Schottische Engel: Roman (German Edition)
und Boden verdammt. Ich gehe selten ins Kino, aber wenn ich gehe, dann möchte ich die Stunden genießen und mich nicht mit Verbrechen oder tiefenpsychologischen Problemen auseinandersetzen. Von mir ist kein Urteil zu erwarten.«
»Schade, aber ich kann dich verstehen. Dennoch, das Filmgeschäft ist mein Leben – abgesehen von ganz wenigen Urlaubstagen, die dann auch noch gründlich gestört werden.«
»Wie lange dauern denn dieses Mal die Ferien?«
»Sie sind bereits zu Ende.«
»Was? Ich dachte, gestern sei alles geregelt worden.«
»Ja, bis nach zwei Stunden ein Bentley hier auftauchte.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Leider nicht.«
»Wie schrecklich, jeder Mensch braucht mal Ruhe und Erholung. Man muss doch auch einmal Abstand gewinnen und die Arbeit selbstkritisch hinterfragen können.«
»Ich bin erst in zweiter Linie Mensch, in erster Linie bin ich Produzent und Geschäftsmann. Manchmal fällt es mir selbst schwer, das einzusehen, dann sind ein paar zerrissene Verträge und ein paar aggressive Handlungen meine Antwort. Meistens macht mir der Trubel aber Spaß. Diesmal ich weiß nicht, vielleicht, ach was ...«
Er stand auf und holte für beide frischen Kaffee.
McClay tat ihr leid. Er sah verwirrt und hilflos aus. »Was ist, David, warum redest du nicht weiter?«
Er zuckte mit den Schultern: »Diesmal ist etwas dazwischengekommen.«
»Was ist dazwischengekommen?«
»Du bist mir im Weg gewesen, und als ich dich in den See geschubst habe, merkte ich, dass du bereits fest bei mir verankert bist.«
»Jetzt übertreibst du aber.«
»Keineswegs. Probleme, die sich sonst mit einem Fingerschnippen erledigt hätten, nagen heute noch, und ich werde sie nicht los. Du zwingst mich zur Kritik an mir selbst, und das bin ich nicht gewohnt.«
»Ich ... wie kommst du denn darauf?«
»Ich habe gestern genau gemerkt, dass du meine Verhandlungen nicht akzeptiert hast. Ich war zu grob, zu unnachgiebig, zu einseitig. Ich habe keine Unterschiede gemacht, sondern alle gleich behandelt, anstatt Nuancen zu setzen.«
»Ich habe kein Wort gesagt, ich habe mich nur zurückgezogen. Ich kenne deine Geschäftsprobleme nicht, wie sollte ich mich da einmischen?«
»Ich bin vielleicht grob, wenn es um Geschäfte geht, aber ich bin sehr sensibel, wenn es um menschliche Beziehungen geht. Mary, du bist mir sehr nahe gekommen in diesen wenigen Tagen, ich spüre dich und deine Gefühle sofort. Und gestern warst du mit mir nicht einverstanden.«
»Du hast recht. Ich war erschrocken, gerade weil ich dich für einen feinfühligen Menschen halte.«
»Manchmal muss man grob werden, um nicht unterzugehen. Da kommen Menschen, um sich zu beschweren. Sie haben ihre Verträge, die sie nicht genau lesen, sie haben ihre Honorare, die bei Weitem die besten sind, die in dieser Branche gezahlt werden, sie haben eine Arbeit, die absolut sicher ist, und die meisten kennen sich seit Jahren. Und dennoch kommen sie nicht miteinander aus und zerstören ein fest gefügtes Gebilde mit Ansprüchen, die absolut inakzeptabel sind. So ein Film lebt vom Teamgeist, vom Miteinander und von Toleranz. Stattdessen wird um Zeitpläne und Perücken, um Drehbuchabsätze und Regiekompetenzen, um Wohnmobile und Kleiderfragen gestritten. Und dabei wurde alles vorher festgelegt, beurteilt und vertraglich unterschrieben. Da soll man nicht die Nerven verlieren?«
»Du bist immer noch sehr aufgeregt. Du hast doch den Streit geschlichtet. Sie sind zufrieden abgereist.«
»Ach, ich weiß nicht. Wenn in so einem Team erst einmal der Wurm steckt, ist kaum noch etwas geradezubiegen. Und zu allem Übel kam dann auch noch die Borell.«
»Hat sie viel mitzureden?«
»Sie hat hier nichts zu suchen. Sie gehört an den Drehort, nicht in mein Haus.«
»Weiß sie das auch?«
»Natürlich, aber sie schert sich nicht darum.«
»Dann solltest du das deutlich machen.«
»Ich brauche sie, sie ist die Beste in dieser Branche.«
»Sehr vernünftig, das endlich einzusehen«, tönte es von der Terrassentür herüber. In der Öffnung lehnte, mit einem cremeweißen, hauchdünnen Morgenmantel bekleidet, Angela Borell. Auf weißen Stoffpantöffelchen kam sie zum Tisch und umarmte David von hinten, wobei es sie nicht störte, dass sich der Morgenmantel öffnete und ihre Brüste den Kopf des Mannes liebkosten. Mit weit geöffnetem, grellrot geschminktem Mund lachte sie Mary an, als wollte sie sagen: »Siehst du, so muss man das machen.« Dann richtete sie sich auf, sah sich um und
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