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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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alte Fachwerkkirche in Nienstedten, und David beschloss, diese Kirche auf jeden Fall in den Film einzubauen, ganz gleich, ob sie in dem Roman vorkam oder nicht.
    Als sie in der Nähe der Kirche das Ausflugslokal Jacob erreichten, schlug David vor, das Mittagessen hier einzunehmen. Brown, der sich wirklich gut auf diese Besichtigungsfahrt vorbereitet hatte, las aus dem Reiseführer vor, wie das Landhaus entstanden und wie bekannt es geworden war. Die berühmte, von Max Liebermann gemalte Lindenterrasse mit dem herrlichen Blick auf die Elbe konnten sie leider noch nicht benutzen, ein frischer Frühlingswind verbot den Aufenthalt im Freien. Aber auch vom Restaurant aus hatten die Gäste einen schönen Blick auf die Elbe und die riesigen Containerschiffe, die den Hafen ansteuerten. Mary war begeistert. Am besten aber gefiel ihr, dass David ohne auch nur zu zögern einen Tisch für vier Personen reservieren ließ, also keinen Unterschied zwischen Herrschaft und Angestellten machte. Eine Geste, die ihr schon in ›Lone House‹ aufgefallen war, wo ein ungezwungener, wenn auch respektvoller Umgangston zwischen allen herrschte. Höflich zog er den Stuhl für sie zurück, und alle warteten, bis sie Platz genommen hatte. ›Es sind diese kleinen Dinge, die David McClay so sympathisch machen‹, dachte Mary. ›Niemals vergisst er, mir eine Tür aufzuhalten, niemals, mir in den Mantel zu helfen, und immer wartet er, bis ich mich gesetzt habe.‹
    Als der Ober die Speisekarten brachte, winkte David ab. »Sagen Sie uns, was der Koch empfiehlt«, bat er und bestellte gleichzeitig eine Flasche Wein. »Wir haben heute etwas zu feiern«, versicherte er zufrieden und zwinkerte seinem Sekretär zu. »Du hast die Vorbereitungen gut und gründlich gemacht, Clark Brown, darauf müssen wir anstoßen.«
    Bert Drumworld allerdings winkte ab. »Für mich bitte nur ein Mineralwasser, ich muss die Gesellschaft wohlbehalten ins Hotel zurückbringen.«
    Der Ober sammelte die Speisekarten wieder ein. »Der Koch empfiehlt sein garniertes Ochsenfilet mit Morcheln, buntem Gemüse und Vierländer Kartoffeln. Als Vorspeise wäre eine Markklößchensuppe zu empfehlen und als Nachspeise die berühmte Hamburger rote Grütze. Würde Ihnen das zusagen?«
    David sah seine Gäste an. Als alle nickten, versicherte er lachend: »Wir verlassen uns ganz auf das, was der Koch anbietet.« Nachdem der Sommelier den Wein gebracht und eingeschenkt hatte, hob David sein Glas. »Trinken wir auf ›Das Palais im Hirschpark‹, ich glaube, das könnte der Arbeitstitel werden.«
    Das Essen war vorzüglich, aber gegen drei Uhr drängte Brown: »Soviel ich weiß, schließen viele Geschäfte hier in Hamburg um achtzehn Uhr. Wenn wir noch die Antiquitätenläden durchforschen wollen, müssen wir aufbrechen.«
    »Du hast recht, Brown, Arbeitspläne müssen abgearbeitet werden, sonst kommen wir nicht weiter.« David half Mary beim Aufstehen und hielt ihr den Mantel. »Jetzt kommt die Sternstunde für dich, Mary. Hamburg ist bekannt für seine Antiquitätenhändler. Die Leute hier haben Geld, und der Hafen hat viele Vorzüge, auch den, dass Schätze aus aller Welt hier landen.«
    »Wir fahren heute in die renommierten Geschäfte hinter der Poststraße, aber es gibt noch jede Menge Trödelläden in anderen Stadtteilen, die werden wir nach und nach aufsuchen«, erklärte Brown der kleinen Gruppe, während sie zum Parkplatz gingen.
    Da in den engen Innenstadtstraßen kaum ein Durchkommen war, schickte David den Chauffeur zurück zum Hotel. »Wir stöbern durch die Läden und nehmen nachher ein Taxi«, erklärte er gutgelaunt und entließ Drumworld.
    Erwartungsvoll betraten sie die Geschäfte. Brown hatte einen genauen Plan, und sie konnten, ohne Umwege zu machen, ein Geschäft nach dem anderen aufsuchen. Mary war begeistert. Die Läden, meist übervoll mit Möbeln der verschiedensten Epochen, verlangten Zeit und Konzentration, und die nahm sich Mary. »Bitte, lasst mich in Ruhe stöbern. Ich möchte mir Notizen machen, damit ich weiß, wo ich die richtigen Gegenstände finde, wenn es mit der Arbeit ernst wird.«
    »Nimm dir alle Zeit, die du brauchst.«
    Sobald sie ein Geschäft betraten, fragte Mary nach Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert, und fast immer gab es Teile, die zeitgemäß und passend waren.
    So kamen sie auch in das ›Antic-Kaufhaus‹ von Ferdinand Möller in der Amelungstraße. In zwanzig Räumen wurden hier Tische, Stühle, Schränke, Vitrinen, Sekretäre, Gemälde,

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