Schottisches Feuer
…«
Duncan hoffte, dass er diese Worte niemals wieder hören musste. Sie schienen in seinem Kopf hin und her zu prallen wie eine quer schlagende Musketenkugel und verursachten ihm rasende Kopfschmerzen. Die lauten Stimmen verschmolzen langsam miteinander.
Wenn dies der übliche Ablauf eines Kriegsrats war, dann blieb Duncan lieber beim Kämpfen. Lieber nahm er es jeden Tag mit Schwertern und Hakenbüchsen auf, als sich stundenlang immer und immer wieder dieselben Argumente anzuhören.
Im großen Saal von Drumin Castle war die Elite der Highland-Streitmächte von King James versammelt: Chiefs, Chieftains und ein paar zuverlässige Captains wie Duncan – und jeder Einzelne bestand darauf, seine Meinung anzubringen. Wie in einer Küche voller miteinander konkurrierender Köche gab jeder seinen Senf dazu, bis der Brei ungenießbar war.
Seit fast drei Stunden hörte sich Duncan die Diskussion nun schon an, und endlich kamen auch die anderen Männer zu der Erkenntnis, die er schon vor Stunden gehabt hatte – dass Argyll so stur sein konnte wie ein alter Maulesel.
Sein Cousin hatte seinen Kurs eingeschlagen und würde sich nicht davon abbringen lassen. Ganz egal, wie vehement der Kriegsrat dagegen argumentieren mochte.
Als sie auf Drumin Castle angekommen waren, hatten sie überrascht erfahren, dass Huntly seine Streitkräfte nach Auchindoun verlegt hatte – nur wenige Meilen entfernt. Argyll wollte seinem Erzfeind einen schnellen Schlag versetzen und gleich am folgenden Tag angreifen, noch bevor der König und die anderen Clans aus dem Süden mit ihren Reitern angekommen waren. Argyll glaubte, der Vorteil ihrer Angriffsposition und ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit reiche aus.
Seine wichtigsten Berater waren anderer Meinung. Duncans Vater, Cawdor, MacLean und MacNeil waren sich alle einig, dass ein sofortiger Angriff überstürzt wäre. Nur Grant und Lochnell schlugen sich auf Argylls Seite.
»Wir sollten auf die Befehle des Königs warten«, wiederholte sein Vater, stets die unerschütterliche Stimme in einem Meer des Unmuts. »Und auf die zusätzliche Unterstützung durch die Kavallerie.«
»Wenn der König ankommt, wird meine gelbe Standarte längst hoch oben von der Spitze des Turms von Strathbogie wehen«, prahlte Archie kühn. »Wir haben so viele Männer, wie wir brauchen. Unsere Späher haben ihre Streitmacht auf nicht mehr als zweitausend Mann geschätzt. Wir haben fünfmal so viele.«
»Aber die meisten von Huntlys Männern sind beritten«, warf sein Vater ein, so wie Duncan es bereits zuvor schon getan hatte.
»Unsere Überzahl macht jeden Vorteil, den sie durch ihre Pferde haben, mehr als wett. Wir haben sie genau da, wo wir sie haben wollen.« Kampflustig funkelte Argyll die Chiefs an. »Ich werde nicht tatenlos herumsitzen und diese Gelegenheit verstreichen lassen.«
Duncan wusste, wie wichtig es für seinen Cousin war, sich zu beweisen. Wenn sie jetzt angriffen, dann konnte Argyll sich den Sieg alleine zuschreiben. Im Stillen war Duncan geneigt, seinem Cousin zuzustimmen. Vielleicht war es der klügere Weg, auf die Streitkräfte des Königs zu warten, doch wenn die Männer ihre Stellungen hielten, dann würden sie auch ohne sie gewinnen.
»Der Earl hat recht«, warf Jeannies Vater, der Laird of Freuchie, ein. »Es könnte Tage dauern, bis die Männer des Königs ankommen. Wenn Huntlys Männer sich hier befinden«, er markierte eine Stelle auf der skizzierten Landkarte der Gegend, über die sie gebeugt waren, mit einem kleinen Kreuz, »und wir nach Süden marschieren, dann können wir hier Stellung beziehen.« Er deutete auf einen kleinen Hügel oberhalb von Glenlivet. »Von dort aus haben wir eine überlegenere Position, von der wir angreifen können.«
Mit einem Mal spürte Duncan, wie sein Cousin vom anderen Ende des Tisches aus den Blick auf ihn heftete. »Was hältst du davon, Cousin?«
Eine unnatürliche Stille senkte sich über den Raum. Duncan wusste genau, was die Männer dachten. Welchen Unterschied machte es schon, was der Auchinbreck-Bastard davon hielt?
Es war das erste Mal, dass sein Cousin öffentlich demonstrierte, was viele zweifellos bereits ahnten – dass der Earl auf Duncans Rat vertraute. Ein Vertrauen, das die anderen ihm missgönnten. Ganz besonders ihr Cousin Lochnell, Chieftain des nach Argyll bedeutendsten Zweiges von Clan Campbell.
Archie hatte ihn in eine unangenehme Situation gebracht, denn er zwang ihn, sich zwischen seinem Vater und seinem Cousin zu
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