Schottisches Feuer
geballt stand sie vor ihm. »Wie kannst du es wagen, einfach hierherzukommen, mir solch ein niederträchtiges Verbrechen vorzuwerfen und mich nichts erklären zu lassen?«
»Da gibt es nichts zu erklären. Die Tatsachen sprechen laut genug für sich selbst. Als ich auf deine drängende Aufforderung hin in dem Wirtshaus ankam, hatte ich eine Karte bei mir – eine Karte, die dein Vater eindeutig haben wollte. Eine Karte, die dein Vater, wie du selbst zugegeben hast, nun offensichtlich besitzt.« Er packte sie an den Schultern. »War es einfach nur Glück oder hat er dich geschickt und dir gesagt, wo du suchen sollst?« Seine Stimme war trügerisch ruhig, doch in seinen Augen funkelte es wild und gefährlich. »Weiß dein Verlobter, wie weit du gehen musstest? Weiß er, dass du mit einem Bastard herumhuren musstest, um dein Ziel zu erreichen?«
Jeannie keuchte auf, ein glühender Pfeil des Schmerzes bohrte sich in ihr Herz. Ohne nachzudenken, holte sie aus und schlug ihm so hart sie konnte ins Gesicht.
Die Heftigkeit des Schlags ließ seinen Kopf herumfahren. Als er sie wieder ansah, erstarrte sie unter dem Ausdruck in seinen Augen reglos zu Eis. »Tu das nie wieder!«, sagte er mit gedämpfter Stimme, während er mit schraubstockartigem Griff ihren Arm umfasste.
Ihr Herz raste. So hatte sie ihn noch nie zuvor erlebt. »Lass mich los!« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch er gab keinen Zollbreit nach, sondern hielt sie ein Stück von sich weg, als wüsste er nicht, ob er sie von sich stoßen oder sie in die Arme reißen wollte.
Sie konnte den Wind auf seiner Haut riechen, sah die dunklen Stoppeln an seinem Kinn, spürte die Anspannung seines Körpers und wusste, wie gefährlich dicht er davorstand, die Beherrschung zu verlieren. Sie wollte ihn beruhigen, ihn wieder zur Vernunft bringen. »Das, was du mir vorwirfst, würde ich niemals tun. Ich würde dich nie verletzen.« Sie lehnte sich näher zu ihm, legte ihm die Hand an die stoppelige Wange und sah ihm tief in die Augen. »Ich liebe dich, Duncan! Kannst du das denn nicht erkennen?«
Für einen Augenblick wurde sein Blick weicher, und sie glaubte schon, ihre Worte wären zu ihm durchgedrungen, doch ebenso schnell fiel der stählerne Vorhang wieder, und er riss das Gesicht unter ihrer Liebkosung fort. »Das wird diesmal nicht funktionieren, Jeannie. Du hast mich einmal zum Narren gehalten, aber nie wieder. Ich habe Glück, wenn ich aus dem Netz von Verrat, das du um mich gesponnen hast, mit dem Leben davonkomme. Warst du es, die das Gold dort versteckt hat, oder dein Vater? Habe ich meine Erwartungen zu hoch gesteckt?« Er bohrte ihr die Finger in den Arm, und sein ganzer Körper verkrampfte sich vor rasender Wut. »Gott, ich sollte dich töten für das, was du getan hast!«
Jeannie spürte, wie etwas in ihrem Innern flackerte und starb. Sie hatte nicht getan, was er ihr vorwarf, aber vielleicht war das am Ende gar nicht von Bedeutung. Er konnte sie nicht lieben. Er kannte sie überhaupt nicht.
Entschlossen hob sie das Kinn und begegnete seinem vernichtenden Blick. »Wenn du wirklich glaubst, was du mir vorwirfst, dann solltest du das vielleicht tun.«
Einen Augenblick lang rührte er sich nicht, sondern starrte sie nur an, als könnte er ihr glauben, als hätte er die Wahrheit hinter ihren mutigen Worten gehört. Doch anstatt sie in die Arme zu ziehen, gab er sie frei und trat zurück. »Leb wohl, Jeannie.«
Er kehrte ihr den Rücken. Panik stieg in ihr hoch und schnürte ihr die Kehle zu. Er würde wirklich gehen. »Warte!« Sie hielt ihn am Arm fest. »Du kannst nicht gehen! Nicht so. Du musst mich anhören!«
Sein Gesicht zeigte kaum eine Regung. Er starrte stur geradeaus, ohne sie anzusehen. »Es gibt nichts mehr zu sagen.«
Sie spürte, wie er sich von ihr zurückzog, sich vor ihr verschloss. Ihre schlimmste Befürchtung war Wirklichkeit geworden. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Warum verhältst du dich so?«
»Ich will dich nie mehr wiedersehen.«
Die kalte Endgültigkeit in seiner Stimme verwandelte ihre Panik in Hysterie. Sie verlor das letzte Fünkchen an Beherrschung, das sie noch hatte. Jeder Anschein von Stolz blieb auf der Strecke, als sie sich an ihn klammerte und die Finger in seine Arme grub. »Nein! Das kannst du nicht ernst meinen!« Er versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, doch sie ließ ihn nicht los. »Duncan, bitte …«, flehte sie. Heiße Tränen erstickten ihre Worte.
Doch er war immun gegen ihr
Weitere Kostenlose Bücher