott, was mach ich jetzt?
Kann sich bitte der Boden auftun? Ich verschwinde.
Kann doch nicht hier einfach so tun, als sehe ich ihn nicht.
»Was ist los, Greta?«, fragte Mona. »Hast du was? Du siehst aus, als hättest du gerade George Clooney gesehen.«
»Schlimmer. Es ist Mike. Dreh dich jetzt nicht um. Er steht mit dem Rücken zu uns am anderen Ende des Tresens. Ich will nicht, dass er mich hier sieht. Er ist mit einer bildschönen Asiatin hier. Sie ist bestimmt Model, so wie die aussieht. Bitte Mona, mach jetzt kein Drama.«
Natürlich war Mona neugierig, sah aber, wie verstört Greta vor ihr stand. Langsam und unauffällig drehte sie sich um. Richtig, da lehnte eine Frau an der anderen Seite des Tresens: die Haare so dicht wie ein Vorhang und so lang, dass sie bis zum Po reichten. Dabei ein Gesicht wie aus der Vogue oder der InStyle. Eine dieser Frauen, die zwar asiatische Gesichtszüge hatten, aber eine Figur wie vom Ipanema Strand. Und eine Ausstrahlung, die Männer und Frauen gleichzeitig neidisch machte. Davor, mit dem Rücken zu Mona, ein großer Mann: dunkle Haare, etwas wellig und bis in den
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