Schottische Disteln
Kommandos, und die Hündin setzte sich gehorsam vor die Tür.
»Sie weiß jetzt, dass sie Haus und Hof bewachen muss«, erklärte Ryan und hielt Andrea die Autotür auf.
Andrea, die keine traurige Stimmung aufkommen lassen wollte, fragte: »Wann warst du eigentlich in Hamburg?«
»Ich weiß es nicht mehr genau, vor zwei oder drei Jahren, glaube ich.«
»Und was hast du dort gemacht? Nur um auf der Reeperbahn zu bummeln, ist die Reise doch ziemlich weit.«
Ryan überlegte, was er sagen sollte. Er konnte kaum erzählen, dass er bei Blohm & Voss gewesen war, weil die Werft mit der Zulieferung einiger Ersatzteile für seine Bohrinseln in Verzug geraten war.
Andrea, die ihn beobachtete, lachte. »Nun mal raus mit der Sprache, dein Zögern ist sehr verdächtig.«
Ryan nickte, ihm fiel eine Lösung ein, die sogar ein bisschen stimmte: »Ich war mit anderen Schäfern dort, und eigentlich haben wir einen Züchter von deutschen Schäferhunden in der Nähe von Hamburg besucht. Der Mann hat einen guten Namen, und der deutsche Verband hatte ihn uns empfohlen.«
»Und dann kam die Reeperbahn als Bonbon zum Abschluss.«
»Du sagst es.«
»Und wie war es auf der Animiermeile? Was habt ihr gemacht?«
»Nun, was man halt so macht. Wir sind von einem Etablissement ins andere gezogen. Hier ein Würstchen, da ein Tänzchen, dort ein Striptease. Du wirst schon wissen, was ich meine.«
»Und ob, ich kann es mir lebhaft vorstellen.«
»Aber das Beste kam zum Schluss. Wir hatten einen Wagen gemietet und in einer Seitenstraße abgestellt. Und als wir ihn gegen Morgen endlich wieder gefunden hatten, war er aufgebrochen, und man hatte darin Orgien gefeiert.«
»Was?«
»Ja, wirklich. Wir fanden Bierdosen und ein Höschen und Flecke auf den Polstern und noch so einiges. Es war schwer, bei der Rückgabe unsere Unschuld zu beweisen.«
»Du meine Güte. Und wie ist es ausgegangen?«
»Die Verleihfirma war versichert, und das war‘s dann.«
»Reizende Eindrücke. Du musst noch einmal nach Hamburg kommen, und dann zeige ich dir, was für eine schöne Stadt das ist.«
»Gern, ich nehme die Einladung jetzt schon an.«
In Inverness zeigte Andrea Ryan den Weg zu dem Parkplatz, auf dem sie ihren Wagen am Vortag abgestellt hatte.
»Hoffentlich ist meinem Auto nichts Ähnliches passiert.«
Dann hatten sie den Parkplatz erreicht.
»Da drüben, der Geländewagen ist es.«
Ryan fuhr quer über die asphaltierte Fläche, auf der jetzt kaum noch Fahrzeuge geparkt waren. »Man merkt, dass die Highlandspiele vorbei sind, die Menschen zieht es in die eigenen vier Wände, um acht Uhr sind hier die Bürgersteige hochgeklappt.«
»Das sagt man bei uns in Hamburg auch«. Andrea schloss den Wagen auf. »Komm, du wolltest telefonieren.«
Ryan rief die Vermittlung an und ließ sich die Nummer der Vogelwarte in Hill of Fearn geben. Nach wenigen Augenblicken hatte er eine Verbindung. Er winkte Andrea zu, die diskret draußen wartete. »Komm setz dich her, du kannst ruhig zuhören.«
Dann hatte er den Leiter der Station am Apparat. »Ich bin Ryan McGregor, und ich bin auf der Suche nach einer Ihrer Mitarbeiterinnen. Ihr Name ist Karen Brendan. Ist sie zu sprechen?«
»Nein, sie hat an diesem Wochenende frei. Um was geht es denn, vielleicht kann ich helfen?«
»Ich habe Miss Brendan in der vergangenen Woche kennen gelernt, sie war mit einem Motorrad unterwegs, um einen Golden Eagle zu suchen, der weggeflogen war. Könnten Sie mir sagen, ob sie den Vogel gefunden hat?«
»Weshalb wollen Sie das wissen?«
»Man hat hier einen Motorradhelm gefunden, der ihr gehören könnte, und in dem Helm einen toten Goldadler.«
»Das verstehe ich nicht. Warten Sie bitte einen Augenblick. Ich erkundige mich.«
Andrea sah Ryan fragend an, und er erklärte ihr den Verlauf des Gespräches. Dann war sein Partner wieder am Apparat.
»Also, Mr McGregor, der Adler ist nicht in seiner Voliere, und das Motorrad ist zusammen mit dem entsprechenden Anzug in der Garage abgestellt. Allerdings fehlt der Helm. Ich habe keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
»Dann würde ich Sie bitten, einen Mitarbeiter zu mir zu schicken und diese Sachen abzuholen.«
»Selbstverständlich. Miss Brendan wird heute Abend zurückerwartet, sie kann die Sachen morgen holen und wird sicher alles erklären können.«
»Ich möchte Sie bitten, einen anderen Mitarbeiter zu schicken. Ich hatte eine Auseinandersetzung mit der Dame und möchte nicht weiter da hineingezogen werden.«
»Gut, wie
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