Schottische Engel: Roman (German Edition)
meinem Leben bist. Aber es gibt noch jemanden, den ich über alles liebe.«
Mary versuchte, einen Schritt zur Seite zu treten, etwas Abstand zu gewinnen, aber David hielt sie fest. »Bleib bei mir. Ich möchte dir sagen, dass ich eine Tochter habe, die ich sehr liebe.«
»Eine Tochter?«
»Ja, Tatjana ist fünf Jahre alt und lebt bei ihrer Mutter. Aber ich möchte sie unbedingt zu mir holen. Sie ist ein allerliebstes kleines Mädchen, aber ich kenne sie kaum. Deshalb werde ich alles versuchen, sie zu mir zu nehmen. Wir wären dann zu dritt – wenn du einverstanden bist.«
Erschrocken sah Mary aus dem Fenster. ›Ein Leben zu dritt‹, dachte sie verwirrt. ›Ich möchte doch eigene Kinder, warum will er mit einem Leben zu dritt beginnen? Kinder bauen Mauern, diese Kleine wird sofort damit beginnen, sich zwischen uns zu schieben, kann ich das ertragen? Will ich das? Ist es die Liebe wert, die ich für diesen Mann empfinde?‹
»Mary, warum sagst du nichts?« Er zog sie enger an sich. »Tatjana ist ein kleiner Engel, sie wird dich lieben, sie wird dich gernhaben, und mein Glück wäre vollkommen.«
»Auch sehr kleine Engel können eine Zweisamkeit zerstören«, flüsterte Mary. Sie schämte sich, weil sie nicht auf den Herzenswunsch des Mannes einging, den sie zu lieben glaubte.
»Wie meinst du das?«
»David, sie wird immer zwischen uns stehen und einen Schutzwall um dich herum errichten. Du bist der geliebte Vater, und ich bin die Person, die ihr diese Liebe streitig macht.«
»Aber nein, Mary, sie ist doch noch so klein, sie wird sich an dich gewöhnen, sie wird dich genauso lieb haben wie mich. Sie wird zwischen uns stehen und unsere Hände halten, sie wird uns verbinden, Mary, wirklich.«
Aber Mary schüttelte den Kopf. »Sie wird zwischen uns stehen, nur darauf kommt es an.«
»Warum bist du so ängstlich, so kenne ich dich gar nicht?«
»Das, was ich sage, entspricht der Wahrheit. Kinder wollen die Person, die sie lieben, für sich allein haben, sie wollen sie beschützen und bewachen. Selbst kleine Kinder können sehr eifersüchtig sein.«
»Aber woher willst du das wissen? Du hast doch gar keine Erfahrung mit Kindern, soviel ich weiß.«
»Es ist ein allgemein bekanntes Problem, David. Zahlreiche Beziehungen zerbrechen an diesem Phänomen. Es ist ein angeborenes Gefühl, und Kinder, die nur einen Elternteil haben, klammern sich mit ihrem ganzen Herzen an diesen Menschen. Dass sie dabei zerstörerisch und egoistisch sind, wissen sie gar nicht.« Mary war nun wirklich betroffen und verletzt. Warum wollte er ihre Zweisamkeit zerstören, warum war das Kind ihm wichtiger als sie, die doch das Kostbarste in seinem Leben war, wie er gesagt hatte?
Sie entfernte sich von ihm und setzte sich in einen Sessel. Aber David kam ihr nach und kniete vor ihr nieder. »Mary, magst du keine Kinder?«
»Oh, doch. Aber ich möchte eigene Kinder mit dir haben, nicht ein fremdes Kind, das immer zwischen uns stehen würde.«
Er nahm ihre Hände in die seinen. »Mary, es ist doch erst mal nur ein Wunsch von mir. Ich weiß doch selbst nicht, ob er jemals in Erfüllung geht.«
»Und was steht deinem Wunsch im Weg?«
»Die Mutter natürlich. Sie ist nicht einmal bereit, mir festgelegte Besuchszeiten zu bewilligen. Ich bin immer von ihren Launen abhängig, wenn ich Tatjana sehen will. Sie erpresst mich regelrecht mit ihren Wünschen und Forderungen.«
»Sie hat das Sorgerecht?«
»Ja, und daran wird sich nichts ändern, solange sie nicht einen gravierenden Fehler in der Erziehung macht.«
»Aber du kannst deinem Kind doch nicht wünschen, dass die Mutter es schlecht behandelt.«
»Nein, natürlich nicht. Aber wenn ihr Lebenswandel nicht korrekt ist, könnte ich das Sorgerecht beantragen.«
»Erzähle mir von dieser Frau.«
Und David erzählte Mary von Joan, wie und wann sie sich kennengelernt hatten, wie die Beziehung enger geworden und wie Tatjana zur Welt gekommen war. Er erzählte, dass Joan ihn hatte heiraten wollen, dass sie noch immer bestrebt war, seine Frau zu werden, und wie ihre Gier in Erpressungen ausartete. Wie sie ihn für seine Ablehnung bestrafte und wie er unter der Sehnsucht nach seinem kleinen Mädchen litt.
Mary schüttelte den Kopf. »Die Situation ist tragisch für dich, das sehe ich, aber diese Frau wird keine Fehler machen, sie weiß, was davon abhängt. Und sie ist die Mutter, kleine Mädchen sollten in einer mütterlichen Geborgenheit aufwachsen.«
»Sie wird Fehler machen. Ihr muss nur
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