Schottlands Wächter (German Edition)
Diamanten besetzt.. Auf Bryanna wirkten Himmel und Meer wie schwarzer, mit funkelnden Juwelen besetzter Samt. Sie genoss den Ritt.
Ruckartig hielt Florin an. Bryanna rutschte über seinen Hals und landete im Wasser. Hustend und spuckend kam sie an die Oberfläche.
„Was soll denn das?”, schimpfte sie. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch Kaylee im Wasser zappelte. Die beiden Meerpferde stiegen mit einem schrillen Wiehern in die Höhe und schlugen mit den Vorderbeinen wie nach einer unsichtbaren Gefahr. Dann drehten sie um und galoppierten davon.
„Etwas stimmt hier nicht”, sagte Bryanna und nahm Kaylee bei der Hand. Ohne lange zu überlegen ließ sie etwas von der Wärme ihres Feuerzaubers in Kaylees Körper fließen. Ich wusste gar nicht, dass ich das kann , dachte sie überrascht. Das Meer war zwar nicht mehr so kalt wie bei ihrem letzten Sturz in die Fluten, aber es war auch nicht gerade warm.
„Was ist denn in die Pferde gefahren?”, fragte Kaylee nachdem sie sich für die Wärme bedankt hatte.
„Keine Ahnung.” Bryanna schwamm ein Stück weiter und tastete vorsichtig um sich. Schließlich berührten ihre Finger etwas, das sich wie Spinnweben anfühlte.
„Ich habe eine Metallkugel gefunden.” Kaylee hob etwas aus dem Wasser, das Bryanna trotz des Mondlichts nicht erkennen konnte. „Hey, da hängt was dran. Warte mal … dass ist ein Netz!”
Mit einem Aufschrei verschwand Kaylee unter Wasser. Ohne nachzudenken holte Bryanna tief Luft und tauchte ihr nach. In dem trüben Wasser konnte sie Kaylee kaum erkennen. Ein schneller Zauberspruch erschuf ein schwaches Licht, dass neben ihr schwamm. Sie staunte über die Geschwindigkeit, mit der Kaylee tiefer sank. Vielleicht hat sie sich im Netz verfangen . Je näher die Seiten des Netzes kamen, desto langsamer wurde Kaylee. Als Bryanna näher kam, schlug und trat Kaylee wild um sich. Es war unheimlich anzusehen, da das Wasser jedes Geräusch des Kampfes verschluckte. Sie packte Kaylees Hände und schwamm mit aller Kraft nach oben, als ein grelles Kreischen die Stille zerriss.
Ein Ruck ging durch Kaylees Körper, und sie wurde wieder nach unten gezogen. Bryanna ließ sie los. Ihre Lungen schrieen nach Luft. Sie suchte in ihrem Kopf nach einem Zauber, der ihr helfen würde. Als sie die Worte aussprach, trieb der Rest ihrer Atemluft in kleinen Bläschen zur Oberfläche. Bryanna atmete vorsichtig ein. Wasser schoss ihre Luftröhre hinab in ihre Lungen und tausend Messer schnitten in ihre Brust. Wieder und wieder schnappte sie nach Luft. Langsam ließ der Schmerz nach und Bryanna atmete Wasser, als wäre es Luft. Plötzlich war sie unendlich dankbar für alles, was sie bisher gelernt hatte.
Sie sah sich nach Kaylee um. Die roten Haare des Halbbluts wogten wie Tang im Wasser. Etwas Weißes hielt Kaylees Knöchel umklammert, doch ihr Körper zuckte kaum noch. Ein paar Luftblasen lösten sich aus Kaylees Nase und trieben an Bryanna vorbei. So schnell sie konnte, tauchte sie tiefer, griff nach Kaylees Hand und wiederholte den Zauberspruch, der ihr das Atmen unter Wasser ermöglichte.
Kaylees Hände krallten sich in die Fasern des Netzes. Ihr Körper wand sich in Krämpfen. Bryanna zog sich zurück, um sich nicht zu verheddern. Ich bin dumm. Wenn ich ihr nicht geholfen hätte, wäre ich mein Problem los. Noch während dieser Gedanken schüttelte sie den Kopf. Nein. Dann wäre ich eine Mörderin. Lieber besiege ich Kaylee in einem fairen Kampf.
Ein heftiger Schlag ins Gesicht schleuderte Bryanna aufwärts. Ihr Rücken prallte gegen das Netz. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen. Weitere Schläge prasselten auf sie ein und etwas Messerscharfes zerschnitt ihre Stirn. Ihr Zauberlicht erhellte die Gegend zu wenig, um etwas erkennen zu können. Bryanna reagierte mit einem Zauber, der den Angreifer bewegungsunfähig machen sollte, aber er blieb wirkungslos. Der Angriff hörte nicht auf. Bryanna schlug zurück, so gut sie konnte. Es gelang ihr, mehrere Hiebe abzufangen. Endlich begriff sie, dass ihr Angreifer einen ähnlichen Körper hatte wie sie selbst — zumindest oberhalb der Taille. Sie packte die Arme ihres Angreifers und schlang ihre Beine um den fischartigen Unterkörper.
Mit aller Kraft hielt sie den wehrhaften Körper fest, und verstärkte ihren Beleuchtungszauber, bis sie genug sehen konnte. Sie war nicht überrascht, dass sie in das Gesicht einer Meerjungfrau sah. Als sich Bryanna umsah, stellte sie fest, dass die Meerjungfrau ebenfalls im Netz
Weitere Kostenlose Bücher