Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
Vom Netzwerk:
dachte: ›Vielleicht kann man sie zurechtbiegen, dann hätte das ganze Dilemma vielleicht doch noch eine Zukunft.‹

XV
    David McClay war mitten im Wald, als die Dunkelheit hereinbrach. Ein Wald, der noch nie aufgeforstet oder bewirtschaftet worden war: Junge Bäume, alte Bäume, tote Bäume, große und kleine Felsen, Unterholz und vermodertes Astwerk lagen herum oder machten ein Vorwärtskommen unmöglich. Dazwischen gab es Sumpfgebiete und viele kleine Wasserläufe, die große Umwege notwendig machten.
    David tastete sich Schritt für Schritt weiter. Einerseits war er froh über die langen Reitstiefel, die seine Knöchel fest umspannten, andererseits verfluchte er das schwere Schuhwerk, das allmählich jeden Schritt zur Qual machte. ›Dumm gelaufen‹, dachte er erbittert, ›im wahrsten Sinn des Worts dumm gelaufen!‹
    Vom Mondlicht gab es weit und breit keine Spur. Einmal sah er die ferne Sichel im Nordosten, und an der bemoosten Seite der Bäume konnte er fühlen, wo die Wetterseite, also wo Westen war.
    Während einer kurzen Rast blickte er auf seine Uhr. ›Zum Glück habe ich die Rolex mit den Leuchtziffern und dem eingebauten Kompass um‹, dachte er, ›so kann ich wenigstens die Richtung einhalten.‹ Dann suchte er sich einen Knüppel, mit dem er den Weg vor sich abklopfen konnte, denn zweimal war er über einen umgestürzten, bemoosten Baum gestolpert. Jetzt, in der totalen Dunkelheit musste er vorsichtiger werden. Das Moos überwucherte Steine und Bäume und kleinere Mulden, und die Dunkelheit verschluckte die Löcher genauso wie die Hügel.
    Etwa eine Stunde später meinte David, ein Geräusch zu hören. Er blieb sofort stehen, aber was war es gewesen? Der Atem eines Menschen? Das Ächzen eines alten Baums? Oder nur ein Windhauch? Wurde er verfolgt? Oder kam ihm jemand entgegen? Da – jetzt war es wieder zu hören. Es hörte sich wie ein hastiges Atmen an. ›Nein‹, dachte er, ›das ist das Hecheln eines Hunds. Eines Wildhunds?‹ Hier in den zerklüfteten Hügeln gab es immer wieder Hunde, die ausgerissen waren und im Land herumstromerten, sich vermehrten und wild wurden. David packte seinen Stock fester. Sie waren nicht ungefährlich, diese Tiere, denn weil sie gejagt wurden, wussten sie sich zu schützen. Er blieb stehen und lauschte. Das Geräusch kam näher. »Verdammt«, schimpfte er leise, »wenn ich doch nur eine Spur von dem Biest sehen könnte. Ich kann nicht einmal die Richtung bestimmen, aus der es kommt.«
    Und plötzlich war es vor ihm, bellte, winselte, sprang an ihm hoch und bellte immer wieder. ›Das ist kein Angriff‹, dachte David, ›das ist die Freude eines Hunds, der mich gesucht und gefunden hat.‹
    Beruhigend sprach er auf den Hund ein. »Brav, mein Guter, das hast du fein gemacht. Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber wenn du mich gesucht hast, können deine zweibeinigen Begleiter nicht weit entfernt sein.« Und dann rief David immer wieder in die Dunkelheit hinein, und schließlich hörte er Männerstimmen, Gegenrufe, Pfiffe, die dem Hund galten. Und dann waren sie da, Tim, Mike und Paul, der Schäfer, dem der Hund gehörte. Sie hatten Stablaternen dabei und lachten, als sie ihren Lord entdeckten, und Paul streichelte seinen Hund und lobte ihn. »Bist mein Bester, Basko, das hast du absolut fein gemacht. Ich wusste doch, auf dich ist Verlass.«
    Und dann wanderte die kleine Truppe den Berg hinunter, und Mike, der Pferdeknecht, berichtete, dass Lancelot wohlbehalten im Stall angekommen war und man anhand des lockeren Sattelgurts und des angebundenen Asts sogleich gesehen hatte, dass dem Herrn nichts passiert sein konnte und das Pferd in Panik davongelaufen war.
    Es wurde hell, als sie ›Lone House‹ erreichten. David wollte Lancelot sehen, und als er feststellte, dass das Tier gesund und beruhigt in seiner Box stand, bedankte er sich bei allen, die ihn gesucht hatten und inzwischen zurückgekommen waren. Er versprach ihnen eine Belohnung und bat den Verwalter, allen einen Extralohn auszuzahlen. Dann ging er müde, aber dankbar über seine treuen Angestellten zurück in das Schloss. Hanna und Stephan warteten in der Halle auf ihn, und während die Haushälterin für ein Frühstück sorgte, berichtete der Butler von der Angst, die er um seinen Herrn gehabt hatte, und dass Miss Ashton angerufen hätte.
    »Hat sie gesagt, warum sie anrief?«
    »Nein, nein, sie war ja genauso erschrocken wie ich, und ich glaube, sie hat nichts mehr gesagt.«
    »Dann werde ich später

Weitere Kostenlose Bücher