Schottische Engel: Roman (German Edition)
kleine Herde mit besonders wertvollen Mutterschafen, die großen Herden weiden in anderen Gegenden.«
»Es war schön, Sie zu treffen.«
»Sie sind mir jederzeit willkommen. Wo Sie mich finden, wissen Sie ja jetzt.«
Mary nickte ihm zu. »Danke für den schönen Nachmittag.« Dann wandte sie sich dem Weg zu, den er ihr gezeigt hatte, und erreichte wenige Minuten später das Schloss. Der Bentley stand noch immer in der Auffahrt.
IX
Als Mary am nächsten Morgen aus dem Fenster sah, stand der Bentley noch immer in der Einfahrt. Enttäuscht wandte sie sich ab und ging ins Bad. ›Enttäuscht?‹, dachte sie und wunderte sich über dieses Gefühl, das sie so unverhofft traf. ›Es wird Zeit, dass ich abreise‹, dachte sie, ›Gefühle dieser Art kann ich nicht gebrauchen. Dummes Gerede von Vertrautheit und Geborgenheit.‹
Sie duschte und zog sich an. Draußen erwartete sie wieder ein sonniger Tag, und sie freute sich auf die Rückfahrt bei gutem Wetter. ›Wird wirklich höchste Zeit, dass ich mich im Museum melde, schließlich habe ich keinen Urlaub. Und auf meine E-Mails haben sie auch nicht geantwortet. Bestimmt sind sie alle verärgert.‹
McClay hatte ihr freundlicherweise das Büro der Sekretärin zur Verfügung gestellt, sodass sie ihren Unfall und die missglückte Ersteigerung des Engels nach Edinburgh melden konnte, aber dort war man anscheinend so wütend, dass man nicht einmal den Empfang der Meldungen bestätigt hatte. ›Was soll's?‹, dachte sie. ›Meinen Job bin ich sowieso los, da kommt es auf ein paar Unhöflichkeiten auch nicht mehr an.‹
Mary ging nach unten. Im Haus war es still. Sie suchte das Frühstückszimmer auf und stellte fest, dass der Tisch draußen auf der Terrasse an der Sonnenseite des Hauses gedeckt war. Ein gelber Schirm, passend in der Farbe zu den Primeln im Gras, spendete den nötigen Schatten, denn diese Morgensonne hatte schon eine Menge Kraft. ›Wie schön‹, dachte sie, ›das erste Frühstück im Freien. Zu Hause scheint die Sonne nur am Nachmittag auf meinen kleinen Balkon, und während der Woche habe ich morgens sowieso nie Zeit, in Ruhe zu frühstücken. Ein Kaffee und die Morgenzeitung beim ›Vanini‹, das ist mein Frühstück.‹
Ein kleines Büfett mit Tee und Kaffee, Orangensaft und Porridge, Baked Beans und Bacon, mit verschieden zubereiteten Eiern und gebratenen Nierchen war im Zimmer aufgebaut. Da niemand zu sehen war, bediente sich Mary allein. Aber sie hatte kaum Platz genommen, als der Lord die Terrasse betrat.
»Einen wunderschönen guten Morgen, Mary, ich sah dich schon von dort drüben, und da wusste ich, dass mir ein angenehmes Frühstück bevorstehen würde.« Er zeigte mit der Hand zu den hinter einem Hügel verborgenen Wirtschaftsgebäuden, von denen nur die Dächer zu sehen waren.
»Mein erstes Frühstück in der Frühlingssonne«, stimmte Mary ihm zu, »in Edinburgh gibt's das leider nicht.«
»Warum nicht? Fehlt es an der Sonne oder am Frühling?« Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste ihre Hand.
»Beides«, lächelte sie.
»Dann solltest du hierbleiben und alles genießen, was dir in der Stadt fehlt.«
Mary umging das vertrauliche ›Du‹. Es war alles zu schnell gekommen, und sie hatte sich noch nicht daran gewöhnt. Und außerdem, wozu auch? In spätestens zwei Stunden war sie auf dem Heimweg und ließ ›Lone House‹ hinter sich.
Sie stand auf. »Es gibt Kaffee und Tee, was soll ich holen?«
»Kaffee wäre mir recht, aber ich komme mit, du sollst mich nicht bedienen, und meinen Teller muss ich auch selbst füllen.«
Eine Zeit lang aßen sie, ohne zu sprechen, dann fragte McClay: »Was hast du gestern Nachmittag gemacht? Ich habe dich vermisst.«
»Ich war auf einer Lämmerwiese und habe bei der Geburt eines Schafs geholfen.«
»Was?«
»Ja, ich habe einen Spaziergang gemacht und kam dabei einem Schäfer zu Hilfe.«
»Na, großartig. Und ich habe mich hier mit meinen Problemen herumärgern müssen, anstatt dich begleiten zu können.«
Sie lächelte leicht verärgert, weil er sie gestern einfach allein gelassen hatte. »So schlecht sahen die moosgrünen Probleme aber gar nicht aus.«
McClay horchte auf. Hörte er da so etwas wie leichte Eifersucht?
Er schüttelte den Kopf. »Moosgrün hin oder her, auf den Inhalt kommt es an. Verstehst du etwas vom Filmgeschäft?«
»Überhaupt nichts. Wenn ich einen Film schlecht finde, dann wird er in der Presse hochgelobt, und wenn mir einer gut gefällt, dann wird er in Grund
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