Schreckensgalerie (Patricia Vanhelsing, die Jägerin der Nacht) (German Edition)
nickte. "Ja, er liegt in der Galerie. Ich nehme nicht an, daß dieser Inspector Craven ihn als Beweisstück mitnehmen wird."
"Sie haben ihm nichts von diesen Dingen gesagt, nehme ich an."
"Glauben Sie vielleicht, daß das klug gewesen wäre, Miss Vanhelsing?"
"Um ehrlich zu sein, ich hätte vermutlich genauso gehandelt wie Sie."
Sie atmete tief durch. "Wenigstens verstehen Sie mich. Ich dachte schon, ich wäre mit dieser Sache völlig allein auf der Welt. Wissen Sie, es ist ein furchtbares Gefühl, sich niemandem anvertrauen zu können."
"Sie haben auch McInnerty nichts gesagt?" erkundigte ich mich.
"Heute habe ich es versucht. Er hat mir natürlich nicht geglaubt. Ich beschwor ihn, die Bilder wegzuschaffen, da geschah es..." Sie schlug erneut die Hände vor das Gesicht.
Sie war völlig am Ende mit ihren Nerven. Und nach dem, was ihr widerfahren war, konnte ich das auch gut verstehen.
Sie sah mich an. In ihren Augen flackerte es angstvoll.
"Ich darf gar nicht daran denken, was noch geschehen kann, Miss Vanhelsing... All diese grauenhaften Kreaturen, die Brennan auf seinen Gemälden dargestellt hat... Ich will nicht hoffen, daß sie eine nach der anderen lebendig werden, von der Leinwand herabsteigen und zu morden beginnen..."
Sie nahm meine Hände.
Die ihren fühlten sich eiskalt an.
"Helfen Sie mir, Miss Vanhelsing!"
"Ich werde tun, was ich kann, aber..."
"Ich wüßte niemand anderen, der die Sache überhaupt ernstnehmen würde!"
Ich seufzte hörbar, wechselte einen Blick mit Tom und sagte dann: "Geben Sie mir bitte einen Schlüssel zur Galerie. Ich muß jederzeit an die Gemälde gehen können..."
Sie wirkte im ersten Augenblick etwas überrascht.
Aber dann stimmte sie doch zu.
"Gut, wenn Sie wollen...", murmelte sie.
"Im übrigen kann ich Ihnen nichts versprechen..."
"Ich weiß. Aber ich danke Ihnen trotzdem."
*
Später, in der Redaktion, versuchten wir noch etwas mehr über Rovenna und Allan Brennan herauszufinden. Mehrere Stunden verbrachten wir im Archiv und Harry Warren, der neue Computerspezialist der LONDON EXPRESS NEWS, zauberte einige interessante Details aus unserer Datenbank und dem Internet hervor. Demnach war Rovenna Brennan tatsächlich eine sehr begabte Pianistin gewesen, deren Karriere ein jähes Ende gefunden hatte. Über die genauen Umstände ihres Karriereendes war allerdings nichts herauszubekommen. Es gab lediglich hier und da in Pressenotizen der Boulevardzeitungen einige Andeutungen über psychische Probleme. Auch von einem möglichen Drogenmißbrauch war die Rede und davon, daß Rovenna die Praxis eines Geistersehers aufgesucht habe. Jedenfalls war es fortan still um die junge Musikerin geworden.
Finanzielle Sorgen kannten beide Brennans nicht, waren sie doch als Erben eines erheblichen Vermögens auf die Welt gekommen, das ihnen aufgrund des frühen Unfalltodes ihrer Eltern in recht jungen Jahren zugefallen war. Jeder von ihnen hatte sich - ohne finanzielle Sorgen - seiner künstlerischen Arbeit vollends widmen können.
Während Tom noch in den Katakomben des NEWS-Archivs weilte, begab ich mich schließlich an den Schreibtisch, um wenigstens noch einen kleinen Artikel über die bisherigen Ergebnisse in den Mordfällen Waters und McInnerty zustande zu bringen.
Die Arbeit ging quälend langsam vonstatten.
Immer wieder schweiften meine Gedanken ab, und ich sah dann das Gemälde vor mir, das Jim Field zeigte.
Tom hatte es fotografiert. Einen Abzug hatte er mir überlassen. Ich hatte ihn in meine Handtasche gesteckt.
Michael T. Swann hatte ich noch kein Wort davon gesagt, und ich dachte auch nicht daran, ihn in nächster Zeit einzuweihen. Noch war diese Sache zu rätselhaft. Alles, was ich hatte, waren Vermutungen, "Ahnungen" und eine kurze Tagtraumvision, für die meine leichte übersinnliche Begabung verantwortlich war. Nichts, was einen Mann wie Michael T.
Swann überzeugen konnte. In den Artikel ließ ich nur das einfließen, was sich zweifelsfrei belegen ließ.
Und das war nicht viel.
Es war kurz vor Redaktionsschluß, als mich der Chef dann in sein Büro rufen ließ.
Ich trank hastig einen kaltgewordenen Pappbecher des ultradünnen Redaktionskaffees aus und fand mich einen Augenblick später bei Swann ein.
Der Chefredakteur der LONDON EXPRESS NEWS machte ein Gesicht, wie ich es lange nicht bei ihm gesehen hatte -
jedenfalls nicht, wenn er mich ansah.
"Patricia, Patricia...", murmelte er. "Was ist nur mit Ihnen heute los?"
Ich zuckte die Achseln.
"Ich
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