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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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Oberschenkel und massierte den Muskel. Er hatte dort eine alte Basketballverletzung, eine Prellung von der Größe seiner Hand, zu groß, um sie zu verbergen. »Ich kann nicht so richtig sagen, wie das abgelaufen ist«, meinte er. »Ich war voll auf Adrenalin. Ich hätte alles Mögliche machen können, hätte auf zwei kaputten Knien stehen können, wenn’s nötig gewesen wäre. Ich hab nur gewusst, dass er mich kaltmachen wollte und dass ich nur eine Möglichkeit hatte, ihn daran zu hindern.«
    »Was haben Sie noch mal gesagt, was in dieser Infusion ist?«
    »Superkräfte.«
    Driscoll lächelte, sagte jedoch nichts. Sheri war noch nicht mit dem Eis zurückgekommen, allerdings wusste Drake genau, dass es kein Eis geben würde. »Was ich da zu Ihnen gesagt habe, als wir uns kennengelernt haben, über Ihren Vater«, sagte Driscoll, »tut mir leid, wenn ich da irgendwas angedeutet habe. Sie haben da draußen was Gutes getan.«
    »Das weiß ich –«
    »War nicht so gemeint.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Driscoll. Ich hab sechs Monate bezahlten Urlaub vor mir.«
    »Urlaub, ja? So wie Ihr Ausflug in die Stadt letzte Woche? Das war doch genau das Richtige für Sie.«
    ***
    Die Ärzte entließen ihn aus dem Krankenhaus, als er ohne Pause bis zum Ende des Flurs und zurück gehen konnte. Er wusste, dass ihm Physiotherapie bevorstand, und zwar jede Menge. Zweimal die Woche würde er vom Silver Lake ins Krankenhaus in Seattle fahren müssen, wo der Staat seine Reha-Behandlung bezahlte.
    Mit achtzehn hatte er gedacht, er würde mal ein eigenes Zuhause haben, ein bisschen außerhalb wohnen und sich ein Grundstück kaufen, so wie sein Vater es getan hatte. Doch als sein Vater eingesperrt wurde, gehörte das Stück Land, auf dem er aufgewachsen war, ihm. Zwanzig Morgen Land, ein Zaun aus abgehackten Erlenstämmchen um zwei davon, nach Art der Pioniere in Form eines A miteinander verschränkt; an vielen Stellen faulte das weiche Holz. Und die Pferde, die sein Vater früher einmal gehalten hatte – beschlagnahmt und verkauft. Er konnte von Glück sagen, dass ihm das Haus geblieben war.
    Sheri fuhr ihn bis an den Fuß ihrer Verandatreppe und half ihm, die Stufen zur Tür hinaufzusteigen. »Kommst du hier klar?«, wollte sie wissen, während sie ihn gegen das Verandageländer lehnte.
    Er war einen Monat im Krankenhaus gewesen, und einfach nur hier im Freien zu stehen, umgeben von seinem eigenen Grund und Boden, fühlte sich schöner an als alles, was er seit langem erlebt hatte. »Ich warte hier auf dich«, sagte er und verlagerte seinen Schwerpunkt ein bisschen, entlastete das schlimme Bein und stützte sich mehr auf das heile.
    »Der Arzt hat gesagt, das sollst du nicht«, mahnte Sheri.
    »Der Arzt hat gesagt, ich soll eine ganze Menge nicht tun. Geh einfach und park den Wagen und komm wieder her, dann zeige ich dir noch ein paar andere Sachen, die ich nicht tun soll.«
    Sie tadelte ihn mit den Augen. »Ist das alles, woran du die ganze Zeit gedacht hast?«
    »Nicht die ganze Zeit, nur die meiste.« Er lächelte und sah ihr nach, als sie wieder zum Auto hinüberging und um die nahe gelegene umgebaute Garage herumfuhr, in der sein Vater früher die Pferde eingestellt hatte.
    Während sie das Gepäck aus dem Kofferraum holte, öffnete er die Tür und trat ins Haus. Auf die Krücke gestützt, die das Krankenhaus ihm überlassen hatte, ging er in die Küche, drehte den Wasserhahn auf und wusch sich das Gesicht; die eine Hand auf dem Arbeitstresen, die andere fing das Wasser auf.
    Es schmeckte nach Erde, ein klein wenig alkalisch, wie Wasser, das von tief unten heraufgeholt wird, kalt und hart wie Felsgestein.
    Alte Marmeladengläser, die Sheri ausgegraben hatte, als sie ihren Garten angelegt hatte, säumten das Küchenfenster; das Glas verfärbt und angeschlagen von der Zeit in der Erde. Damals hatte er daran gedacht, seinen Vater zu besuchen, war aber doch nicht hingefahren. Er wusste nichts über diese Gläser, hatte keine Ahnung, wo sie herkamen und ob sein Vater von ihnen gewusst hatte. Das Einzige, was er wusste, war, dass sie alt waren, randvoll mit Erde und Geschichte, und er hatte sie auf dem Fensterbrett aufgestellt, damit sie ihn daran erinnerten.
    ***
    Das Hinken war fast verschwunden, als Driscoll anrief, nur ein kleiner zusätzlicher Halbschritt alle drei Meter, als verlöre das verletzte Bein langsam das Rennen gegen das heile.
    »Was ist denn das, ein Anruf zum Jahrestag?«, fragte Drake. Er fuhr gerade in seinem

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