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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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und ungesund ist es außerdem, so spät zu essen.«
    »Sie leben allein?«
    »Ja.«
    Ryan dachte über diese Antwort nach. Sollte er weiterfragen? Zu gern hätte er mehr über sie gewusst, aber er wollte nicht aufdringlich sein, nicht schon am zweiten Tag – aber wie viel Zeit blieb ihm noch, wenn sie tatsächlich morgen weiterreiste? Vielleicht ergab sich am Nachmittag die Gelegenheit zu einem Gespräch.
    Als sie das Geschirr abgeräumt, die Küche aufgeräumt und den Geschirrspüler angestellt hatte, ging Andrea wieder nach draußen. Ryan hatte ein paar Kissen und Decken auf dem Gras ausgebreitet.
    »Kommen Sie, wir legen uns in die Sonne. Es ist zu warm, um jetzt etwas zu unternehmen. Später gehe ich mit Ihnen hinauf zum Hochmoor, da ist es wunderschön, und heute hat man einen klaren Blick auf den Firth bis hinüber zur Black Isle.«
    »Einverstanden. Im Moment bin ich viel zu satt für eine Wanderung.«
    Sie beobachtete, wie Ryan Schuhe, Strümpfe und sein Hemd auszog und sich auf die Decke legte. Schuhe und Strümpfe legte sie auch ab, aber die Bluse behielt sie an.
    Ryan, der sie beobachtete, amüsierte sich. Aber er konnte ihr nicht gut empfehlen, noch mehr auszuziehen, wenn er das auch liebend gern getan hätte.
    »Wenn Sie wollen, drehe ich mich um und bleibe die ganze Zeit mit geschlossenen Augen auf dem Bauch liegen«, erklärte er großzügig.
    Aber Andrea lachte. »Nein danke, das kann ich nicht annehmen. Ich komme schon zurecht.«
    Während sie sich hinlegte, warf sie einen Blick zu ihm hinüber. Er sah verflixt gut aus, und das verführerische Brusthaar zog sich bis unter den Gürtel, breit und gelockt oben, schmaler und dunkler zur Hüfte hin.
    Ein unwiderstehlich verführerischer Mann, dachte sie, als er leise sagte: »Nun, kommen Sie schon, rücken Sie ein bisschen näher, ich beiße nicht.«
    So legte sie sich neben ihn und duldete es, dass er seinen Arm unter ihren Kopf schob.
    »So eine Stunde sollte nie zu Ende gehen«, seufzte sie.
    »Es liegt an Ihnen, ob und wie sie zu Ende geht, Andrea.«
    Er sagte es so sanft und doch eindringlich, dass es wie ein Streicheln auf ihrer Haut wirkte, und sie wusste: Er ist ein Mann, der nicht viele Worte macht. Und dann dachte sie an ihre Zukunft, an ihr Leben und an ihre Träume. Es war unmöglich, sich hier in einem fremden Land in einen fremden Mann zu verlieben, in einen dubiosen Schäfer, den sie nicht einmal kannte. Wo, um Himmels willen, sollte das hinführen?
    Ryan, der sofort spürte, dass sie sich verkrampfte, sah sie an. »Was ist los?«
    »Es ist schön hier, und ich genieße das alles. Aber in zwei Stunden muss ich zurückfahren, und morgen bin ich schon auf den Hebriden. Das war es dann.«
    »Nicht an morgen denken, Andrea, genießen Sie das Heute, werfen Sie doch die Gedanken einfach über Bord.«
    Als sei das richtige Stichwort gefallen, klang vom Wasser her das Tuckern eines Außenbordmotors zu ihnen herauf.
    Ryan setzte sich hin. »Wer kann das denn sein?« Er zog Strümpfe und Schuhe an und stand auf. Auch die Hunde hatten den Motor gehört und stürmten bellend den Abhang hinunter zum Bootsanleger.
    Ryan knöpfte sein Hemd zu und reichte Andrea die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Kommen Sie, wir müssen nachschauen, bevor die Hunde ihn zerreißen.«
    Andrea sah ihn erschrocken an.
    Ryan lachte. »Ich mache nur Spaß, der Besucher wird sich hüten, sein Boot zu verlassen, solange sie ihn anknurren.«
    Sie liefen den Abhang hinunter, und erst jetzt sah Andrea, wie dicht sie am Wasser des Moray Firth waren. Am Steg hatte ein kleiner, alter Fischkutter angelegt, von dem der grünweiße Anstrich abblätterte und aus dem ihnen ein graubärtiger Mann zuwinkte.
    »Hey Ryan, ruf die Bestien zurück, damit ich aussteigen kann.«
    »Ajax, Bella, kommt her, ist schon gut. Hallo Steve, was machst du denn am Sonntagnachmittag hier in meiner Gegend?«
    Der alte Mann kletterte von Bord und schleppte einen langen grauen, etwas unförmigen Gegenstand hinter sich her. »Ich hab hier was gefunden, und ich glaube, es gehört dir.«
    Ryan ging ihm entgegen und besah sich das in eine Decke gehüllte Bündel. »Und was ist das?«
    »Mach es auf, dann siehst du es.«
    Ryan bückte sich und knotete den Bindfaden auf, der um das Bündel gewickelt war. Vorsichtig öffnete er die Decke. Hervor kamen ein Gewehr, ein schwarzer Motorradhelm und ein toter Goldadler.
    »Ist doch dein Gewehr, oder?«
    »Ich glaube schon.« Ryan nahm die Büchse in die Hand und

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