Schooldays (Beachrats: Teil 5)
strikt gegen gleichgeschlechtliche Paare und sie hatte ihren Prediger mitgebracht, der selbst noch wie ein Junge aussah. Er sollte ihr aber wohl moralischen Beistand leisten oder so etwas. Miss Sally hatte das Problem bereits vor dem Meeting mit mir besprochen. Anscheinend war ihr dieser Prediger bereits mit diesem Thema auf die Nerven gegangen.
»Du darfst auf keinen Fall nachgeben«, sagte sie zu mir, als wir in ihrem Büro miteinander sprachen.
»Nein, Ma‘am, das werde ich nicht«, versicherte ich ihr.
»Wir hatten vor ein paar Jahren ein Referendum zu diesem Thema und das Referendum hat Bestand.«
»Was bedeutet das?«, fragte ich.
»Eine Abstimmung. Wir haben die Schüler darüber abstimmen lassen und die gleichgeschlechtlichen Paare haben gewonnen.«
»War ich da schon hier?«, fragte ich, weil ich mich an so etwas nicht erinnern konnte.
»Nein, du warst damals noch in der achten Klasse. Clay war allerdings hier.«
»Wie hat er abgestimmt?«, wollte ich wissen.
»Ich weiß nicht, wie er abgestimmt hat. Was spielt das für eine Rolle?«
Für mich spielte es eine große Rolle, wenn man bedenkt, dass er schwul war, sich aber nicht bei seinem eigenen schwulen Bruder, bei mir, geoutet hatte. Bei seinem Bruder, der sich bei seiner Familie geoutet hatte. Ich hatte irgendwie noch immer ein Problem mit dem, was er getan hatte, aber das ging nur mich etwas an.
»Keine, schätze ich«, antwortete ich deshalb.
»Wie auch immer, falls und wenn es zur Sprache kommt, sag ihnen, dass du mit mir darüber geredet hast und dass ich gesagt habe, dass gleichgeschlechtliche Paare eine Tradition bei all unseren Bällen sind.«
»Ja, Ma‘am.«
»Achte darauf, dass du das parlamentarische Verfahren einhältst. Lass das Meeting nicht außer Kontrolle geraten.«
»Glauben Sie, dass jemand von der GSA da sein wird?«
»Ich weiß, dass sie da sein werden. Ich habe mir die Liste der Leute, die im Komitee sind, angesehen und mindestens sechs von ihnen gehören zur GSA .«
Später erzählte ich meinem Freund Philip von meiner Unterhaltung mit Miss Sally. Er war ebenfalls im Komitee und auch er wusste nichts von der Abstimmung. Allerdings versicherte er mir, dass er auf jeden Fall zum Meeting kommen würde. Dennoch war ich ein bisschen nervös, da ich nicht wusste, was bei dem Meeting passieren würde.
Ich begann das Meeting mit einem Rückblick auf das Treffen der vorhergehenden Woche, dann widmeten wir uns den neuen Diskussionen.
»Ich möchte beantragen, dass der Ball auf andersgeschlechtliche Paare beschränkt wird«, sagte Meredith.
»Unterstützt jemand diesen Antrag?«, fragte ich.
»Ich unterstütze diesen Antrag«, meldete sich der Prediger zu Wort.
»Sie können keinen Antrag unterstützen«, sagte ich.
»Sohn, natürlich kann ich das und ich unterstütze diesen Antrag im Namen Jesus.«
»Nein, das können Sie nicht«, wiederholte ich.
»Und warum nicht?«, wollte Meredith wissen.
»Weil er kein stimmberechtigtes Mitglied des Komitees ist.«
»Oh, okay. Dann unterstütze ich den Antrag.«
»Du kannst deinen eigenen Antrag nicht unterstützen«, sagte ich und musste mich zusammenreißen, nicht mit den Augen zu rollen.
»Bist du dir da sicher, Alex?«, fragte sie. »Wessen Regel ist das? Deine?«
»Weil es grundsätzlich im parlamentarischen Verfahren nicht geht, Mer«, antwortete ich.
»Wer unterstützt den Antrag?«, fragte sie beleidigt.
Da, ganz hinten im Raum, war mein sehr enger, lebenslanger Freund, Philip Andrews, der stockschwul war und nur Unsinn im Kopf hatte. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass wir uns so mochten. Er hob seine Hand und seine Augen und sein fieses, kleines Lächeln im Gesicht verrieten mir, dass er mich auf die Palme bringen wollte.
»Philip«, forderte ich ihn auf.
Wenn du diesen Antrag unterstützt, schneide ich dir die Eier ab , dachte ich.
»Schon gut«, sagte er und grinste.
»Ich möchte nach dem Meeting mit dir reden«, sagte ich.
Philip lachte. Er wusste ganz genau, was ich dachte.
Einer von Merediths Freunden war wohl aufgewacht oder so etwas und unterstützte ihren Antrag.
»Hat jemand etwas dazu zu sagen?«, fragte ich.
Es meldeten sich einige Leute. Ich sagte ihnen, dass jeder zwei Minuten Redezeit hatte, aber erst, wenn ich ihm oder ihr das Wort erteilt hatte. Ich bat darum, dass niemand schreit oder andere unterbricht.
Ich hätte genauso gut fordern können, dass niemand während der Diskussion atmen durfte, denn niemand hielt sich daran.
Weitere Kostenlose Bücher