Schottisches Feuer
ablegen. Du klingst genau wie meine Schwiegermutter.«
»Dann muss er ein Mann mit ausnehmend gutem Verstand sein.«
Die hochmütige Stimme mit dem Hauch eines französischen Akzents konnte nur einer einzigen Person gehören. Duncan versteifte sich. Verdammt. Er war zu sehr mit Jeannie beschäftigt gewesen und hatte das Erscheinen der Marchioness of Huntly nicht bemerkt. Das Erscheinen genau der Person, der er nach Kräften aus dem Weg gegangen war.
Jeannie stand mit dem Rücken zu ihrer Schwiegermutter, doch Duncan sah, wie sie sich beim Klang ihrer Stimme versteifte. Sein Blick wanderte zwischen den beiden Frauen hin und her. Offensichtlich erstreckte sich Jeannies Hingabe für ihren Ehemann nicht auf dessen Mutter.
Der raubvogelartige Blick der älteren Frau heftete sich auf die Schwiegertochter. Es lag keine deutliche Abneigung darin, sondern eher Leidensfähigkeit. Als wäre Jeannie eine persönliche Herausforderung – ein weiteres Kreuz, das sie zu tragen hatte, wie es einer notorisch bußfertigen Katholikin wohl anstand.
»Wenn ich recht gehört habe«, fuhr die Marchioness fort, »versucht dieser Mann, dir die Ernsthaftigkeit deines jüngsten Mangels an Urteilsvermögen begreiflich zu machen.« Sie ließ es so klingen, als wäre das eine immer wiederkehrende Situation. »Du solltest auf ihn hören.« Im Glauben, einen Verbündeten gefunden zu haben – obwohl Duncan sich noch nicht dazu entschieden hatte –, wandte sich die Marchioness an ihn und schenkte ihm etwas, das wie ein seltenes Lächeln der Zustimmung aussah. »Ich hoffe, Ihr könnt meiner Schwiegertochter den Ernst ihrer Situation begreiflich machen, allein und ohne Ehemann, der sie beschützt.«
Er erinnerte sich daran, wie Jeannies Wangen sich röteten, wenn sie wütend war. Ihre Gefühle waren stets für alle sichtbar gewesen. Nun waren die einzigen Anzeichen einer Gefühlsregung die an den Seiten geballten Fäuste und die Lippen, die sie so fest zusammenpresste, dass sich feine weiße Linien um ihren Mund herum bildeten. Zehn Jahre hatten sie ein gewisses Maß an Kontrolle über ihre Reaktionen gelehrt, dennoch erkannte er, dass die Marchioness sie anscheinend drängte, einen Ehemann zu finden.
Er eilte zu ihrer Verteidigung. »Sie ist nicht allein«, korrigierte er, während er zusah, wie das Lächeln der Marchioness welkte wie eine vertrocknete Weinranke. Wenn sie nach einem Verbündeten gegen Jeannie suchte, würde sie in ihm keinen finden. Er sprach kühn, ohne die Ehrerbietung, die ein Mann seines Ranges ihr schuldete, doch Unterwerfung lag nicht in seiner Natur – es war schon immer sein Problem gewesen, dass er nicht wusste, wo sein Platz war. »Sie braucht keinen Ehemann, sondern besser ausgebildete Wachen. Das ist der Grund, warum der Bruder der Lady mich hergeschickt hat.« Herausfordernd glitt sein Blick zu Jeannie. Sie sollte nur wagen, ihm zu widersprechen. Doch sie betrachtete ihn nur mit einem verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht, als wäre sie überrascht, dass er ihre Partei ergriff. »Wenn ich fertig bin, wird Lady Gordon so oft im See schwimmen gehen können, wie sie will.«
Der wachsame Blick der Marchioness wurde noch schärfer. Duncan konnte nachempfinden, wie sich eine Maus fühlte, die ins Visier eines Falken gerät. Er setzte eine unbeteiligte Miene auf, während sie mit unmissverständlicher Eindringlichkeit sein Gesicht musterte. »Wer seid Ihr? Ihr kommt mir bekannt vor. Sind wir uns schon einmal begegnet?«
Sein Puls schoss in die Höhe, doch er begegnete ihrer Frage mit einem entspannten Lächeln. »Wie freundlich von Euch, dass Ihr Euch daran erinnert, Mylady. Ich bin Duncan MacAllan, wir sind uns vor vielen Jahren bei Hofe begegnet. Ich war noch ein junger Bursche im Dienste des Lairds of Freuchie.« MacAllan war ein wohlbekannter Zweig von Clan Grant.
Abschätzig spitzte sie bei der Erwähnung von Jeannies Vater die Lippen. Der Marquis of Huntly mochte Grant seine früheren Verfehlungen vor dessen Rückkehr in den Schoß der Gordons bei Glenlivet vielleicht verziehen haben, doch im Wortschatz der Marchioness kam das Wort Vergebung nicht vor. Was würde sie tun, wenn sie je herausfinden sollte, dass er ein Campbell war?
Er widerstand dem Drang, sich den Hals zu reiben.
Sie ließ sich von seiner entspannten Antwort nicht überzeugen. »Euer Gesicht erinnert mich … Wer ist Euer Vater?«
Er brauchte den Schatten, der seine Züge verdunkelte, nicht vorzutäuschen. »Ich bin ein Bastard, Mylady.« So
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