Schottisches Feuer
hatte denselben törichten Drang verspürt, zu ihm durchzudringen.
»Ich fürchte, das ist unmöglich«, entgegnete er. Sein Gesicht war eine Maske stählerner Entschlossenheit.
Furcht erfasste sie, denn ihr wurde klar, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Er hatte einen Kurs eingeschlagen und würde nicht zulassen, dass ihm etwas in die Quere kam – dabei kümmerte es ihn nicht, wen er dadurch verletzte. Und sie am allerwenigsten. Wenn sie ihm je etwas bedeutet hatte, dann war das längst Vergangenheit.
Eindringlich starrte sie ihn an und suchte vergeblich nach einer Lücke, doch er kannte keine Schwäche. Selbst wenn er verletzt im Bett lag und eine große Menge Blut verloren hatte, gelang es ihm noch immer, Überlegenheit auszustrahlen – seine Autorität und rohe körperliche Kraft waren unbestreitbar. Was seine Jugend versprochen hatte, hatte sich mehr als erfüllt.
Wenn es doch nur rein körperlich wäre, doch diese Stärke durchdrang auch seinen Charakter. Und sobald er einmal einen Entschluss gefasst hatte, hielt er unverrückbar daran fest. Zu ihm durchzudringen, wäre so, als versuchte sie, mit dem Kopf durch eine steinerne Mauer zu gehen.
Nur ein einziges Mal hatte sie seine Meinung geändert, dachte sie und erinnerte sich an die Nacht im Wirtshaus. Doch damals hatte sie ihn unbewusst verführt, nicht kalt und berechnend.
Und am Ende war auch ihr Körper nicht genug gewesen. Er hatte sie dennoch verlassen.
Die Rückkehr der Heilerin verhinderte eine weitere Diskussion, und Duncan war dankbar für die Atempause. Nach all den Jahren wieder mit Jeannie zusammen zu sein, löste eine Vielzahl widerstreitender Gefühle in ihm aus. In Gedanken mochte er sie vielleicht zu einem unglückseligen Fehler in seiner Vergangenheit degradiert haben, doch er war nicht so immun gegen sie, wie er es gerne wäre.
Während der ganzen Zeit, als sie ihn berührte, um seine Kleidung zu entfernen, hatte er den Atem angehalten. Nicht nur, weil er sich eisern dagegen wehrte, auf ihre Berührung zu reagieren, sondern weil er sich beim allerersten Hauch ihres zarten Duftes gefühlt hatte, als stünde seine verdammte Haut in Flammen.
Und das federleichte Streifen ihrer Finger … Seit Jahren hatte die Hand einer Frau keine so intensive Reaktion mehr bei ihm bewirkt. Grimmig presste er den Mund zu einem Strich zusammen. Seit zehn Jahren, um genau zu sein.
Bewundernde Blicke von Frauen waren ihm nicht fremd. Doch als sich ihre Augen auf seine nackte Brust hefteten, sich in weiblicher Bewunderung weiteten und dann ein wenig weich und verschleiert wurden, hatte es etwas völlig anderes bei ihm bewirkt. Sein Körper hatte auf den Blick reagiert, als hätte sie seine Männlichkeit mit der Zunge gestreichelt. Er war hart geworden wie ein verdammter Bolzen, geblendet von einer jähen Lust, die so heftig war, dass es ihm einen Heidenschrecken eingejagt hatte. Er hatte geglaubt, die Fähigkeit für diese Gefühle verloren zu haben. Er hatte vergessen, wie das Verlangen alles andere in seinem dunklen Griff auslöschen konnte.
Doch er war kein grüner Junge mehr, der sich von Lust beherrschen ließ. Welche Macht sie auch immer mit diesem verführerischen Körper ausüben mochte, seinem eisernen Willen hatte sie nichts entgegenzusetzen.
Wenn er noch eine Erinnerung an ihren Verrat gebraucht hatte, dann folgte sie schnell. Bitte, lass es einfach gut sein. Es kümmerte sie nicht, was richtig und was falsch war oder ob er seinen Namen reinwaschen konnte. Sie wollte nicht, dass er das Leben störte, das sie sich auf einem Fundament voller Verrat aufgebaut hatte. Warum es ihn enttäuschte, dass ihre Loyalität der Familie gegenüber immer noch jede Gerechtigkeit in Bezug auf ihn überwog, wusste er nicht. Doch er war nur aus einem einzigen Grund zurückgekommen – um seine Unschuld zu beweisen. Und nichts – ganz sicher nicht die Frau, die im Mittelpunkt seines Ruins gestanden hatte – würde ihm dabei im Weg stehen.
Die Heilerin, eine winzige, alte Frau, deren runzlige Hände über erstaunliche Kraft und Gewandtheit verfügten, beendete ihre Behandlung, indem sie eine stechend riechende Salbe dick auf die Wunde strich und sie dann mit einem sauberen Leinenstreifen verband. Dafür, dass er gerade angeschossen worden war, fühlte er sich bemerkenswert gut.
Sie bot ihm einen Heiltrank an, den er höflich ablehnte, und trug ihm auf, sich auszuruhen. Er dankte ihr, und sie verließ den Raum. Eigentlich hatte er geglaubt, dass
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