Schon wieder Greta!
sein letztes Stück Croissant. Sein Appetit war wirklich erstaunlich.
»Gut Greta, so machen wir es. Ich werde mich um diese ganze Sache heute kümmern. Deine Nummer habe ich. Sobald Land in Sicht ist, melde ich mich.« Mike seufzte. »Ein bisschen traurig bin ich schon, dass du nicht gleich mit zu mir kommst. Aber ich verstehe, was du meinst. Ich bin mir auch sicher, dass bis heute Abend alles wieder im Lot ist. Die kommenden Tage gehören uns. Soll ich dir noch ein Taxi bestellen, oder kann ich dir sonst noch was Gutes tun?«
»Nein, danke dir. Ich komm klar. New York wartet auf mich. Melde dich, wenn du kannst. Bis später.«
Mike stand auf, bedeutete Carlos, die Rechnung zu bringen und wandte sich zu Greta um. Er beugte sich zu ihr, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sofort war Greta wieder heiß im Nacken. Alles war vergessen. Hätte sie nicht so sehr darauf gedrängt, allein zu sein und um Distanz gebeten, sie wäre ihm jetzt auf der Stelle völlig verfallen. Mike war einfach ein unglaublich guter Küsser.
Mike ließ sie los und ging. An der Tür drehte er sich noch einmal um. Sein Blick versetzte Greta augenblicklich in eine andere Dimension. Es war, als würde James Dean ihr über die Schulter einen Blick zuwerfen - und nur sie war jetzt gemeint. Die Erde hörte für einen Moment lang auf, sich zu drehen. »Bis später, Babe.«
Und weg war er.
Kapitel 4
Mike war fort und Greta hockte immer noch allein bei Carlos. Im Grunde war sie total platt. Sprachlos. In was war sie da bloß hineingeraten? Mit Drogen hatte sie auch im Entferntesten noch nie etwas zu tun gehabt. Das war ihr unheimlich. Nun gut, beruhigte sie sich, erst mal hatte sie ja mit solchen Dingen nichts am Hut - und Mike angeblich auch nicht. Ganz sicher war sich Greta aber nicht. Sie wollte Mike so gerne glauben. Was hielt sie nur davon ab?
Endlich kehrte ihr Appetit zurück. Das Brioche, von dem sie zwar nur einmal abgebissen hatte, war extrem lecker gewesen, aber bei Carlos mochte sie jetzt nicht länger bleiben. Sie brauchte ihr eigenes New York. Als sie die Strickjacke überstreifte, kam Carlos an den Tisch und erkundigte sich nach ihrem Befinden.
»Ja, alles wunderbar, Carlos. Vielen Dank.«
»Madame, Sie machen so ein besorgtes und betrübtes Gesicht. Es ist hoffentlich nichts Schlimmes mit Ihnen und Mike, oder?«
»Ach Carlos, nein. Natürlich nicht.« Greta versuchte ganz heiter zu wirken. »Aber manchmal ist das Leben wirklich verrückt, finden Sie nicht auch? Und Männer zu verstehen, war noch nie meine Stärke.«
»Ja, ich gebe zu, Mike ist ein bisschen verrückt und er hat bestimmt Geheimnisse, die wir nicht kennen. Aber wer verrückte Freunde hat, hat gute Freunde. Daran kann nichts falsch sein.«
Carlos räumte den Tisch ab und kehrte an den Tresen zurück. »Bis bald!«, rief er und winkte.
Jetzt war Greta noch verwirrter als zuvor.
Mike hatte Geheimnisse?
Und »verrückte Freunde sind gute Freunde«?
Na ja, damit kann ich echt was anfangen ...
Ihr Handy brummte.
Gott sei Dank!
Eine Nachricht von Mona: »Alles okay? Zeit für einen Snack in meiner Lunchpause?«
Perfekt!
Greta war für den Nachmittag mit Mona verabredet. Sie sagte zu. Und bis dahin konnte sie sich ein bisschen in der Stadt tummeln. Ein Besuch im Guggenheim Museum wäre zum Beispiel nicht schlecht.Das würde sie auf andere Gedanken bringen.
Draußen war die Sonne inzwischen so hoch gestiegen, dass sie wärmte; Greta schlenderte durch die Straßen und ließ sich mit dem Spaziergang Zeit. Auf dem Weg zum Museum kam sie an einigen Plätzen vorbei, auf denen Basketball gespielt wurde. Die Jungs dort waren total in ihrem Element, die Szene glich fast haarklein jenen, wie man sie aus Sitcoms kannte: heile Welt, Gejohle, Lachen über dreckige Witze, Spaß mit Freunden. Warum konnte sie nicht so einen kennenlernen?, dachte sie bei sich. Warum musste es ausgerechnet Mike sein? Einen ganz normalen Typen wollte sie. Aber die gibt’s wahrscheinlich gar nicht, hallte es in ihrem Kopf nach.
Der Besuch im Guggenheim tat seine Wirkung. Die Ausstellung von Picasso war besonders inspirierend. Die Farben, die ungewöhnliche Anordnung der Formen, die dann doch perfekt zusammenzupassen schienen. Greta tauchte ganz in die Welt der Künste ein. Wie wohl ein Rotbraun oder ein Lila riechen würde?, fragte sie sich. Endlich ging es mal nicht um Mike und seine komische Drogenstory. Greta war doch schließlich in New York, ihrer
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