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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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auf eine Gelegenheit zu warten, ins Innere der Burg zu schlüpfen. Schließlich schloss er sich einer Gruppe Männer an, die Torf für die Küche hineintrugen.
    Sobald er drinnen war, arbeitete er sich langsam von der Küche die Treppe hoch zum Gemach des Lairds. Vorsichtig öffnete er die Tür, spähte hinein und war erleichtert, nur Colin und eine Dienerin zu sehen. Colin hob den Kopf, als Duncan eintrat. Seine Augen waren rot und glasig und weiteten sich, als er erkannte, dass es Duncan war. »Was machst du hier? Du hättest nicht zurückkommen sollen. Die halbe Armee des Königs sucht nach dir.«
    »Ich musste Vater sehen. Gibt es eine Veränderung?«
    Stumm schüttelte Colin den Kopf.
    Duncan kniete sich ans Bett und nahm die Hand seines Vaters. Sie war kalt wie Eis.
    »Duncan, du kannst nicht hierbleiben.«
    Er begegnete dem Blick seines Bruders. »Ich habe vor, meine Unschuld zu beweisen.«
    Colin sah ihn merkwürdig an. »Hast du den Beweis gefunden, nach dem du gesucht hast?«
    Sein Mund verhärtete sich. »Nein, aber ich glaube, unser Cousin wird sich anhören, was ich zu sagen habe.«
    Colin schüttelte den Kopf. »Du verstehst nicht. Auf deinen Kopf ist eine Belohnung ausgesetzt. Du wurdest heute Morgen verurteilt und für schuldig befunden.«
    Duncan fluchte. »Argyll wird mir glauben.«
    Colin sah nicht überzeugt aus. Tatsächlich erkannte Duncan plötzlich, dass Colin ihm ebenfalls nicht glaubte. »Du hältst mich für schuldig.«
    »Nein«, sagte Colin sofort, aber ohne echten Nachdruck.
    Einen ausgedehnten Moment lang starrte Duncan ihm in die Augen. »Ich verstehe«, sagte er leise, er konnte nicht glauben, wie schnell sich seine eigene Familie gegen ihn gewendet hatte. Die Indizien waren erdrückend, aye , aber löschte das ein ganzes Leben voll Ehre und Loyalität aus? Sollten seine Taten auf dem Schlachtfeld nur eine aufwendige Fassade sein? Das war lächerlich.
    »So ist es nicht«, beschwichtigte Colin. »Es ist nur, das Mädchen ist schön …« Er brach ab, als sich Schritte der Tür näherten. »Ich wimmle sie ab«, sagte er.
    Duncan versteckte sich hinter einem hohen Schrank in der Nähe der Tür, bis er hörte, wie die Stimme seines Bruders am Ende des Ganges verklang.
    Er kniete sich wieder an die Seite seines Vaters und legte den Kopf auf das Bett, als könnte er ihn durch bloße Willenskraft dazu bringen, aufzuwachen und ihm Rat zu geben.
    Es war viel schlimmer, als Duncan geahnt hatte. Sie hatten ihm bereits den Prozess gemacht und ihn verurteilt. Ohne Beweise würde er nicht in der Lage sein, das Urteil gegen ihn zu revidieren. Mit plötzlicher Klarheit erkannte er, dass er zu einem willkommenen Sündenbock für die Niederlage in der Schlacht gemacht worden war. Ein Bastard war ein leichtes Opfer. Wenn sein Cousin und sein eigener verdammter Bruder ihm nicht glaubten, wer dann?
    Er fühlte sich leer, als hätte man ihm das Leben, so wie er es kannte, aus dem Leib gesaugt. Zum ersten Mal in seinem jungen Leben war er vollkommen ratlos. Was kann ich nur tun?
    Er musste die Frage laut ausgesprochen haben, denn er hörte ein leises Ächzen als Antwort. Zuerst glaubte er, es sich nur eingebildet zu haben, doch als er den Kopf hob, öffnete sein Vater die Augen.
    »Vater!«
    Offensichtlich verzweifelt warf sein Vater den Kopf auf den Kissen hin und her. Duncan versuchte, ihn mit sanften Worten zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht. Sein Vater öffnete den Mund und versuchte zu sprechen, doch es kamen nur erstickte Laute hervor.
    Er wurde nur noch aufgewühlter. Ein Krampf schien seinen Körper zu schütteln, die Augen waren weit aufgerissen. Duncan wusste, dass er die Heilerin holen musste. Er stand auf, doch sein Vater packte ihn mit überraschender Kraft am Handgelenk.
    Ihre Blicke trafen sich, und endlich gelang es ihm zu sprechen, doch die Worte waren durcheinander und schwer zu verstehen. »Vergib mir«, krächzte sein Vater. »Mutter … Finde … MacDonald.«
    »Vater, ich verstehe nicht …«
    Doch die Worte gingen in einem Aufschrei unter, als ein heftiges, letztes Zucken den schwachen Leib seines Vaters schüttelte. Dann war es vorbei.
    Sein Vater war tot.
    Nun hatte er wegen seiner Dummheit nicht nur die verlorene Schlacht auf dem Gewissen, sondern auch noch das Leben seines Vaters.
    Mit brennenden, ungläubigen Augen starrte er lange Zeit vor sich hin, überwältigt von dem, was gerade geschehen war. Von seinem Verlust. Er würde seinem Vater niemals sagen können, dass es ihm

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