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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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    „Wartet einen Moment.” Annie öffnete eine der Türen und ging hinein. Wenig später kam sie zurück und führte ein seltsames Wesen mit sich. Kopf und Vorderbeine waren die eines übermäßig zierlichen Pferdes, aber der Hinterkörper verjüngte sich und wurde zu einem Fischschwanz. Das Fell glänzte silbern und die hellgelbe Mähne wogte wie Seetang. Auf dem Rücken trug das Meerpferd einen reich verzierten Sattel, an dem Bryannas Rucksack und ihre Tasche hingen. Annie reichte Bryanna die Zügel. „Dies ist Florin. Er ist der friedlichste Hengst im ganzen Stall.”
    Unsicher hielt Bryanna Florins Zügel fest und wartete auf Annie, die noch zwei Meerpferde holte. Sie wollte nicht reiten. Zu unangenehm war die Erinnerung an den Ritt auf dem Kelpie. Florin beugte sich zu ihr hinunter und knabberte mit weichen Lippen an ihrer Wange. Bryanna steckte die Hand in ihre Jackentasche und zog eine Möhre heraus. Als Florin sie aus ihrer Hand nahm fiel ihr ein, dass sie gar keine Möhre in der Tasche gehabt hatte. Ich habe schon wieder Magie benutzt. Ich hatte mir doch geschworen, sie nur im Notfall einzusetzen. Mir scheint, ich kann gar nicht aufhören das zu benutzen, was ich gelernt habe . Florin schnaubte in ihren Nacken. Sein warmer Atem roch nach Heu und Salz und vertrieb ihre Sorge. Als Kaylee ihr Reittier bestieg, hatte sich Bryanna so weit mit Florin angefreundet, dass sie sich von Annie in den Sattel helfen ließ.
    Wenig später sausten die drei durch die leeren Straßen aus der Stadt. Sie ritten an riesigen Seetangfeldern vorbei. In der Ferne sah Bryanna einige Menschen auf Meerpferden einen Wal an der Stadt vorbei treiben. Bald stieg der Meeresboden an und es wurde immer heller. Bryanna sah nach oben. Durch die Wellen wirkte die Sonne seltsam verzerrt. Mit einem langen Satz durchbrachen die Meerpferde die Wasseroberfläche und trabten den Strand entlang auf eine kleine Siedlung zu. Überrascht stellte Bryanna fest, dass die Meerpferde, abgesehen von ihrem zierlichen Körperbau, jetzt ganz normale Hinterbeine besaßen.
    Vor einem großen Haus sprang Annie von ihrem Pferd und band die Zügel um einen Pfosten, der zu diesem Zweck auf dem Hof eingegraben war. Sie drehte sich zu Bryanna und Kaylee um, die eben ihrem Beispiel folgend von ihren Pferden stiegen. Annies Gesicht war ernst.
    „Merkt euch eines: Diese Pferde dürfen außer auf Hether Blether niemals auf trockenem Land geritten werden. Sonst büßen sie ihre Unsterblichkeit ein, und das Meer verliert einen Teil seiner Schönheit.”
    Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sich Annie um und ging am Haus vorbei. Die Mädchen folgten ihr in einen Garten, in dem es grünte und blühte. In den Beeten wucherte es üppig, und die Wege waren sorgsam geharkt.
    „Lasst uns mal sehen, welche Pflanzen ihr schon kennt.” Annie ging zu einem Tisch, der mit einigen Stühlen auf einer kleinen Rasenfläche stand. Auf der Tischplatte lagen mehrere frisch gepflückte Pflanzen.
    „Ich dachte schon, wir könnten uns jetzt mal ausruhen.” Kaylee ließ sich auf einen der Stühle fallen.
    Bryanna zog ihre Jacke aus und hängte sie über die Lehne des Stuhls, denn die Sonne schien angenehm warm auf ihren Rücken. Erst danach setzte sie sich neben Kaylee.
    „Müssen wir wirklich noch mehr lernen? Ich kann doch jetzt magisch heilen.”
    „Krankheiten magisch zu heilen kostet sehr viel Kraft. Es wäre dumm, diese Kraft zu vergeuden. Du wirst deine Magie in nächster Zeit für ganze andere Sachen brauchen”, sagte Annie. „Einen Schnupfen oder eine Schnittwunde kann man mit Kräutern besser behandeln.”
    „Wir haben also mal wieder keine andere Wahl.” Kaylee grinste und zwinkerte Bryanna zu. Seufzend lehnte sich Bryanna zurück und wartete auf Annies Erläuterungen.
    „Sehen wir uns die Pflanzen einmal genauer an.” Annie nahm ein etwas schlaffes Blümchen mit einer weißen Blüte in die rechte Hand. Die Blütenblätter waren weit zurück gebogen, so dass die gelbe Mitte wie ein halber Fußball vorstand. „Dies ist die echte Kamille. Eine Pflanze, die wunderbar gegen Entzündungen hilft, aber auch gegen Erkältungen.” Sie nahm eine andere Blume in die linke Hand, die der ersten zum Verwechseln ähnlich sah. „Sie kann von der Hundskamille durch ihren intensiven Duft unterschieden werden.” Sie zerrieb die beiden Blütenköpfe und hielt Bryanna und Kaylee erst die linke Hand, dann die rechte unter die Nase. Die

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