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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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Für dich stehen nicht mehr Möbelstücke an erster Stelle, sondern Gefühle. Ich bin doch nicht blind, und du solltest die junge Dame endlich darüber aufklären, was du wirklich willst.«
    Mary starrte von einem zum anderen. ›Das gibt es doch nicht‹, dachte sie, ›hatte Grantino also doch recht?‹ Sie sammelte die wenigen Werkzeuge, die sie gebraucht hatte, zusammen und packte sie in den Koffer. »Ich glaube, es ist besser, ich gehe jetzt«, erklärte sie und wandte sich der Tür zu, überaus betroffen von der Tatsache, gleichzeitig mit dem Haus den so sehr begehrten Engel zu verlassen. Bevor die Geschwister Södergren reagieren konnten, hatte Mary die Villa verlassen. Sie hatte allerdings nicht mit den Sicherheitsvorkehrungen im Garten gerechnet.

XVII
    Mary ging zu ihrem Wagen, öffnete die Tür, stieg ein und startete. Als sie das Rondell umrundet hatte und das Grundstück verlassen wollte, war das große schmiedeeiserne Einfahrtstor geschlossen. Sie wartete einen Augenblick, dann stieg sie aus, um das Tor mit der Hand zu öffnen. Aber sie hatte kaum den Kies des Gartenwegs betreten, als ein Hüne in Uniform neben ihr stand. »Sie wünschen, Madam?«, fragte er höflich und drehte seine Mütze in den Händen.
    »Würden Sie mir bitte das Tor öffnen?«
    »Tut mir leid, Madam, dazu bin ich nicht befugt.«
    »Sir«, antwortete Mary verärgert, »meine Arbeit hier ist beendet. Ich möchte nach Hause fahren.«
    »Bedaure, Madam, ich habe die Order, Sie zurück ins Haus zu begleiten.«
    Mary wusste sofort, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als dem Mann zu folgen. Wütend ging sie neben ihm zurück ins Haus. In der Halle angekommen, hörte sie die erregten Stimmen von Södergren und seiner Schwester aus einem der Nebenzimmer.
    »Ich hab dir gesagt, du sollst mir helfen, die Miss für mich zu gewinnen, und was tust du? Du vergraulst sie nach allen Regeln der Gemeinheiten. So habe ich mir deine Hilfe nicht vorgestellt, Greta.«
    »Du bist der größte Dummkopf, den es gibt auf der Welt. Merkst du denn nicht, dass sie es nur auf dein Geld abgesehen hat? Sie schmeichelt sich mit aller Raffinesse, die sie kennt, bei dir ein. Sie sucht buchstäblich deine Berührungen und hält still, wenn du ihren Busen streichelst, das ist doch unnormal für eine Frau, die ihren Arbeitgeber gerade zum zweiten Mal sieht.«
    »Unsinn, das stimmt doch überhaupt nicht. Die Berührungen gehen von mir aus, und ich bin überaus glücklich, wenn sie stillhält.«
    »Wenn sie stillhält! Für eine Frau gibt es nichts Schöneres, als begehrt zu werden, als berührt zu werden, als hofiert zu werden. Warum sollte sie nicht stillhalten? Warum um alles in der Welt sollte sie nicht stillhalten, wenn sie es sowieso auf dein Begehren abgesehen hat?«
    »Greta, du verrennst dich da in eine Angelegenheit, die dich nichts angeht. Bist du etwa eifersüchtig?«
    Die Frau kreischte vor Lachen. »Ich und eifersüchtig? Eifersüchtig auf einen Bruder, der sich lächerlich macht, weil er längst ein Alter erreicht hat, in dem sich ein normaler Mann seinen Hobbys und seinen lukrativen Geschäften hingeben und nicht jungen Küken nachrennen sollte. Du solltest deine Grenzen ke–«
    In diesem Augenblick betrat Mary den Raum. Sie hatte genug gehört und wollte dem Gezeter ein Ende machen. »Darf ich auch etwas sagen? Ich bin entsetzt. Entsetzt über Ihre Worte, über Ihr Benehmen, über einen Streit, der mich betrifft. Ich habe mit diesem Streit nichts zu tun. Ich bin hergekommen, weil es mein Beruf ist, und nicht, um mich hier einzuschmeicheln. Ich bin weder an Ihren Sympathien noch an Ihrem Geld oder Ansehen interessiert. Ich wollte hier eine gute Arbeit machen, weiter nichts. Da Sie mir ein ungestörtes Arbeiten unmöglich machen, möchte ich nach Hause fahren. Aber daran werde ich gehindert und stattdessen mit einem Streit unter Geschwistern konfrontiert, wie ich ihn mir niemals vorgestellt hätte. Kann ich jetzt endlich und unbehindert gehen?«
    »Aber Mary, um Gottes willen, Sie missverstehen das alles.« Christian Södergren kam zerknirscht und mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Meine Schwester ist so überempfindlich, sie reagiert zu hektisch, man kann ihre Worte nicht in die Waagschale werfen. Ich kenne sie, hinterher ist sie zahm wie ein Lamm.«
    Er versuchte, die ganze Szene ins Lächerliche zu ziehen, aber Mary ließ sich nicht beirren. »Mister Södergren«, und sie vermied es bewusst, ihn mit dem vertraulichen Vornamen anzusprechen,

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