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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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du gekommen, erinnere dich. Du warst am Ende, als du in London gelandet bist.«
    »Das war vor fünf Jahren, inzwischen bin ich durch meine Filme ein Star geworden.«
    »Vergiss nicht, es sind meine Filme, die dich aufgebaut und berühmt gemacht haben. Aber das ist mir jetzt egal. Unterschreibe deinen neuen Vertrag oder lass es sein. Und wenn du hier fertig bist, dann lass dich vom Chauffeur zurück zum Set fahren, mach deine Arbeit und halte das Team nicht auf und dann schick den Wagen nach Glasgow, er wird dort gebraucht.« Er ging zur Tür und rief Mary herein. »Komm mit in mein Büro, dort sind deine Sachen im Safe.«
    Mary folgte ihm durch das Vorzimmer mit den streitenden Frauen zum Arbeitszimmer von McClay. Und wieder einmal war sie überrascht von der geschmackvollen Einrichtung im Stil gediegener, alter Herrenzimmer. Sie betrat einen Raum, der sofort auf eine gemütliche Art Respekt und Achtung verlangte. Alte, in Jahrzehnten nachgedunkelte schwere Holzmöbel mit üppigen Schnitzereien standen in dem großen Zimmer. Ein Deckenleuchter mit echten Kerzen, dicke Teppiche auf dem Boden und alte Porträts an den Wänden verkörperten einen Stil, der so gar nicht zu dem eigentlich modernen Lord zu passen schien. McClay, der Mary genau beobachtete, spürte sofort ihre Verwunderung. »Es ist das alte Arbeitszimmer meines Vaters. Es gibt mir die Ruhe und Gelassenheit, die mein Vater verkörperte. Ich finde tatsächlich in diesen vier Wänden Erholung vom Stress. Nervosität passt einfach nicht zwischen diese alten Möbel.«
    Mary lachte. »Aber dann bin ich doch eigentlich überflüssig. Abends ein Glas Wein zwischen diesem gemütlichen Inventar ... und die Hektik des Tages ist vergessen.«
    Auch McClay lachte. »Und mit wem diskutiere ich die Probleme des Tages? Mit den geschnitzten Grimassen auf den Stuhllehnen?«
    »Na ja, vielleicht wissen sie Lösungen, von denen du dann träumen kannst.«
    »Ach, Mary, du weißt genau, wovon ich träumen möchte.«
    Sie nickte. »Ja, aber jetzt brauche ich meine Papiere, damit ich nicht beim Heimfahren in die Dunkelheit gerate.«
    »Richtig.« McClay rief die Sekretärin und öffnete eine Schranktür, hinter der sich ein Tresor verbarg. »Betty, komm bitte mit der Liste.«
    Die junge Frau erschien mit verweinten Augen und einem Blatt Papier in der Hand.
    »Aber Betty, du hast ja geweint.«
    »Sie ist unausstehlich.«
    »Ist sie abgereist?«
    »Ja.«
    »Na, in den nächsten zwei Jahren hast du deine Ruhe vor ihr. Ist das die Liste der Sachen von Miss Ashton?«
    »Ja, Sir, ich habe alles aufgeschrieben.«
    Der Lord öffnete den Tresor und entnahm ihm mehrere kleine Päckchen. »Das sind deine Papiere, Mary, hier ist das Geld, und hier sind die Utensilien aus deiner Handtasche, die wir getrocknet haben. Bitte kontrolliere alles.«
    »Das brauche ich nicht. Ich weiß, dass nichts fehlen wird. Nur das Geld muss ich zählen, weil es mir nicht gehört.«
    Als das erledigt war, bedankte sich Mary bei der Sekretärin und unterschrieb die Liste mit dem aufgezählten Inhalt ihrer Handtasche.
    Zwei Stunden später war sie auf dem Rückweg nach Edinburgh.

X
    James Grantino befand sich augenblicklich in einer schlechten Phase seines Lebens. Seit Tagen schien alles, was er tat, schiefzugehen. Professor Lloyd ignorierte ihn, wo er konnte, anscheinend gab er ihm die Schuld an dem Vernissage-Ausflug mit seiner Frau. Isabelle schien schwer gekränkt zu sein und würdigte ihn keines Blicks, und Schwester Stefanie versuchte auf das Heftigste mit ihm zu flirten, was schon langsam peinlich wurde.
    Da ihn diese Atmosphäre sehr belastete, musste er gewaltig aufpassen, bei den Operationen keine Fehler zu machen, sie hätten wahrscheinlich das Fass zum Überlaufen gebracht: Rügen vom Professor, Missachtung durch die Kollegen und hämische Blicke wegen Stefanie. Was um Himmels willen hatte er falsch gemacht? Am meisten schmerzte ihn das Verhalten Isabelles. Nicht er hatte sie zu dieser Vernissage eingeladen, sondern sie ihn. Sie wollte unbedingt zu diesem Ölmilliardär und sich in der feinen Gesellschaft zeigen. Sie hatte diesen Abend genossen, mit Hingabe getanzt, sie hatte gelacht und gescherzt, und natürlich hatten sie auch geflirtet – bis ihr Mann auftauchte.
    Grantino saß an seinem Schreibtisch in der Klinik und ließ den Abend noch einmal vor seinen Augen Revue passieren. Der Anruf, die Fahrt, der Empfang, die amüsante Gesellschaft, der stolze Gastgeber, der sein neuestes Sammlerstück

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