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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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Glück gab es in fast jedem Dorf ein Wirtshaus. Das Zimmer in diesem hier würde genügen müssen.
    Die Wachmänner, die sie auf ihrer »dringenden« Reise zu ihrer Cousine begleiteten, würden in den Ställen schlafen.
    Jeannies Gewissen versetzte ihr einen kleinen Stich wegen der ausgefeilten Lügen, die sie sich ausgedacht hatte, und noch einen heftigeren Stich, weil es ihr so leicht gefallen war – sie hatte nicht nur die Wachmänner, sondern auch ihren Bruder angelogen. Zuerst hatte sie daran gedacht, sich John anzuvertrauen – die Mädchen waren dafür noch zu jung –, doch sie wollte ihn nicht zwingen, sich zwischen der Liebe zu seinem Vater und der Liebe zu der Schwester, die wie eine Mutter für ihn gewesen war, entscheiden zu müssen. Also hatte sie eine Nachricht von ihrer Cousine Margaret, der neuen Lady Lovat erfunden, die ihre sofortige Anwesenheit auf Castle Fraser wünschte. Dann, als sie sich Drumin näherten, hatte sie eine Krankheit vorgetäuscht, wodurch sie gezwungen waren, die nächstmögliche Unterkunft aufzusuchen. Ein bisschen Gold hatte dafür gesorgt, dass die Wachmänner reichlich zu trinken hatten, dass die Wirtin ihren Sohn mit einer Botschaft für Duncan nach Drumin schickte und dass sie über den Gentleman, der später ankommen würde, hinwegsah.
    Mit gerümpfter Nase sah sie zu der alten Wolldecke, die auf dem Bett lag. Vielleicht hatten die Wachmänner das bessere Geschäft gemacht, denn vermutlich wäre es angenehmer, auf Stroh zu schlafen. Doch wenigstens würden Duncan und sie hier alleine sein. Das hieß, wenn er überhaupt auftauchte.
    Angestrengt spähte sie aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit, als könnte sie ihn mit bloßer Willenskraft erscheinen lassen. Wo blieb er nur? Sie hatte die Nachricht schon vor Stunden geschickt. Was, wenn er nicht kam?
    Panik versetzte ihr einen Stich in der Brust. Er musste einfach kommen.
    Sie musste ihn warnen. Obwohl sie keine Ahnung hatte, was sie ihm sagen sollte. Sie konnte ihm wohl kaum erzählen, was sie erfahren hatte – wenn sie das täte, würde sie damit ihren Vater nicht nur verraten, sondern auch noch sein Leben in Gefahr bringen. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Nicht nur aus Sorge darüber, was sie sagen sollte; sie vermutete auch, dass Duncan nicht gerade erfreut darüber sein würde, sie zu sehen. Doch da Huntlys Festung Strathbogie weit genug entfernt lag, war sie nicht wirklich in Gefahr.
    Das Klopfen mit den Zehenspitzen linderte ihre Unruhe nicht, deshalb stand sie auf und begann, auf und ab zu gehen, auch wenn sie in dem winzigen Raum nur ein oder zwei Schritte in jede Richtung tun konnte.
    Lauter, schiefer Gesang, unterbrochen von Gelächter, erfüllte die Nacht. Es war bereits weit nach Mitternacht, doch bei dem Lärm unter ihr wäre man darauf nie gekommen. Die grölenden Feierlaute schienen nur noch lauter zu werden, je weiter der Abend fortschritt, was Gutes über das Ale aussagte, jedoch weniger Gutes für die Aussicht auf Schlaf verhieß.
    Nicht dass sie erwartete, in absehbarer Zeit Ruhe zu finden. Nicht, solange die Schlacht nicht vorüber war.
    Und vielleicht nicht einmal dann. Was, wenn er nicht auf sie hörte?
    Verzweiflung erfasste sie, doch sie verdrängte sie entschlossen. Sie würde es ihm begreiflich machen.
    Plötzlich preschte ein Reiter aus der Dunkelheit in den Hof unter ihr. Der Schatten eines großen Mannes beherrschte den kleinen Lichtkegel, den ein paar spärliche Fackeln warfen.
    Ihr Herz tat einen jähen, heftigen Satz.
    Es war zu dunkel, um seine Züge zu erkennen, doch seine Körpergröße und die grimmige Entschlossenheit seiner Bewegungen verrieten ihr alles, was sie wissen musste: Duncan war gekommen.
    Tief atmete sie durch, setzte sich mit dem Gesicht zur Tür auf den Stuhl und wartete, die Hände ruhig gefaltet auf dem Schoß, obwohl das unregelmäßige Schlagen ihres Herzens alles andere als ruhig war. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob es womöglich ein Fehler gewesen war hierherzukommen. Sie konnte sich dem Gedanken nicht entziehen, dass das hier etwas war, was ihre Mutter getan haben könnte. Doch für Zweifel war es nun zu spät. Außerdem, was hatte sie denn für eine andere Wahl gehabt?
    Es schien ewig zu dauern, bis sie die schweren Tritte von Stiefeln die Treppe herauf und vor der Tür abrupt anhalten hörte. Dann, endlich, wurde die Tür aufgestoßen.
    Es war gut, dass sie saß, denn die Gewalt seines Zorns traf sie mit der Wucht eines Schmiedehammers.
    Ihre

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