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Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dinge, die den Vampir nicht interessierten. Er hätte jetzt auch die Chance gehabt, das Blut des Verlierers zu trinken, auch das tat er nicht, und damit handelte er völlig untypisch für einen Blutsauger.
    Er war eben etwas Besonderes, und genau das hatte dieser Mönch übersehen.
    So fest wie möglich band er den Mönch mit dem Kreuz zusammen. An den Armen und Beinen schlang er das Band doppelt und dreifach fest. Eine Chance, sich zu befreien, bekam Radescu nicht. Auch im Vollbesitz seiner Kräfte hätte er es nicht geschafft. Ein letzter Knoten noch, dann war Eros mit seiner Arbeit fertig.
    Zufrieden betrachtete er sein Werk. Das Kreuz lag auf dem Rücken des Mannes und war so fest gebunden, daß es nicht abrutschen konnte. Eros lachte leise. Er hoffte, daß der Mann das Lachen hörte, aber Radescu bewegte sich nicht.
    Eros trat vor ihn. Langsam bückte er sich und streckte dabei die Arme vor. Der Rest war für ihn ein Kinderspiel. Er umfaßte wieder den Querbalken an verschiedenen Stellen und wuchtete das große Kreuz zusammen mit dem Gefesselten in die Höhe.
    Perfekt!
    Kreuz und Mensch standen.
    Der Oberkörper des Mönchs kippte nach vorn, aber er fiel nicht ab, denn die dünnen Fesseln hielten ihn. Nur der Kopf des Mannes pendelte hin und her.
    Eros legte die Hand unter das Kinn. Lässig hob er den Kopf an. Er wollte noch einmal in das Gesicht seines Feindes schauen, um die Angst darin zu lesen.
    Er las nichts.
    Nicht einmal den Ausdruck des Schmerzes. Radescu war in eine Agonie gefallen, und das genau gefiel dem Schrecken der Nacht überhaupt nicht. Mit einer Hand hielt er das Kreuz, mit der anderen schlug er dem Mönch mehrmals gegen die Wangen.
    Radescu’s Augen zuckten. Er öffnete schließlich auch den Mund, doch mehr als ein Stöhnen drang nicht hervor. Er war nach wie vor weggetreten.
    Das paßte dem Vampir nicht. Er hatte sich vorgestellt, ihn winseln zu hören. Deshalb setzte er noch einmal die Spitze des Pfahls an. Diesmal allerdings gegen die Kehle.
    Der Mönch reagierte nicht. Nur der Druck war etwas stark geworden, so daß die Spitze einen Riß in der dünnen Haut hinterließ, aus dem Blut floß.
    »Hörst du mich, Mönch?«
    Eine Antwort blieb aus.
    Eros fluchte. Er hatte gewonnen, ja, aber er konnte sich über seinen Sieg nicht richtig freuen. Viel lieber wäre es ihm gewesen, den anderen schreien und winseln zu hören, denn genau diesen Wunsch hatte der Mönch sicherlich bei ihm verfolgt.
    Da er es nicht herbeizaubern konnte, mußte er sich mit den Tatsachen abfinden. »Also gut!« flüsterte Eros, »dann wirst du eben stumm sterben...«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er das Kreuz mit beiden Händen an seinem Längsbalken packte und es anhob. Zusammen mit dem daran festgebundenen Menschen war es schon schwer, doch jemand wie Eros trug es mit einer nahezu lässigen Leichtigkeit. Der Körper hing mit seinem Gewicht schwer in den Bändern und war auch etwas nach vorn gerutscht. Aber er blieb an den Balken festgebunden, und so wollte Eros es auch haben.
    Er trug das Kreuz auf den Rand des Felsenplateaus zu. Er ging am Feuer vorbei, das ziemlich tief heruntergebrannt war. Dessen Reste gaben nur noch ein schwaches Glühen ab, das wie rote Farbe über den Boden hinwegkroch. Es war still geworden. Nur die Schritte des Vampirs fielen noch auf. Der Mönch gab keinen Laut von sich. Er hing am Kreuz und war dabei leicht nach links gerutscht.
    Am Rande der Plattform stellte der Vampir das Kreuz noch einmal ab. Er schaute nach unten.
    Die Finsternis drängte sich ihm entgegen. Wie weit der Grund entfernt war, wußte er nicht, doch weit genug, um den Tod des Menschen zu garantieren.
    Aus der Tiefe war nichts zu hören. Es rauschte kein Wasser, es gab keinen Wind, der irgendwelches Laub gestreichelt hätte. Es war einzig und allein die bodenlose Tiefe und auch Leere vorhanden, die bald ein Opfer bekommen würde.
    Eros freute sich. Er lachte den Mönch von der Seite her an und mußte ihm einfach noch etwas sagen. »Ich habe mir deinen Pfahl als Andenken mitgenommen. Es kann ja sein, daß ich noch auf Vampire treffe, die ich vernichten muß. Aber auch für Menschen ist die Waffe gut. Ich werde es beweisen, und ich freue mich darüber, daß du es nicht mehr zu sehen bekommst. Gratuliere, Radescu, du hast Mut gehabt. Mehr Mut als viele andere, aber du hast dich geirrt. Kein Mensch ist stärker als ich. Vor dir liegt die Hölle. Sie ist anders als die, die du vielleicht kennst oder dir ausgemalt

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