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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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hinter der Tür hervortrat. Ein wunderschönes Mädchen mit tiefrotem Haar, elfenhaften Zügen, winzigen roten Lippen und großen Augen.
    Sie war bezaubernd – und vernichtend. Eine Miniaturausgabe ihrer Mutter, bis auf die blauen Augen und die vereinzelten Sommersprossen auf der Nase.
    Jeannie hatte ein Kind.
    Das Brennen in seiner Brust wurde stärker. Warum sollte ihn das überraschen? Sie war zehn Jahre verheiratet gewesen. Vermutlich hatte sie eine ganze Handvoll Kinder. Was hatte er geglaubt? Dass ihre Ehe nur Schein war, und sie ihm all die Jahre lang treu geblieben war? Tatsächlich hatte er sich nie erlaubt, darüber nachzudenken. Doch diese harsche körperliche Erinnerung an ihre Intimität mit einem anderen Mann war der Beweis, dass ihre Ehe nicht nur auf dem Papier bestanden hatte.
    Und das schmerzte. Mehr, als er je erwartet hatte.
    Das Mädchen beäugte ihn vorsichtig. Als er erkannte, dass die heftigen Emotionen in seinem Blick sie vielleicht ängstigten, setzte er eine gelassene Miene auf. Er war ein wenig ratlos, was er jetzt tun sollte, denn er hatte keine Erfahrung mit Kindern. Und da er die Bedrohung spürte, wollte er mit diesem hier nichts zu tun haben.
    »Wie heißt du?«, fragte er, denn ihm wurde klar, dass er irgendetwas sagen musste.
    Sie kaute auf ihrer Lippe, und in seinem Inneren verkrampfte sich etwas.
    »Helen«, antwortete sie. »Helen Gordon«, fügte sie mutiger hinzu. »Aber alle nennen mich Ella.« Sie sah von seinem Kopf hoch zur Zimmerdecke und zog die Nase kraus. »Du bist ganz schön groß. Größer als mein Vater, und der war der größte Mann in den Highlands«, prahlte sie mit einer gehörigen Portion Highland-Stolz. »Stößt du dir beim Gehen den Kopf an den Deckenbalken?«
    »Nicht mehr so oft wie früher«, gab er zu, irritiert von der plötzlichen Wendung der Unterhaltung. »Ich habe gelernt, mich zu ducken.« Er bedachte sie mit einem harten Blick, denn ihm wurde klar, was sie versuchte – ihn abzulenken. »Und warum habt Ihr mir hinterherspioniert, Mistress Helen?«
    Empört über die bloße Andeutung straffte sie die Schultern. »Ich habe nicht spioniert. Ich war nur neugierig.« Ganz offensichtlich bestand da ein Unterschied. »Hat meine Mutter wirklich auf dich geschossen?« Sie runzelte die Augenbrauen. »Du musst ein sehr böser Mann sein.«
    Er bemühte sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck, obwohl ihn der Bauch schmerzte, weil er gegen ein Lachen ankämpfte. »Ich glaube, das ist eine Frage des Standpunkts.« Seine Antwort schien sie zu verwirren. »Das hängt davon ab, auf welcher Seite man steht«, erklärte er. »Aber es war ein Unfall.« Denke ich.
    Sie sah ebenfalls nicht allzu überzeugt aus. »Ich wollte sehen, ob du wirklich so groß und fürchterlich bist, wie sie alle sagen.«
    Um Duncans Mundwinkel zuckte es. »Und?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich hab mich noch nicht entschieden.« Sie musterte ihn sorgfältig. »Warum trägst du kein Hemd? Du bist ziemlich dunkel.«
    »Das Hemd ist zerrissen, und ich war viel in der Sonne.«
    »Du hast viele Narben. Aber deine Augen sind blau.« Es fiel ihm schwer, ihren Gedankengängen zu folgen, aber das war anscheinend ein Punkt, der für ihn sprach. »Ich mag keine Bärte«, fuhr sie fort. »Die sind zu kratzig.«
    Er rieb sich erneut das Kinn. »Da hast du recht.«
    Sie nickte. »Beth sagte, du siehst sehr gut aus.« Offensichtlich war sie selbst da noch unentschlossen. »Mein Vater war der bestaussehende Mann auf der Welt, und er hatte nie einen Bart.« Die Erwähnung ihres Vaters traf ihn unvorbereitet. Duncan wollte sie schon fortschicken, doch sie hob den Blick, und etwas in seinem Innern veränderte sich. »Er ist gestorben.«
    Sie sagte es sachlich, mit herausfordernd vorgerecktem Kinn, doch Duncan konnte die Traurigkeit sehen, die in ihren Augen schimmerte. »Das tut mir leid, Mädchen«, sagte er, entgegen seinem Drang, distanziert zu bleiben.
    Nickend nahm das Kind sein Mitgefühl an, mit einer Reife, die für ihr Alter ungewöhnlich war. Ein Gedanke traf ihn mit der Wucht eines Donnerschlags. Sie sah nicht alt genug aus, aber …
    »Wie alt bist du, Helen?«, fragte er, plötzlich nicht mehr in der Lage zu atmen.
    »Fast acht. Ich bin an Mittsommer geboren.« Um seine Mundwinkel zuckte es. Fast . Es war erst Ende Oktober. »Mein Bruder …«, Duncan erstarrte und ballte die Fäuste an den Seiten bis die Fingerknöchel weiß hervortraten, »… sagt, ich bin klein, aber das stimmt nicht.

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