Schottische Engel: Roman (German Edition)
wunderschön, was wirst du mit ihm machen?«
»Ich schenke ihn dem Museum. Er gehört zum Zyklus der anderen Engel, in ihrem Kreis wird er sich wohlfühlen, dort ist sein Zuhause.«
»Du sprichst von ihm wie von einem alten Freund.«
»Ja«, lächelte sie, »irgendwie ist er ein Freund geworden. Trotzdem werde ich ihn gründlich untersuchen. Das Kuratorium soll sicher sein, dass dieser Gabriel der echte Engel ist.«
»Aber du weißt es jetzt schon.«
»Ja, ich wusste das vom ersten Augenblick an.«
An der Tür klopfte es, und auf das »Herein« von Mary kam der Zimmerkellner mit einem Servierwagen voller Köstlichkeiten. Als er den Tisch decken wollte, schüttelte Mary den Kopf. »Danke, aber das mache ich gleich selbst«, und der Fremde verließ die Suite.
»Dann wollen wir auf deinen Engel anstoßen, Mary.« David schenkte die Gläser voll und stand auf. Mary erhob sich ebenfalls. »Auf Gabriel, den dritten schottischen Engel, auf dich, Mary, und auf unsere Liebe«, flüsterte David ein wenig ergriffen von dem seltsamen Augenblick, und dann tranken sie sich zu.
Die Sonne war untergegangen und zeichnete die Silhouette der Stadt mit den Kirchtürmen wie einen Schattenriss an den Abendhimmel. Ein über der Stadt kreisendes Wasserflugzeug suchte seinen Landeplatz im Hafen, und ein Alsterschiff kreuzte den See und steuerte den Landungssteg vor dem Hotel an. Der Verkehr nahm langsam ab, die Rushhour war vorbei.
Mary sah aus dem Fenster. »Eigentlich hätte ich Lust auf einen Spaziergang am Wasser entlang. Es sind noch viele Leute unterwegs, und wir haben in den letzten Tagen nur im Auto gesessen.«
»Eine gute Idee«, erwiderte David. »Komm, wir ziehen uns rasch um und laufen einmal um den See. Vielleicht finden wir ein nettes Restaurant am Wasser.«
Ein paar Minuten später waren sie unterwegs. Die Promenade führte immer am Ufer entlang, und als Mary und David die Mündung der Alster in den See erreichten, kehrten sie beim Bootsanleger von Bobby Reich ein. Auf den Holzplanken über dem Wasser waren Tische und Stühle aufgestellt. Als sie einen freien Tisch fanden, nahmen sie Platz und bestellten eine Flasche Wein, und als es dunkel wurde, stellte der Kellner Windlichter auf die Tische. Die letzten Ruderboote kehrten zurück und wurden vertäut.
Leicht beschwingt gingen sie schließlich weiter. Der Weg war gut beleuchtet, das Licht störte aber nicht die romantische Stimmung, und Arm in Arm umrundeten sie den See. Leicht atemlos und wundervoll erfrischt erreichten sie ihr Hotel und fuhren lachend in den vierten Stock. Es war ein ausgezeichneter Wein gewesen, den Bobby Reich ihnen serviert hatte!
Vor ihrer Tür zögerte David. In seinem Lächeln lag plötzlich eine leise Trauer, und Mary erkannte die Frage, die in seinen Augen stand. Bereitwillig öffnete sie ihre Tür weit und ließ ihn eintreten. Drinnen wandte David sich zu ihr um und nahm ihre Hände in die seinen. »Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss, Mary«, begann er, »doch zuerst sollst du wissen, dass ich dich liebe.«
Von seinen ernsten Worten fühlte Mary sich sehr berührt. Mit den Fingerspitzen strich sie über seine Wangen. »Ich liebe dich auch«, flüsterte sie.
Er zog sie eng an sich, sodass sie den Pulsschlag des Lebens in ihm fühlen konnte. »Bist du ganz sicher?«
Sie nickte, sprechen konnte sie nicht. Lächelnd schmiegte er seine Wange in ihr Haar und flüsterte: »Du bist für mich das Kostbarste, was es gibt auf der Welt, und ich werde nie etwas tun, was dich verletzen könnte, niemals.«
Ein Prickeln durchströmte Marys Körper, als seine Lippen ihr Gesicht liebkosten und seine Umarmung inniger wurde. Und dann ließ er sie los, ganz plötzlich, und drehte sich zum Fenster um. »Ich muss mit dir sprechen, Mary, es wäre unrecht, es nicht zu tun, bevor wir ...«
Erstaunt sah Mary ihn an. Was war denn jetzt wichtiger als die Zweisamkeit, dieses Ineinanderversinken, dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit, die nichts und niemand stören sollte?
Sie stellte sich neben ihn und nahm seine Hand. »Was immer es ist, David, es kann warten.«
»Nein, Mary, ich hätte ein schlechtes Gefühl, ich muss mit dir reden. Ich möchte, dass du mich wirklich kennst.«
»Aber Gefühle sind wichtiger als Worte.«
»Nicht immer, mein Liebes.«
»Dann rede, damit wir es hinter uns haben.«
David zögerte noch einen Augenblick, dann atmete er tief ein und legte ihr den Arm um die Schulter. »Ich sagte vorhin, dass du das Kostbarste in
Weitere Kostenlose Bücher