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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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griff nach ihrer Hand und küsste sie. »Ich bin so froh, dich zu sehen, immer willst du ganz schnell wieder weg.«
    »Eigentlich fängt in einer Stunde meine Arbeit im Museum an. Ich behalte meine Stellung, das wollte ich dir am Telefon erzählen, aber ich soll den Engel besorgen, und pünktlich zur Arbeit sollte ich bestimmt auch kommen «
    »Ach ja, der Engel. Grantino rief hier an und wollte deine Adresse, hat er dich erreicht?«
    »Ja, und da ich nun weiß, wo der Engel ist, hat man mir im Museum verziehen. Jetzt soll ich den Engel dieses Herrn Södergren untersuchen und versuchen, ihn ins Museum zu transportieren, denn nur dort haben wir die technischen Geräte für eine solche Untersuchung. Und wenn der Engel erst einmal in unserem Haus ist, will man ganz offiziell versuchen, ihn zu behalten.«
    »Und dieser Herr Södergren?«
    »Der hatte mich schon vor der Engelsgeschichte um eine Prüfung seiner Sammlung gebeten. Ich muss also sehr diplomatisch vorgehen.«
    »Solche intriganten Spielchen gefallen mir gar nicht.«
    »Mir auch nicht, und Doktor Grantino hat mir sogar angeboten, mich zum Södergren zu begleiten. Aber ich denke, das ist nicht nötig. Ich werde mit dem alten Herrn schon klarkommen, er ist sehr nett zu mir gewesen.«
    »Ich wünschte, ich könnte dich begleiten. Aber ich kenne den Mann nicht, und er würde mich wahrscheinlich sofort hinauswerfen.«
    »Ja, ich glaube, seine Schätze zeigt er nur bevorzugten Gästen.«
    Mary stand auf. »David, ich muss mich wirklich auf den Rückweg machen. Es war schön, dich wohlbehalten anzutreffen, meine Sorge ist verschwunden und meine Angst auch, und ich kann beruhigt nach Edinburgh fahren.«
    »Nein, nein, das kommt gar nicht infrage, jedenfalls nicht jetzt sofort. Ich muss nachher nach Galashiels, bis dorthin können wir zusammen fahren. Mein Sekretär kann deinen Wagen chauffieren, und wir fahren in meinem. Dann haben wir noch etwas Zeit zum Reden und zum Zusammensein.«
    »Du musst nach Galashiels? Ich denke, du hast Ferien.«
    »Die leider schon wieder zu Ende sind. Das erzähle ich dir unterwegs. Jetzt muss ich duschen und mich umziehen. Kann ich mich darauf verlassen, dass du noch hier sitzt, wenn ich wieder herunterkomme?«
    Mary lachte. »Versprochen.« Sie sah ihm nach und konnte ein Gefühl der Sehnsucht nach diesem Menschen nicht verhindern. Trotz seiner fast fünfzig Jahre war er ein sportlicher Mann mit einem durchtrainierten Körper. Selbstsicher lief er durch die Räume und die Treppe hinauf, gab ein paar Anweisungen – knapp und präzise – und nahm immer zwei Stufen auf einmal.
    Die Strapazen der Nacht hatten keine Spuren hinterlassen, und Mary bewunderte ihn. Sie holte sich noch eine Tasse Kaffee und probierte eines der Scones mit Butter und Feigenchutney. Es schmeckte vorzüglich. Sie sah aus dem Fenster, langsam stieg die Sonne über die Hügel im Osten. Unten im Tal glänzte der See unter ihren ersten Strahlen. ›Ohne Davids Hilfe wäre ich da unten ertrunken‹, dachte sie. ›Er hat mich im letzten Augenblick aus dem Auto gezerrt, hat der Polizist gesagt. Na ja‹, überlegte sie dankbar und spöttisch zugleich, ›ohne ihn wäre ich auch nicht darin gelandet! War das nun Schicksal oder Zufall oder eine geheimnisvolle Macht, die uns auf so dramatische Weise zusammengeführt hat? Ich bereue jedenfalls nichts. Im Gegenteil, ich freue mich, ich fühle mich wohl in Davids Nähe, ich sehne mich nach seinen kleinen, vorsichtigen Berührungen. Es ist, als ob er nicht wüsste, wie weit er gehen darf, dabei würde ich ihn wahrscheinlich mit offenen Armen empfangen. Ob er das spürt? Meine nächtliche Fahrt hierher und meine Angst um ihn sollten ihn eigentlich über meine Gefühle aufklären‹, dachte sie lächelnd und nahm sich vor, etwas deutlicher zu werden.
    Als David wenig später erfrischt und umgezogen herunterkam, sah man ihm die Strapazen der Nacht nicht mehr an. Er diktierte der Sekretärin einen kurzen Brief an den Schottischen Wild- und Naturschutzbund, in dem er seine Beobachtungen vom Vortag beschrieb und dem er die Adlerfedern sowie die beringte Kralle beifügte, beauftragte den Hausdiener, eine Kiste Champagner in den Kofferraum von Miss Ashton zu stellen, und gab der Haushälterin ein paar Anweisungen für die nächsten Tage. »Ich weiß noch nicht, wann ich zurückkomme, Hanna, ich möchte aber auf jeden Fall, dass das Haus nicht geschlossen wird. Ich habe vor, in Zukunft öfter hier zu sein, und dann möchte ich mich

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