Schottisches Feuer
Preis gefordert. Er war nie in der Versuchung gewesen zu heiraten, eine Familie zu haben – nicht seit Jeannie –, denn er glaubte, dass in seinem Leben kein Platz für Häuslichkeit war. Und es hatte nie eine Frau gegeben, die ihn dazu hätte bringen können, seine Meinung zu ändern.
Er atmete den plötzlichen Schmerz in der Brust fort, der nichts mit seiner Wunde zu tun hatte, und fragte sich, was für ein Leben er heute wohl führen würde, wenn die Dinge anders gewesen wären. Wenn sie sich nicht auf den gegnerischen Seiten eines Krieges wiedergefunden hätten.
Kapitel 11
Der Morgen war bereits verstrichen, als Duncan sich langsam regte, Kopf und Glieder noch schwer von tiefem Schlaf. Wären da nicht der Schmerz in seinem Bauch und der Drang zu pinkeln, hätte er den ganzen Tag verschlafen können.
Er fühlte sich hundeelend.
Aber er hatte schon Schlimmeres erlebt. Es war immer das Liegen, das ihm den Rest gab, so als ob der Schmerz nur in der Ruhe seine Sprache fand. Es hatte Tage nach langen Kämpfen gegeben, an denen er mit dem Gefühl aufgewacht war, dass jeder Zoll seines Körpers zu blutigem Brei geschlagen war. An denen seine Muskeln sich so steif und verausgabt anfühlten, dass er sich kaum bewegen konnte. Bei einer Schusswunde konzentrierte sich der Schmerz auf einen Punkt – zumindest theoretisch. Doch im Moment brannte sein ganzer Bauch vor pulsierendem Schmerz.
Er biss die Zähne zusammen und setzte sich auf. Zu schnell. Schmerz durchzuckte ihn, und er kämpfte eine plötzliche Welle von Übelkeit nieder. Der Brechreiz verflog schnell, doch der Schmerz blieb und wurde stärker. Prüfend legte er die Hand an den Verband, froh darüber, dass er nicht feucht von Blut oder Eiter war. Doch die Wunde schmerzte stärker, als er erwartet hatte. Und sie juckte höllisch.
Wenn es eine gute Stelle gab, an der man von einer Kugel getroffen werden konnte, dann hatte Jeannies Kugel sie gefunden. Sie hatte alle lebensgefährlichen Bereiche verfehlt – an denen ein Treffer garantiert tödlich war. Dennoch musste das Geschoss mehr Schaden angerichtet haben, als ihm klar gewesen war.
Doch nicht genug, um ihn im Bett zu halten. Er musste Leif und Conall finden und mit ihnen sprechen. Sie sollten sich ein wenig umsehen und unauffällig ein paar Fragen stellen, solange sie hier waren. Seine Männer, Fremde, würden nicht in Gefahr sein, aber Duncan wusste, dass er vorsichtig sein musste. Es bestand immer die Möglichkeit, dass ihn jemand erkannte.
Ungeduldig wollte er sich am liebsten sofort wieder auf den Weg machen, doch er wusste, dass ein Aufbruch in seiner derzeitigen Verfassung töricht wäre. Außerdem wollte er nicht fort, bevor er sich etwas umgesehen hatte. Noch ein oder zwei Tage, dann hätte er sich so weit erholt, dass er reisen konnte.
Langsam stand er auf, denn der Blutverlust hatte ihn geschwächt, und kümmerte sich um seine dringendsten Bedürfnisse. Selbst die kleinste Anstrengung erwies sich als Herausforderung, und er musste sich am Bettpfosten festhalten, um wieder zu Atem zu kommen. Ein ärgerlicher Umstand, den er noch einige Male wiederholen musste, während er sich mit dem bereitgestellten Wasser und Lappen das Gesicht wusch.
Nachdenklich rieb er sich übers Kinn. Der zwei Tage alte Bart fing an zu jucken, und Duncan überlegte, ob er die Dienerin rufen sollte, damit sie ihm ein Rasiermesser brachte, als er plötzlich ein seltsames Kribbeln im Nacken spürte.
Er wurde beobachtet.
Er erstarrte und drehte sich um. Halb erwartete er, dass es Jeannie war, doch es war niemand zu sehen. »Wer ist da?«
Stille.
Er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen und nahm die Einzelheiten auf, die ihm gestern entgangen waren. Den Wandschrank links von der Tür, das Fenster auf der anderen Seite des Bettes, den Tisch, einen Stuhl und ein kleines Bett. Eine Truhe für Kleidung; ein Ball aus einer Schweineblase in der Ecke; ein gebogener Stock für Shinty, das Feldspiel der Highlands; ein hölzernes Schwert; eine Handvoll Muscheln, die an einer Kette aufgezogen waren; und ein paar Bücher.
Ein Kinderzimmer.
Sein Herz setzte einen Schlag aus. Nein. Hinter der Tür hörte er ein leises Rascheln. »Du kannst genauso gut herauskommen«, sagte er. »Ich weiß, dass du da bist«.
Jeder Muskel seines Körpers spannte sich an, als er sich dagegen wappnete, doch nichts hätte ihn auf den Schlag vorbereiten können. Auf den Schock, den der Anblick des kleinen Mädchens auslöste, das aus seinem Versteck
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