School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
mal sehen«, murmelte ich.
Ich sah mich suchend um und entdeckte Jason, dem man die Hände auf den Rücken gedreht hatte. Jetzt würde sich gleich zeigen, ob meine Kraft die Barriere überwinden konnte, von der Magnus so sicher war, dass sie hielt.
Hilf ihm, und beschütze auch ihn! Kaum hatte ich den Befehl gedacht, gingen die beiden Männer, die Jason zwischen sich festhielten, zu Boden. Den Bruchteil einer Sekunde später erkannte ich den blauen Schimmer, der sich nun auch um ihn gelegt hatte. Ich lächelte zufrieden.
Lautes Gemurmel erfüllte den Raum. Ich sah zu Magnus, der jetzt sichtlich beunruhigt wirkte. Unsere Blicke trafen sich erneut, und wieder fragte ich mich, weshalb er mir so bekannt vorkam. Wo hatte ich ihn schon einmal gesehen?
Doch bevor ich noch darüber nachdenken konnte, deutete er mit dem Finger auf mich. Sein Gesicht war zu einer irren Fratze verzerrt, als er rief:
»Vernichtet sie!«
Für einen Moment war ich regelrecht baff. Wieso vernichten? Ich war doch eine der mächtigen Vier, und er wollte mich, um an die Macht zu kommen.
Ich sah zu Magnus, der jetzt wie die beiden Mächtigen an seiner Seite die Arme auf mich gerichtet hatte. Zu spät fiel mir ein, dass ich zwar David und Jason mit einem Schutzschild versehen hatte, nicht aber an mich selbst gedacht hatte.
Der Schmerz kam völlig überraschend und zog mir förmlich den Boden unter den Füßen weg. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie David sich aufrichtete, um mir zu helfen, doch ich hob rasch die Hand.
»Bleib, wo du bist. Ich weiß nicht, wie stark dein Schutz ist. Ich schaffe das schon«, stöhnte ich und versuchte den Schmerz zu verdrängen.
»Du bist viel zu schwach«, widersprach David besorgt, doch ich schüttelte den Kopf. Ich wollte ihn nicht noch einmal in Gefahr bringen. Zu sehen, wie er eben fast in meinen Armen gestorben war, hatte mich schier um den Verstand gebracht.
»Vertrau mir einfach«, bat ich ihn und schloss die Augen, um mich ganz auf meine Kraft zu konzentrieren. Ich versuchte den Schmerz auszublenden, der wie Tausende kleiner Messerstiche auf meinen ganzen Körper traf.
Ich biss mir auf die Zunge, um den Schrei zu unterdrücken, der sich den Weg aus meiner Kehle bahnen wollte. Stattdessen richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die wohltuende Wärme in mir und befahl ihr, mich vor den Angriffen zu schützen.
Die Schmerzen verebbten langsam, und ich konnte wieder einen klaren Gedanken fassen. Ich rappelte mich auf und sah direkt in Magnus‘ schreckgeweitete Augen, als er begriff, dass seine Angriffe mir nichts mehr anhaben konnten.In diesem Augenblick begriff ich, dass ich handeln musste. Ich durfte nicht zulassen, dass diese fanatische Organisation weiterhin ihr Unwesen trieb und unschuldige Übernatürliche gegen ihren Willen vereinnahmte.
Ich hatte keine Wahl, ich musste sie alle vernichten. Mein Blick wanderte zu Mona, die hastig Zeichen vor sich in die Luft malte. Ihre Lippen bewegten sich hektisch, und ihr Blick flackerte immer wieder unsicher zu Magnus.
Eine Welle des Bedauerns ergriff mich, als mir klar wurde, dass ich auch sie auslöschen musste.
Um den Tränen Einhalt zu gebieten, die schon wieder in mir aufstiegen, schloss ich die Augen. Es war so weit. Ich breitete die Arme aus und wurde eins mit meiner Macht.
Vernichte sie alle! Diesmal dachte ich die Worte nicht nur, sondern sprach sie laut aus. Kaum waren sie mir über die Lippen gekommen, spürte ich, wie der Boden unter mir verschwand und wie ich nach oben schwebte.
»Lucy!«, schrie David aufgeregt, doch ich konnte ihm nicht antworten, denn ich musste mich völlig auf meine Macht konzentrieren.
Plötzlich zog ein Wind durch die Höhle. Der zarte Stoff meines Kleides schwebte um mich herum, als wäre er ein eigenständiges Wesen.
Vernichte sie alle! , wiederholte ich meinen Befehl. Meine gesamte Kraft zog sich zu einem Punkt in meiner Brust zurück, um sich dort zu bündeln. Sie wurde so stark, dass sie gegen meine Lungen drückte und ich kaum noch Luft bekam.
Mit einem gewaltigen Schrei ließ ich meine gesammelte Macht frei. Wie eine monströse Welle bahnte sie sich ihren Weg aus meinem Körper, um sich anschließend blitzartig durch die Reihen der dunkelgekleideten Anhänger zu bewegen. Entsetzte Aufschreie folgten, und dann war es plötzlich ganz still.
Im selben Augenblick, als ich meine Augen öffnete, fiel ich aus ungefähr zwei Metern wie ein Stein nach unten. David reagierte sofort und versuchte mich aufzufangen.
Weitere Kostenlose Bücher