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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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deren Besitzer ihre Häuser bei entsprechender Honorierung für Filmaufnahmen zur Verfügung stellen.« Er zeigte die Route im Stadtplan und dem Fahrer die günstigste Verbindung in die Speicherstadt. Dann fuhr er fort: »Zum Abschluss heute empfehle ich die Besichtigung einiger Geschäfte mit eindrucksvollen Antiquitäten, die man als Requisiten für Filme ausleihen kann. Die Geschäfte sind nicht weit von hier zwischen Jungfernstieg und Caffamacherreihe, man kann sie fast zu Fuß erreichen.«
    Brown, mit dem Stadtplan in der Hand, dirigierte Drumworld am Hauptbahnhof vorbei durch die Innenstadt, dann über den Deichtorplatz zur Einfahrt in die Speicherstadt. Alle vier waren von der Backsteinromantik dieser hohen Speicherhäuser mit den Seilwinden im obersten Giebel fasziniert. »Es wird höchste Zeit, wenn Sie hier filmen wollen, Mylord«, erklärte Brown. »Hier wird vieles umgebaut, neu gebaut, und in den Speicherböden entstehen Bereiche, die mit den alten Aufgaben der historischen Speicher nichts mehr gemeinsam haben.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Mary enttäuscht.
    »Die Gebäude behalten äußerlich ihr Gesicht, aber innen entstehen Museen, Restaurants, Büros, und man spricht sogar von Wohnungen.«
    »Wie schade.« Mary betrachtete die alten Fassaden mit den Ladeluken und den verwitterten Fenstern.
    »Die Hamburger müssen mit der Zeit gehen«, erklärte David. »Heute bestimmen Container und Computer den Handel. Ich weiß schon, weshalb ich aufs Tempo drücke. Mit jedem Tag verschwindet ein Stückchen Geschichte, wenn man nicht aufpasst. Und das ist nicht nur hier ein Problem, sondern auf der ganzen Welt.«
    Sie fuhren den Sandtorkai entlang bis zur Nummer 32. Ein Schild neben der Eingangstür wies darauf hin, dass in diesem roten Backsteinhaus, das sich in keiner Weise von den angrenzenden Häusern rechts und links unterschied, das einzige Gewürzmuseum der Welt zu Hause war. Drumworld parkte den Wagen vor dem Haus und blieb zur Sicherheit beim Bentley, die anderen stiegen aus, um sich das Museum anzusehen. Aber die Gewürze präsentierten sich nicht sofort, die Besucher mussten zwei Etagen, die hier als Böden bezeichnet wurden, hochsteigen, bis eine kleine Eingangstür in die Ausstellung führte. Atemlos nach den steilen Treppen, die zu bewältigen gewesen waren, aber neugierig geworden durch den Duft von Pfeffer, Nelken, Zimt und vielen anderen Aromen, gingen die drei in die Ausstellung. Mary war zunächst enttäuscht, weil das Museum nur einen kleinen Teil des Speichers ausmachte, in dem früher Kakaobohnen gelagert worden waren. Aber als sie die alten Geräte sah, mit denen früher die Gewürze gereinigt, gesiebt, gemahlen und gemischt worden waren, war ihr Interesse geweckt. Die Mitarbeiter zeigten sich sehr angetan von der Idee, ihr Museum in einem Film präsentieren zu können, und erlaubten den drei Besuchern, die Geräte zu bedienen, die Gewürze zu schmecken und an der Kasse diverse Publikationen über den Anbau der Gewürze in den letzten fünf Jahrhunderten, ihre Handelswege und ihre Verwendung zu erwerben. Brown, der wie immer bei solchen allerersten Besichtigungen einen Fotoapparat dabeihatte, durfte sogar einige Aufnahmen machen, die später, bei der Ausarbeitung der Themen von Bedeutung sein würden.
    Als sie nach einer Stunde das Museum verließen, hatten Filmemacher und Museumsmitarbeiter Adressen und Telefonnummern ausgetauscht, und David war mit seinen Recherchen zufrieden.
    Noch leicht berauscht von den intensiven Düften stiegen sie wieder in den Wagen ein und fuhren, nach einem kurzen Abstecher zum Museumshafen und nach einigen Fotos weiter zur Elbchaussee. Aber die Villen, die Drumworld hier auf Geheiß von Brown ansteuerte, gefielen David nicht. Entweder waren die Häuser zu modern oder die Parks zu unübersichtlich oder der Blick auf die Elbe verbaut. Erst als sie ein schlichtes weißes Landhaus im Hirschpark besichtigten, hatte David das Haus gefunden, das er sich vorstellte. Im Untergeschoss befanden sich Küchen, Vorratsräume, Bäder und Dienstbotenzimmer, das Erdgeschoss diente den gesellschaftlichen Gepflogenheiten, und im oberen Geschoss befanden sich die privaten Räume und die Gästezimmer. Die schlichte, geradlinige Aufteilung gefiel David so gut, dass er am liebsten einen Vorvertrag abgeschlossen hätte. Aber die Vernunft riet ihm dann doch, erst einmal den Roman zu lesen, bevor er sich mit irgendwelchen Verträgen festlegte. Auf dem Rückweg besichtigten sie die

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