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Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm nach.
    Als Bill außer Hörweite war, bemerkte ich: »Du hast deinen Mann ja ganz schön im Griff, muß ich sagen.«
    Sie winkte ab. »Das denkst du. Es sieht nur so aus – ehrlich. Wir ergänzen uns da schon.«
    »Ja, ja...«
    Sie schlug locker nach mir. »Tu nicht so ungläubig. Schließlich kennst du uns lange genug.«
    »Deshalb ja.«
    »Ignorant.«
    »Nein, Realist.«
    »Ihr Männer haltet alle zusammen.«
    »Ihr Frauen nicht?«
    »Ab und zu«, sagte sie und dehnte dabei den Klang ihrer Stimme. »Aber du weißt ja, wie das ist. Männer untereinander vertragen sich eben besser. Bei Frauen kommt es immer wieder zu einem gewissen Konkurrenzdenken. Da ist die eine oft neidisch auf die andere, und so etwas geht eben oft in die Hose. Deshalb streiten sich Frauen öfter, wenn auch subtiler mit all ihren spitzen Bemerkungen. Ich habe das besonders in der Modebranche erlebt. Da lobt man sich gegenseitig und sagt sich, wie toll man sich findet, aber es steckt zumeist nur leere Luft dahinter. Da spreche ich aus Erfahrung.«
    Bill kehrte zurück. Er hielt die Flasche hoch und schwenkte sie. »Das ist ein Grappa vom feinsten. Goldgelb wie reifes Korn. Ihr werdet zufrieden sein.« Drei Gläser hatte er ebenfalls mitgebracht. Er hatte die Stiele zwischen seine Finger geklemmt und stellte sie dann mit einer eleganten Bewegung auf den Gartentisch, auf dessen Platte ein sonnengelbe Decke lag.
    »Für mich nur einen kleinen Schluck, bitte«, bat Sheila.
    »Sicher.«
    Ich schaute zu, wie mein Freund eingoß. Er hatte nicht übertrieben. Der Grappa floß wie dickes Öl in die Gläser, und Bill war beim Einschenken wirklich kein geiziger Wirt, sondern sehr großzügig.
    »Nicht so viel, ich will später noch schlafen können und nicht im Bett liegen wie auf einem Schiff bei hohem Seegang.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Egal, John, heute ist Freitag und Wochenende. So jung kommen wir nicht mehr zusammen.« Er hob sein Glas an, wir taten es ihm nach. »Na denn, auf die Gesundheit und darauf, daß wir noch an manchem Sommerabend in den nächsten Jahren hier im Garten sitzen können.«
    Das wünschten wir uns alle. Bill hatte nicht übertrieben. Der Grappa war wirklich göttlich. So herrlich weich, so voll im Aroma. Man schmeckte noch den Wein hervor, aus dem er hergestellt war. Da schloß ich schon die Augen, um ihn zu genießen, und ich hatte dabei für eine Weile das Gefühl, die Welt um mich herum würde allmählich versinken, denn bei geschlossenen Augen schwamm alles weg.
    »Das war gut«, flüsterte ich und öffnete die Augen wieder.
    Selbst Sheila nickte und konnte sich die folgende Bemerkung nicht verkneifen.
    »Wißt ihr denn, was an diesem herrlichen Abend überhaupt das beste ist?«
    Wir schüttelten beide den Kopf.
    »Dann will ich es euch sagen. Wir haben so gut wie nicht über John’s Job und auch nicht über deine Arbeit gesprochen, Bill. Wir haben uns einfach nur unterhalten, sind dabei locker gewesen, und es gab keine Dämonen.«
    »Bravo!« lobte ich sie.
    »Soll sich das ändern?« fragte Bill.
    Sheila drohte ihm. »Unterstehe dich. Nur das nicht. Mir steht es oft bis hier oben.« Sie deutete gegen ihr Kinn. »Nein, nein, ich bin schon froh, daß es so gelaufen ist. Irgendwann ist der Mensch ja auch mal richtig privat.«
    Da gaben wir ihr recht, aber so ganz ging das in der heutigen Zeit auch nicht. Zwar hatte ich mein kleines Handy ausgeschaltet, doch in Reichweite auf dem Tisch lag das Telefon der Conollys, das Bill aus der Station genommen hatte. Man mußte einfach erreichbar sein, denn hin und wieder rief auch Johnny an, um zu erklären, daß er die Nacht bei einem Freund verbrachte. Vielleicht sogar bei einer Freundin. Alt genug war er inzwischen.
    »Aber man weiß immer, wo John steckt«, sagte Bill.
    Ich nickte.
    »Man wird dich doch jetzt nicht stören wollen.«
    Sheila schüttelte den Kopf. »So schätze ich Shao und Suko nicht ein.«
    »Nur in dringenden Fällen.« Ich griff wieder zum Glas. »Aber du brauchst keine Angst zu haben, daß ich euch abhanden komme. Nach Wein und Grappa bin ich sowieso nicht in der Lage, irgendwelchen Gestalten hinterherzujagen.« Ich leerte das Glas, und Bill wollte nachschenken, doch für mich war erst mal Schluß. »Nein, um Himmels willen, einer reicht.«
    »Außerdem habe ich noch ein Dessert«, erklärte Sheila stolz.
    Bill verdrehte die Augen und rieb über seinen Magen. Ich fragte: »Was gibt es denn Gutes?«
    »Frische, in Brombeer-Likör eingelegte Brombeeren und

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