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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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allein verlassen kann. Und Ihr Museum, liebe Mary, arbeitet mit diesen modernen Geräten?«
    »Aber ja. Ohne sie wären wir aufgeschmissen.« Sie lachte und hob ihre Hände als Beweis. »Mit meinen Augen oder mit den Tastversuchen dieser Hände allein lassen sich Fälschungen nicht mehr aufdecken, das ist lange vorbei.«
    »Haben Sie die Geräte mitgebracht, kann man die einmal sehen?«
    Greta Södergren war misstrauisch. Einerseits wollte sie dem Bruder Enttäuschungen ersparen, andererseits wusste sie nicht, ob Mary die Wahrheit sagte.
    »Ich habe nur kleinere Hilfen in meinem Koffer, Lupen, Pinzetten, Schabeisen, Messer, Bohrer, Kleinigkeiten eben, die großen Geräte könnte ich gar nicht bewegen.«
    Södergren mischte sich ein. »Bedeutet das, ich müsste mit Teilen meiner Sammlung irgendwohin gehen, um sie untersuchen zu lassen?«, fragte er enttäuscht.
    »Wenn Sie Wert auf korrekte Untersuchungen legen, dann schon.«
    »Hm, damit hatte ich nicht gerechnet.« Er wirkte sichtlich überrascht.
    »Christian«, unterbrach ihn Greta, »wenn du Wert auf Genauigkeit legst, wirst du dich damit abfinden müssen. Aber ich bin sicher, die junge Dame wird deine wertvollen Exponate mit größter Sorgfalt behandeln. Und für den Transport gibt es ja Sicherheitsfahrzeuge, ich denke da etwa an einen gepanzerten Wagen.« Sie lachte. »Aber so weit wirst du wohl nicht gehen wollen.«
    Mary beobachtete die beiden aufmerksam. Diese schwedische Lady schien ihren Bruder zu bevormunden. Dass sie die ältere der beiden war, hatte sie schnell erkannt. Aber machte sie sich nun über den Bruder lustig, oder wollte sie ihn warnen? Mary war froh, dass sie das Thema der Untersuchungsarten bereits erwähnt hatte. So konnte sich Christian Södergren schon einmal auf komplizierte Methoden und eine eventuelle Trennung von seinen Schätzen einstellen.
    Sie dachte an die beiden letzten Tage, als sie, wieder im Museum, sich mit Nachdruck für die Sammlung des Schweden eingesetzt und erreicht hatte, dass sie sofort mit dieser speziellen Arbeit beginnen konnte. Sie hatte der Direktion nahegelegt, den Termin bei dem Schweden nicht hinauszuzögern, denn man konnte nicht wissen, wie lange er seine Sammlung in Edinburgh lassen würde. Und so hatte man sie beauftragt, sofort mit der Arbeit zu beginnen.
    ›Dummerweise konnte ich Doktor Grantino nicht so schnell erreichen‹, erinnerte sie sich. ›Im Krankenhaus gab man mir keine Auskunft, und seine private Adresse habe ich nicht, weil er anscheinend in einem hospitaleigenen Bungalow wohnt. Ach was‹, dachte sie, ›diese Ängstlichkeit ist wirklich Blödsinn. Was soll mir hier schon passieren? Ich kann doch nicht in männlicher Begleitung bei Södergren meinen Antrittsbesuch machen. Wo leben wir denn?‹
    Und so hatte sie kurz entschlossen den heutigen Termin mit seinem Büro vereinbart. Und dass dieser Termin dem Schweden passte, das spürte sie an der Freundlichkeit, mit der er sie empfangen hatte.
    Mary nickte dem Hausherrn zu. »Christian, meine Zeit ist begrenzt. Ich möchte mit der Arbeit anfangen.« Sie stand auf und ergriff ihren kleinen Koffer. »Wenn es Ihnen recht ist, zeigen Sie mir bitte die Objekte, die ich prüfen soll.«
    »Selbstverständlich, kommen Sie bitte mit.« Er führte sie in ein angrenzendes Zimmer, in dem sich zwei alte Sakristeischränke an den Schmalseiten des Raums gegenüberstanden. Mary sah sofort, dass diese Möbel aus dem 15. Jahrhundert echt waren.
    Sie wollte aber gleich zu Beginn ihrer Arbeit klarmachen, dass für die Echtheitsbestimmungen umständliche Untersuchungen notwendig waren, damit später, wenn sie den Engel prüfen durfte, solche Vorgehensweisen bereits selbstverständlich waren.
    Also öffnete sie die Türen und die Schubfächer, prüfte die Scharniere und die Schnitzereien und untersuchte mit der Lupe die handgedrehten und gefeilten Nägel und Schrauben sowie die Spannungen und Risse, die sich durch die Belastung des Gebrauchs auf das Holz übertragen hatten. Außerdem kratzte sie mit einem Messerchen etwas Leim aus einer Fuge, den sie sorgfältig in ein Zellophantütchen füllte. Dabei erklärte sie jeden Handgriff, um deutlich zu machen, durch welche Details die Echtheit und das Alter eines Objekts bestimmt werden können. Södergren hörte mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu, begeistert von der Tatsache, dass seine Sakristeischränke die Prüfung anscheinend bestanden.
    »Aber wozu brauchen Sie die Leimproben?«, fragte er verblüfft.
    »Leim gibt

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