Schottisches Feuer
sie noch festhalten könnte, ohne sie zu küssen.
Sie schwamm zum Ufer des Lochs, stemmte sich aus dem Wasser und setzte sich auf einen langen, flachen Felsen, der wie eine Klippe über den See ragte. Er stützte die Hände am Felsrand ab und zog sich neben ihr hoch. Dabei ertappte er sie, wie sie seine gebeugten Arme anstarrte, doch schnell wandte sie sich mit schamhaft geröteten Wangen ab. Er verkniff sich ein Lächeln. Offensichtlich waren die durch das ständige Schwerttraining hervortretenden Armmuskeln nicht nur dafür gut, Feinden den Garaus zu machen.
Sie hatte die Knie an die Brust gezogen, was ihre Nacktheit vor seinen Blicken verbarg, doch er hätte ohnehin nicht gewagt, sie anzusehen. In zufriedenem Schweigen saßen sie nebeneinander und sahen zu, wie sich der silbrige Mond auf der schwarzen Wasseroberfläche spiegelte, während die Anstrengung vom Schwimmen langsam von ihnen wich.
»Wirst du bald fortgehen?«, fragte sie.
Er nickte. » Aye , die Situation mit Huntly hat sich verschlimmert. Ich muss zurück nach Castleswene und meinem Vater Bericht erstatten.« Er war sich nicht sicher, wie viel sie darüber wusste, warum sie am Königshof waren.
King James war wütend über den aufmüpfigen Earl of Huntly, einen der »Großen Lords«, und beabsichtigte, ihn in seine Schranken zu weisen. Nicht nur, dass Huntly sich geweigert hatte, entweder seinem katholischen Glauben abzuschwören oder das Land zu verlassen, so wie es das im letzten Jahr erlassene Dekret vorsah; er wurde auch beschuldigt, sich mit dem König Spaniens verschworen zu haben, um die papistische Religion in Schottland wiederherzustellen. Huntlys ununterbrochener Widerstand war eine Beleidigung für King James, der versuchte, sich als Erbe – und zwar protestantischer Erbe – der alternden englischen Königin zu behaupten.
»Wird es Krieg geben?«
Offensichtlich wusste sie genug. »Das scheint unvermeidlich zu sein – es sei denn, Huntly beugt sich den Forderungen des Königs und schwört seinem Glauben ab.«
»Was er nicht tun wird.«
»Vermutlich nicht«, gab er zu.
»Und wirst du kämpfen?« Sie konnte nicht verhindern, dass Besorgnis in ihrer Stimme mitschwang.
» Aye .« Sie sah aus, als wollte sie etwas sagen, doch er fiel ihr ins Wort. »Das ist es, was ich tue, Jeannie.« Etwas in ihm trieb ihn an, was er nicht aufgeben konnte – nicht einmal für sie.
Mit einem langen Blick sah sie ihn an, doch sie antwortete nicht. Stattdessen fragte sie: »Und welche Rolle spielt mein Vater bei der ganzen Sache?«
Er zuckte die Schultern. »Das liegt an ihm. Aber der König hofft, dass er davon überzeugt werden kann, die Vorteile unserer Sichtweise zu sehen.«
Nachdenklich musterte Jeannie ihn. »Mit anderen Worten, King James hofft, die gegenwärtige Fehde zwischen meinem Vater und Huntly ausnutzen zu können.«
Das war eine scharfsinnige Bemerkung. Ihr Vater war erzürnt gewesen über Huntlys Rolle bei der Ermordung des Earls of Moray – erzürnt genug, um seine Lehenspflicht zu brechen und mit seinem Lehnsherrn eine Fehde einzugehen. Der König hoffte, den Keil zwischen den beiden noch tiefer zu treiben. » Aye «, gab Duncan zu.
Sie zog die Nase kraus. »Ich nehme an, das wäre möglich, doch die Fehde mit Huntly hat sich abgeschwächt. Die Kämpfe waren erbittert, und ich bezweifle, dass mein Vater möchte, dass sie wieder aufflammen. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass er neutral bleiben will – schließlich ist es nicht sein Kampf. Die Grants haben den katholischen Glauben schon vor Jahren abgelegt.« Sie streckte die Beine aus, ließ sie über den Rand des Felsens hängen und planschte sorglos damit im Wasser. Sogar ihre winzigen, geschwungenen Füße waren bezaubernd.
Duncan betrachtete sie abschätzend, denn trotz all ihrer Naivität war sie sich der politischen Situation bewusster, als er gedacht hatte. Sie hatte beinahe Wort für Wort wiederholt, was ihr Vater auf Duncans Gesuch geantwortet hatte. »Dein Vater sagt in etwa dasselbe, aber er könnte gezwungen sein, sich für eine Seite zu entscheiden, ob er das will oder nicht.« Und das eher, als ihm bewusst gewesen war. Der König hatte Argyll den königlichen Auftrag erteilt, gegen Huntly aufzumarschieren, bevor der Monat um war. »Stehst du deinem Vater nahe?«
Sie schenkte ihm ein trockenes Lächeln. »Vermutlich mehr, als für eine Tochter typisch ist. Wir stehen uns alle nahe – mein Vater, meine Geschwister und ich. Die Umstände …« Ihre Stimme
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