Schottische Engel: Roman (German Edition)
erklärte: »Es ist kühler, als ich dachte. Bitte gib mir dein Jackett zum Überziehen.«
McClay schüttelte den Kopf und zeigte auf die Tür. »In der Halle hängen Mäntel, hol dir einen.«
Ihr langes rotes Haar unwirsch nach hinten schwingend, ging sie zurück ins Haus. Verlegen starrte Mary auf ihren Teller.
»Die Diven und ihre Allüren«, murmelte McClay und stand auf, um sich noch einmal Kaffee zu holen. »Möchtest du auch noch etwas?«
»Nein, danke, ich bin fertig.«
»Was hast du heute vor? Ich muss noch eine Stunde im Büro arbeiten, aber dann könnten wir ausreiten. Ich würde dir so gern mein Land zeigen. Kannst du reiten?«
Mary nickte. »Ich bin als Kind bei meinen Großeltern geritten. Aber ich werde jetzt meine Sachen packen und nach Hause fahren. Es wird höchste Zeit, dass ich mich um meine Arbeit kümmere.«
McClay war aufgesprungen. »Aber nein, du bist noch nicht gesund. Und ich möchte so vieles mit dir besprechen.«
»Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten, David.«
»Das wüsste ich auch nicht. Kümmere dich um meine Anliegen, damit wir weiterkommen«, unterbrach Angela Borell das Gespräch, »aber zuerst wirst du mit mir frühstücken, mein Lieber.« Sie setzte sich an den Tisch und reichte ihm ihre Tasse. »Tee hätte ich gern.«
»Die Kanne steht auf der Anrichte.« Damit drehte er sich um und folgte Mary ins Haus. Als sie allein waren, bat er: »Mary, bitte, du musst hierbleiben. Ich bin so froh über deinen Besuch. Ich brauche dich. Du drehst meine ganzen konfusen Ideen in die richtige Richtung und rückst meine gestressten Nerven wieder gerade. Bitte, bleib noch.«
Mary blieb vor ihrer Zimmertür stehen. »David, ich glaube, du verwechselst etwas. Du brauchst nicht meine gesunde Auffassung deiner vielschichtigen Probleme, du brauchst eine Frau, die dir widerspricht, um die du kämpfen musst. Ich denke, die sitzt draußen auf der Terrasse und wartet darauf, dass sie dich wieder umarmen kann, auch wenn das in dem dicken Wintermantel schwieriger sein dürfte als in dem Gazefähnchen von vorhin.«
Fassungslos sah der Mann Mary an. »Sie ist bizarr und grotesk, aber sie ist nicht meine Geliebte. Du bist ja eifersüchtig, kleine Mary.«
»Nein, David, das bin ich nicht. Aber ich bin solchen Typen nicht gewachsen, das gebe ich offen zu. Genieße die grotesken Einfälle und die bizarren Überfälle, aber lass mich bei den Spielchen außen vor.« Sie öffnete ihre Tür und trat ins Zimmer. »Würdest du mir bitte das getrocknete Geld aus deinem Safe holen und meine Papiere und was du sonst noch für mich gerettet hast?«
Aber McClay ließ sich so schnell nicht abwimmeln. Er trat mit ihr ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Mary, ich habe da eine Idee.«
»Ja, bitte?«
»Würdest du für mich arbeiten? Ich meine, wenn das mit dem Museum nichts mehr wird?«
»Wie kommst du denn auf diese Idee? Ich sagte dir doch, dass ich vom Filmgeschäft nicht die geringste Ahnung habe.«
»Aber von der Kunstgeschichte, und um die drehen sich meine Filme. Gestern, als ich dich dem Filmteam vorstellte, kam mir blitzartig die Idee, dich als Expertin für die Historie in unseren Filmen zu engagieren. Dann hab ich's im Gewirr der Streitigkeiten wieder vergessen. Aber nun halte ich die Idee für einen glänzenden Einfall.«
Sprachlos sah Mary den Lord an. Dann lächelte sie dankbar. »Du bist ein wirklicher Freund, David. Aber in diesem Fall verwechselst du Arbeit mit Mitleid. Deine Drehbuchautoren recherchieren auf das Gründlichste und auf das Beste, sonst wären deine Filme nicht so erfolgreich. Wozu also brauchst du noch eine Expertin? Du kennst mich doch gar nicht, du weißt nicht, ob ich gut bin, ob ich wirklich etwas von dieser besonderen Arbeit verstehe und ob man meine Ideen oder Erkenntnisse berücksichtigen würde. Ich danke dir für dein Vertrauen, aber ich werde dein Angebot nicht annehmen.«
»Mary, du verstehst mich nicht. Oder du willst mich nicht verstehen. Ich weiß, dass mein Team, jeder auf seinem Gebiet, gut und verlässlich arbeitet. Aber mit keinem möchte ich abends zusammensitzen und bei einem Glas Wein die Szenen und Aufnahmen, die einzelnen Partien und die Rohschnitte diskutieren. Mir fehlt ganz einfach die menschliche Seite bei der Diskussion. Die fachliche menschliche Seite. Verstehst du?«
»Nein, das verstehe ich nicht. Du hast so kompetente Mitarbeiter, da wird sich doch einer finden lassen, der mit dir diskutiert.«
»Du weißt nicht, wie
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