Schottisches Feuer
dennoch ebenso gut eine völlig andere Welt betreten können. Eingerahmt von Bäumen auf der einen Seite und von zerklüfteten Felsstufen, die mit dem Hügel verschmolzen, auf der anderen Seite war der Loch eine üppige Oase, die besser in einen entlegeneren Teil der Highlands zu passen schien. Der Vollmond hing tief am Himmel, genau über der Mitte des Teichs. Hätte Duncan ihn selbst dort aufgehängt, könnte er nicht malerischer wirken.
»Er ist wunderschön«, hauchte sie leise neben ihm. »Wie hast du ihn nur gefunden?«
Gleichmütig zuckte er die Schultern. »Das hier ist ein beliebter Ort.« Als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er hinzu: »Tagsüber.«
»Vielleicht ist es doch keine so gute Idee.«
Fragend zog er eine Augenbraue hoch. »Du wirst doch jetzt nicht mehr umkehren wollen, oder?«
Wieder kaute sie an der Lippe und ihre kleinen, weißen Zähne gruben sich in das weiche, rosige Fleisch. »Ich weiß nicht …«
Gott, sie hatte keine Ahnung, was sie mit ihm anstellte! Hitze stieg in ihm auf und sammelte sich in seinen Lenden. Gewaltsam riss er den Blick von ihrem Mund los. Zeit, sich abzukühlen. Schnell entledigte er sich seiner Kleider und Waffen. Statt des zweihändigen claidheamh da laimh und dem Langbogen, die er auf dem Schlachtfeld bevorzugte, trug er bei Hofe eine Pistole, ein kurzes Schwert – bloße Zierde für Höflinge der Lowlands – und einen Dolch. Nachdem er den dicken Ledergürtel abgelegt hatte, nahm er das Plaid ab und warf es zum Rest seiner Habseligkeiten auf einen Haufen. Aus Rücksicht auf die Unschuld seiner Begleiterin behielt er das Leinenhemd an, das ihm beinahe bis zu den Knien reichte.
Mit einem frechen Grinsen wegen ihrer errötenden Wangen rief er: »Ganz wie du willst«, rannte zum Ufer des Sees und tauchte hinein.
Das kalte Wasser spülte in einem belebenden Schock über ihn hinweg und kühlte die Lust in seinem Blut etwas ab. Ein gutes Stück von der Stelle entfernt, an der sie stand, kam er wieder an die Oberfläche, dennoch konnte er ihre Unentschlossenheit deutlich an den verstohlenen Blicken erkennen, mit denen sie abwechselnd auf ihre Füße und zum Wasser starrte.
Ein paar Minuten lang trat er Wasser, beobachtete sie dabei, wie sie mit sich rang, und versuchte, nicht zu lachen. »Das Wasser ist herrlich«, neckte er sie. »Du weißt gar nicht, was dir entgeht!«
Die Hände in die Hüften gestemmt funkelte sie ihn an. »Du bist nicht gerade ein sehr netter Mensch, Duncan Campbell.«
Er grinste. »Ich habe nie etwas anderes behauptet.«
Sie murmelte etwas Unschmeichelhaftes, bevor sie sich an den Bändern ihres Umhangs zu schaffen machte und er als schwarzer Haufen zu Boden fiel. Urplötzlich erstarrte er, und alle Witzelei war vergessen, denn der Anblick, der sich ihm am Ufer bot, fesselte ihn völlig. Ihr beim Ausziehen zuzusehen, war das Erotischste, das er je gesehen hatte. Die reinste Folter, doch er konnte den Blick nicht von ihr losreißen.
Obwohl das schlichte elfenbeinfarbene Leinennachthemd auf die Entfernung züchtig wirkte, wurde ihm heiß bei der Erkenntnis, dass nur ein dünner Fetzen Stoff sie von der Nacktheit trennte. Stoff, der in nassem Zustand praktisch durchsichtig sein würde. Die Erleichterung, die ihm das kalte Wasser vorhin noch beschert hatte, verschwand plötzlich, und er wurde hart wie ein verdammter Speer, dankbar für das dunkle Wasser, das die Heftigkeit seiner Reaktion vor ihren Blicken verbarg.
Sie streifte die Pantoffeln ab und zog sich die Kämme aus dem Haar. Die langen Locken fielen ihr in dichten, rötlich schimmernden Wellen über den Rücken. Er wollte sein Gesicht in ihrer Weichheit vergraben und spüren, wie es ihm wie ein seidiger Schleier auf die Brust fiel, während sie auf ihm ritt. Beinahe hätte er bei der lebhaften Vorstellung aufgestöhnt.
All ihr Zögern war verflogen, und sie rannte seiner Spur folgend zum Wasser und tauchte hinein.
Er sah das Wasser aufspritzen und sich an der Oberfläche kräuseln, als sie unter Wasser auf ihn zuschwamm. Mit heftig pochendem Herzen wartete er darauf, dass sie auftauchte. Sein ganzer Körper pulsierte vor Verlangen. Wie zum Teufel sollte er nur die Finger von ihr lassen?
Ein paar Fuß entfernt durchbrach sie die Wasseroberfläche, das Haar zurückgestrichen, kleine Wassertröpfchen auf der Haut, die im schimmernden Mondlicht wie Feenstaub glitzerten, und mit einem Lächeln reinster Freude auf dem strahlenden Gesicht. Hatte sie überhaupt eine Ahnung
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