Schottisches Feuer
Vater kämpfen würde.
Grant reichte Duncan die Karte, wobei er ihn mit einem harten Blick bedachte und Duncans Gegenwart zum ersten Mal zur Kenntnis nahm. »Wenn Ihr das für das Beste haltet, Mylord.« Es war deutlich, dass er selbst das nicht tat, denn der verächtliche Tonfall in seiner Stimme war unmissverständlich.
Duncan nahm die Karte und schob sie in seinen Sporran, dabei trafen ihn der Ärger und die Verachtung des anderen Mannes mit voller Wucht. Grant weiß es , erkannte Duncan. Jede Hoffnung, er könnte sich von der Verbindung überzeugen lassen, schwand.
Mit Rücksicht auf die Warnung seines Cousins, sich nur auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren, blieb er stumm. Doch eines Tages würde er beweisen, dass er Grants Tochter würdig war … Eines Tages …
Duncans Vater hatte die Situation erfasst und lenkte Grants Aufmerksamkeit mit einer Frage von Duncan ab. Nach und nach zerstreuten sich die Männer und verließen den Saal, um nach ihren Leuten zu sehen, bevor sie sich für die Nacht zurückzogen. Duncan hätte sich Colin angeschlossen, um dasselbe zu tun, doch sein Cousin hielt ihn zurück. Er wollte im Arbeitszimmer des Lairds unbedingt noch einmal den Schlachtplan mit ihm durchgehen. Als sie sich endlich vom Tisch erhoben, war es kurz vor Mitternacht.
Da sich so viele Männer auf Drumin eingefunden hatten, waren der Saal und die äußeren Unterkünfte bis zum Bersten gefüllt. Sein Vater hatte beschlossen, in Zelten außerhalb der Burgtore bei ihren Clansleuten zu schlafen. Es war still, während Duncan sich den Weg durch die Reihen schlafender Männer bahnte. Die Nacht war angenehm kühl, und aus dem Norden wehte eine sanfte Brise.
Als er das Segeltuch vor dem Zelteingang zur Seite zog und geduckt das kleine Zelt betrat, stellte er überrascht fest, dass drinnen eine Kerze flackerte und Colin noch wach war.
Sein Gesicht war halb von den Schatten verborgen. Einen Augenblick lang glaubte Duncan, rohen Hass in seinen Augen glühen zu sehen. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Ich wollte gerade nach dir suchen«, antwortete Colin gut gelaunt. Anscheinend hatte Duncan sich getäuscht. Colin reichte ihm eine zusammengefaltete Nachricht. »Das hier wurde vor ein paar Minuten für dich abgegeben.«
Stirnrunzelnd drehte Duncan das Papier um und sah, dass sein Name in kühner, weiblicher Schrift darauf geschrieben war. Er erstarrte. Das konnte nicht sein.
»Von wem ist es?«, fragte Colin beiläufig. »Es sieht aus wie die Schrift einer Frau.«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Duncan, doch er befürchtete, dass er das sehr wohl tat.
Schnell faltete er den Brief auf und las. Jedes Wort kam ihm vor wie Öl, das man ins Feuer goss. Fest presste er den Mund zu einem schmalen Strich zusammen. Er würde sie umbringen.
Colin spürte, dass etwas nicht stimmte. »Was ist los? Gibt es ein Problem?«
»Nicht mehr lange«, entgegnete Duncan düster. »Es gibt nur etwas, um das ich mich kümmern muss.«
»Jetzt?«
Er nickte. »Ich befürchte, es kann nicht warten.«
»Aber der Angriff …«
»Ich werde in ein paar Stunden zurück sein. Du schläfst besser ein bisschen.«
»Soll ich dich begleiten?«
Grimmig schüttelte Duncan den Kopf. » Nay , das ist etwas, was ich alleine tun muss.«
Kapitel 7
Unruhig saß Jeannie an einem kleinen Fenster auf einem wackligen Stuhl und klopfte nervös mit der Fußspitze auf den hölzernen Fußboden. Allerdings wurde das Geräusch von der dicken Schicht aus Schmutz und Staub verschluckt, mit der die breiten Bohlen überzogen waren. Sie sah sich in der äußerst rustikalen Kammer um und bemühte sich, nicht allzu genau hinzusehen, doch sie konnte nicht verhindern, dass sie reflexartig das Gesicht verzog. Keine Feuerstelle, ein paar Wachsstumpen als Kerzen, ein schmales Bett mit einer Matratze, die vermutlich doppelt so alt war wie sie selbst, ein Tisch mit einem Krug und einer Waschschüssel, die einst einmal kupfern geglänzt haben mochten und nun grün angelaufen waren. Staub überzog jede Oberfläche, und die Deckenbalken waren mit Spinnweben übersät.
Spinnweben bedeuteten Spinnen.
Gänsehaut lief ihr über den Arm und den Nacken hinunter, als spürte sie schon, wie sie ihr über die Haut krabbelten. Vorsichtig rückte sie auf ihrem Stuhl ein wenig weiter von der Wand fort und setzte sich ein bisschen aufrechter hin.
Was erwartete sie denn? Sie hatte Glück, dass sie so nahe bei Drumin Castle eine private Unterkunft gefunden hatte, aber zum
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