Schottisches Feuer
herauf, die einen Mann jede Selbstbeherrschung kosten konnten. Einen Augenblick lang blendete ihn das Verlangen und drohte, ihn abzulenken, doch dann gewann sein Zorn die Überhand. »Was da nicht steht«, fuhr er mit gefährlich leiser Stimme fort, »ist, aus welchem verdammten Grund du mir in ein Kriegsgebiet gefolgt bist.«
So hochmütig wie eine Königin reckte sie die kleine Stupsnase in die Luft. Ihre zarte, majestätische Schönheit war in dieser Absteige lächerlich fehl am Platz. »Hör auf damit, mich einschüchtern zu wollen. Ich bin nur hier, weil ich dir helfen will.«
Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er ihr Temperament bewundert. Er wurde nicht oft herausgefordert, wenn er in einer Stimmung wie dieser war. Mit geballten Fäusten atmete er tief und rau durch und rang um Geduld, doch sie war erschöpft. »Wie könnte es mir wohl helfen, wenn du dich selbst in Gefahr bringst und nicht nur unsere Zukunft, sondern auch noch die Beteiligung deines Vaters an unserer Sache gefährdest? Weißt du, was geschehen könnte, wenn irgendjemand entdeckt, dass du hier bist?«
Sie zog die Nase kraus. »Daran habe ich nicht gedacht …«
»Natürlich hast du das nicht«, sagte er beißend. »Du hast überhaupt nicht gedacht. Du hast nur gehandelt und bist irgendeiner verdammten Eingebung gefolgt, die dich hat glauben lassen, dass dein Herkommen eine gute Idee wäre.«
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Er hasste es, sie zu verletzen, aber der Teufel sollte ihn holen, wenn er seinen Zorn mäßigte und dadurch riskierte, dass sie so etwas jemals wieder tat!
»Du irrst dich«, sagte sie hölzern. »Ich bin nicht aus einer flüchtigen Eingebung hier. Ich kam, weil ich dich liebe und nicht will, dass dir etwas zustößt. Es tut mir leid, wenn dir meine Anwesenheit so sehr missfällt, aber ich kann dir versichern, dass ich nicht in Gefahr bin – ich habe ein halbes Dutzend Wachmänner mitgebracht.«
»Nicht in Gefahr?« Er konnte die rasende Wut in seiner Stimme kaum zurückhalten. »Bist du dir klar darüber, dass keine drei Meilen von hier entfernt fast fünfzehntausend Mann kampieren, bereit für die Schlacht?« Er schauderte bei dem Gedanken, was sie ihren Wachmännern erzählt haben mochte, um sich ihre Begleitung zu sichern.
Verwirrt runzelte sie die Brauen und sah unsicher zu ihm hoch. »Strathbogie ist noch einen ganzen Tagesritt …«
»Huntly ist nicht mehr auf Strathbogie, er ist in Auchindoun.«
Sie wurde blass, dann biss sie sich auf die Lippe. Eine jähe Hitzewelle schoss ihm in die Lenden, und er musste den Blick gewaltsam abwenden. Wie immer kam ihm die Heftigkeit des Verlangens, das er für sie empfand, in die Quere, und das gefiel ihm nicht. Der Mangel an Beherrschung störte ihn zutiefst. Noch nie hatte er so empfunden. Niemals. Ebenso wenig hatte er das je erwartet. Doch die Liebe hatte ihn getroffen wie Thors Donnerkeil. Würde es je eine Zeit geben, in der er in ihrer Gegenwart wieder vernünftig denken konnte?
»Oh«, sagte sie leise.
»Oh?«, echote er mit donnernder Stimme. »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
Seine Worte hatten die gegenteilige Wirkung von dem, was er beabsichtigt hatte. Zornesröte färbte ihr die Wangen. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Duncan Campbell.«
Er packte sie am Handgelenk, bevor sie ihm den Finger in die Brust bohren konnte, und sah ihr in die blitzenden Augen. »Aber das wirst du«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sobald du meine Frau bist, bist du mir verdammt noch mal sehr wohl Rechenschaft schuldig.«
Sie bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick, als täuschte er sich in dieser Hinsicht gewaltig, und riss ihre Hand los. »Das ist genau der Grund, warum ich hier bin.«
Seine Augen wurden schmal. Zum ersten Mal bemerkte er ihren aufrichtig aufgewühlten Gesichtsausdruck. Was auch immer sie hergebracht hatte, war bedeutsam genug, um ihr große Sorgen zu bereiten. Sein Zorn kühlte sich um ein oder zwei Grad ab. Er richtete sich auf, strich sich mit den Fingern das Haar zurück, das ihm sofort wieder ins Gesicht fiel, und versuchte, das Durcheinander an Gefühlen zu entwirren, die in ihm tobten, seit er ihre Nachricht erhalten hatte. Übertrieben geduldig seufzte er. »Warum bist du hier, Jeannie?«
Sie stand auf, wandte sich, den Rücken steif wie ein Stock, zum Fenster und knetete nervös die Hände vor der schmalen Taille. »Wir müssen sofort miteinander fortgehen. In ein paar Tagen wird es
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