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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Sie wollen, Mr McGregor. Bitte beschreiben Sie mir noch, wo Sie zu finden sind.«
    Ryan erklärte den Weg und legte auf. Er zuckte mit den Schultern und sah Andrea an. »Viel weitergekommen bin ich nicht. Morgen holt man die Sachen ab, und dann habe ich hoffentlich nichts mehr damit zu tun. Wollen wir jetzt zu deinem Gasthaus fahren?«
    »Ja, natürlich.« Aber Andrea war mit ihren Gedanken ganz woanders. Während sie hinter Ryan herfuhr, überlegte sie, woher sie den Namen McGregor kannte. Ryan hatte sich nur mit dem Vornamen vorgestellt, jetzt hatte sie zum ersten Mal seinen Nachnamen gehört, und er kam ihr sehr bekannt vor. Sie beobachtete ihn, als er da vor ihr herfuhr. Er hatte sein Tweedjackett wieder an, und dann wusste sie es. Die Wirtin hatte ihr das Etikett in der Jacke gezeigt und bewundernd gesagt »echter McGregor-Tweed, das Feinste vom Feinen«.
    Als sie vor dem Rasthaus hielten, fragte sie ihn: »Ryan, du heißt McGregor, und du trägst ein McGregor-Jackett, gibt es da einen Zusammenhang?«
    Ryan war einen Augenblick lang verblüfft, dann hatte er sich gefangen. »Andrea, McGregor ist einer der häufigsten Namen hier in Schottland. Du kannst im Telefonbuch seitenweise McGregors finden, warum sollte es ausgerechnet zwischen mir und dem Tweed eine Verbindung geben?«
    »Ich weiß es noch nicht, aber du hütest Schafe, aus deren Wolle solch ein Tweed hergestellt wird. Ist meine Frage da so abwegig?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    In der Haustür erschien die Wirtin und fragte die beiden: »Möchten Sie hier zu Abend essen? Ich kann ganz schnell etwas richten«, erklärte sie bereitwillig und sah Ryan eindringlich an. Irgendwo hatte sie diesen Mann schon gesehen, und zwar nicht nur heute Morgen, als er die Frau abholte, und auch nicht als Schäfer, aber sie fand keine Erklärung. Als Andrea sagte, sie würde allein essen und käme in wenigen Minuten, ging sie enttäuscht und unbefriedigt zurück in die Wirtsstube.
    »Wohin fährst du morgen, Andrea?« Ryan war froh über die Unterbrechung durch die neugierige Frau und lenkte schnell von seinem Namen ab.
    »Ich will die Inverewe Gardens fotografieren, es ist ein Wunsch des Verlegers, und übermorgen fahre ich nach Süden, am Loch Ness vorbei und weiter nach Oban.«
    »Dann bist du morgen Abend wieder hier?«
    »Ich könnte es so einrichten, dass ich hier noch einmal übernachte. Es gibt ja nur die Verbindung über Inverness, und dann ist es kaum ein Umweg bis hierher.«
    »Wunderbar, dann sehen wir uns morgen wieder. Ich freue mich. Darf ich dir hier und jetzt einen Gute-Nacht-Kuss geben?«
    »Vielleicht sollten wir ein Stück um die Hausecke gehen.«
    Er nahm ihre Hand und zog sie von den Fenstern der Wirtsstube weg. »Wann bist du zurück?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie lange ich fahren muss.«
    »Du wirst zwei bis drei Stunden für eine Strecke brauchen. Es gibt auch Abkürzungen, aber das sind dann nur Schotterwege, und die solltest du nicht nehmen. Bitte bleib auf den Asphaltstraßen. Es ist eine einsame Ecke da oben.«
    »Ich denke, ich bin um sechs Uhr zurück.«
    Ryan nahm sie behutsam in die Arme, während er in ihr Haar flüsterte: »Bis morgen Andrea, ich freue mich und warte hier.«
    Dann drehte er sich um, stieg ein und fuhr davon.

XII
    Ryan fuhr auf kürzestem Wege zurück zu seinem Cottage. Er wollte kontrollieren, ob alles in Ordnung war, und dann weiter zu dem vereinbarten Treffen mit den Bauern und Fischern im Pub. Es wurde Zeit, dass er den Männern reinen Wein einschenkte, bevor sie von Fremden erfuhren, wer er wirklich war. Er dachte, wenn auch nicht übermäßig besorgt, an die Drohung dieser Karen Brendan, der er einen solchen Verrat durchaus zutraute.
    Als er vor seinem Haus hielt, rannte Bella freudig auf ihn zu, und gemeinsam mit dem Collie machte er die Runde. Als er sich überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, stieg er wieder ein, befahl dem Hund, aufzupassen, und fuhr nach Dyke.
    Es war spät, als er dort ankam. Aber bis auf wenige Männer, die zu Hause Verpflichtungen hatten, waren alle in der Kneipe. Dicker Tabakrauch hing unter der niedrigen Balkendecke, und wie immer waberte der Dunst von frittiertem Fisch durch den Raum. Die meisten Männer tranken dunkles Bier vom Fass, gespeist hatten sie wohl zu Hause. Sonntags wurde mit der Familie gegessen, da verstanden die Frauen keinen Spaß, und die, die keine kleinen Kinder hatten, gingen anschließend mit in den Pub. Das war heute anders. Die Bauern, Forstarbeiter und

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