Schottlands Wächter (German Edition)
warst unsere letzte Hoffnung.”
„Kaylee hat mir geholfen”, sagte Bryanna.
„Das habe ich nicht übersehen.” Annie drückte auch Kaylee an sich. „Ich danke dir, Kaylee von Pityoulish.”
Kaylee wurde rot und wechselte das Thema. „Wie lange müssen wir noch hier unten bleiben? Es ist sehr schön hier, aber ich sehne mich nach der Sonne.”
„Wir reiten los, wenn ihr euch etwas erholt habt.” Annie hob die schlafende Millie von ihrem Stuhl und trug sie aus dem Zimmer. Bryanna und Kaylee setzten sich nebeneinander auf die Liege.
„Danke, dass du mir von deiner Kraft abgegeben hast. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft”, sagte Bryanna.
Kaylee wurde erneut rot. „Die Kleine hat mir so Leid getan.”
Annie kam zurück. „Kommt mit, ihr beiden!”
Bryanna und Kaylee folgten ihr aus dem Krankenhaus heraus zu einem schmalen Pfad, der an der Seite des Felsens hinab und durch die Gassen des Städtchens führte. Die weißen Häuser waren alle eingeschossig und mit Seegras gedeckt. Die Gärten waren gepflegt und mit vielen, sehr bunten Pflanzen bewachsen. Bryanna schenkte ihnen kaum Beachtung. Zu sehr waren ihre Gedanken noch mit Millies Heilung beschäftigt.
„Annie, was bedeuteten die Flammen über unseren Köpfen?”
„Es zeigt denen, die sie sehen können an, über wie viel Magie ein Mensch verfügt und wie gut er ausgebildet ist. Je größer die Flamme ist, desto stärker ist das magische Talent. Und je heller sie ist, desto besser ist das Talent unter Kontrolle.”
„Ist das wichtig?”, fragte Kaylee.
Annie bog in eine Seitenstraße ein, deren weißer Sand gerade von zwei jungen Mädchen geharkt wurde und sah Kaylee an. „Natürlich ist es wichtig. Unkontrollierte Magie kann das Gefüge zwischen den Welten so zerreißen, dass alle Welten untrennbar miteinander verschmelzen.”
Bryanna war erstaunt. „Du meine Güte! Dann ist es ja gut, dass Kaylee und mir auf dieser Reise so viel beigebracht wird.” Sie dachte an die hellrote Flamme über Kaylees Kopf. „Wie viel müssen wir uns denn noch einprägen, bis wir keine Gefahr mehr für das Weltengewebe sind?”
Annie lachte. „Man lernt niemals aus, mein Kind. Aber mach dir keine Sorgen. Bis du deine Mutter gefunden hast, wirst du die Antwort auf diese Frage kennen.” Sie bog erneut in eine Straße mit weißem Sand ab, die in einem sanften Bogen erst nach rechts und dann nach links führte. Bryanna bemerkte erst jetzt, dass die Häuser in mehreren Kreisen um die gläsernen Hallen herum gebaut waren. Es gab so viele Gärten zwischen den Häusern, dass die Wege kaum zu erkennen waren. Ohne Annie hätten sie sich verlaufen, obwohl sie die Hallen immer sehen konnten.
Nur sehr wenige Menschen waren in Finfolkaheem unterwegs. Einige Kinder spielten in den Straßen und ein paar ältere Leute saßen auf Bänken vor ihren Häusern und unterhielten sich.
„Wo sind denn die ganzen Leute. In einer so großen Stadt müssen doch viel mehr Menschen leben”, fragte sie. Annie zuckte mit den Schultern.
„Im Moment sind nur die Wal-Hirten mit ihren Familien daheim. Alle anderen sind hinauf nach Hether Blether, unserer Insel. Im Sommer genießen wir die warme Sonne über dem Meer.”
„Sommer?” Kaylee packte Annies Arm. „Wie lange sind wir denn schon hier?”
„Ich schätze es werden drei oder vier Monate eurer Zeit gewesen sein. In Finfolkaheem läuft die Zeit anders als bei euch. Aber keine Sorge, bald werdet ihr weiterreisen.”
Bryanna war wie vor den Kopf gestoßen. So viel Zeit? Das ist doch nicht möglich. Was sich wohl inzwischen in Alba und Schottland alles getan hat? In Gedanken versunken folgte sie den anderen. Bald erreichten sie eine der kleineren Hallen.
Der Eingang war mit roten Korallen besetzt und zu beiden Seiten lagen Perlen, so groß wie Katzenköpfe. Mehrere Kinder spielten damit. Kaylee streckte die Hand nach einer der Perlen aus, zog sie aber sofort wieder zurück, als sie Bryannas Blick bemerkte.
Auch in der Halle waren die Wände mit Perlen und Edelsteinen geschmückt. Außerdem wallten lange Teppiche von der Decke, die ständig ihre Farben änderten. Sie erinnerten Bryanna an das Nordlicht, das sie einmal mit ihrem Vater gesehen hatte, als sie ihre Ferien auf der nördlichsten der Shetland-Inseln verbrachten. Von der großen, mit weißem Sand ausgestreuten Halle gingen zahlreiche Türen ab, die wie bei Pferdeställen in der Mitte geteilt waren, so dass die oberen und unteren Hälften getrennt voneinander
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