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Schrei Aus Der Ferne

Schrei Aus Der Ferne

Titel: Schrei Aus Der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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Stoppelhaar. »Das wird bestimmt scheißschwer werden.«
    »Keine Sorge«, sagte Ann Dyer. »Ich übernehme das.«
    Simon bremste zu scharf, und der Wagen schleuderte zur Seite, wo er einem der Zelte gefährlich nahe kam.
    »Mr Pierce, Mrs Pierce, ich bin Police Constable Dyer. Kommen Sie und setzen Sie sich, dann können wir reden. Vielleicht möchten Sie etwas Wasser? Eine Tasse Tee?«
    »Ich möchte mich nicht setzen«, sagte Simon, »ich habe nämlich den ganzen verdammten Tag lang gesessen. Und ich will auch keinen Tee. Ich will wissen, was Sie tun, um unsere Tochter zu finden.«
    »Mr Pierce, ich kann Ihnen versichern   …«
    Aber er hörte nicht zu. »Und was Sie betrifft«, sagte er und zeigte auf Efford, »Sie verdammter Schwachkopf   …«
    »Simon!«, rief Ruth aus. »Simon, lass das!«
    »Sie blöder unfähiger Scheißkerl! Das ist alles Ihre Schuld!«
    »Mr Pierce   …« Dyer legte ihm die Hand auf den Arm. »Es hilft nicht, über Schuld und Fehler zu sprechen. Niemand hat Schuld an dem, was passiert ist.«
    »Niemand hat Schuld? Meine Tochter   – unsere Tochter   – verschwindet, während dieser verdammte Idiot auf sie aufpassen soll, und keiner hat Schuld?«
    »Mr Pierce   …«
    »Und Ihr dämlicher Sohn, der sie alleine losgeschickt hat, wo ist der?«
    »Lassen Sie ihn da raus«, sagte Efford.
    »Oh ja, ich soll ihn da rauslassen. Vergessen wir einfach, dass er   …«
    »Mr Pierce«, sagte Dyer, »ich kann ja verstehen, dass Sie ungehalten sind, aber das hilft uns in dieser Situation überhaupt nicht weiter. Bitte beruhigen Sie sich   …«
    Kopfschüttelnd drehte Simon sich widerstrebend um, nur um plötzlich herumzuschwingen und mit erhobenen Fäusten auf Efford loszugehen; Efford trat einen halben Schritt zurück und boxte ihm rasch und gekonnt mitten ins Gesicht.
    Simon taumelte zurück. Blut strömte aus seiner Nase.
    »Genug!«, sagte Dyer und trat zwischen die beiden. »Das reicht.«
    Ruth holte ein Papiertaschentuch aus der Tasche und beugte sich über ihren Mann, der in die Knie gegangen war und sich die Hand ans Gesicht hielt.
    »Dieser verdammte Scheißkerl«, sagte er mit schwerer Zunge. »Ich glaube, er hat mir die Nase gebrochen.«
    Dyer untersuchte die Nase flüchtig. Sie schien nicht gebrochen zu sein, aber morgen, dachte sie, wird da ein prächtiger Bluterguss prangen. Geschieht ihm recht. Sie empfahl Ruth, ein paarmal mit ihm ums Feld zu laufen, bis er sich beruhigt hatte. »Kommen Sie in zehn Minuten zurück«, sagte sie, »dann können wir reden.«
    »Wir müssen erfahren, was passiert ist«, bettelte Ruth.
    »Natürlich. Das sollen Sie auch. Aber gönnen wir uns ein paar Minuten, okay? Zur Beruhigung. Dann setze ich Sie ins Bild. Versprochen.«
    Als sie gegangen waren, entschuldigte sich Efford bei ihr für das, was er getan hatte.
    Dyer lächelte. »Er hat Ihnen keine echte Wahl gelassen.«
    »Ist sein gutes Recht zu explodieren. Würde mir an seiner Stelle genauso gehen.«
    »Aber es ist nicht Ihre Schuld, was passiert ist.«
    Efford schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie erlauben dürfen, dass sie alleine so weit weg gehen.«
    »Haben Sie doch nicht. Ihr Sohn ist mit ihnen gegangen. Wie alt ist er? Fünfzehn? Sechzehn? Sie konnten doch nicht wissen, dass er die Mädchen allein lassen würde. Genauso wenig, wie Sie wissen konnten, dass so schnell Nebel aufkommen würde.«
    Efford seufzte und zündete sich noch eine Zigarette an.
    »Sie haben wenigstens Ihre Tochter wieder«, sagte Dyer.
    »Ich weiß. Aber sagen Sie mir, warum es mir so scheiße geht.«
    »Weil Sie sich schuldig fühlen, deshalb. Ihr Kind wurde gefunden, das andere nicht. Bis wir das Mädchen finden, werden Sie so empfinden, ob Sie Grund dazu haben oder nicht.«
    »Und wenn Sie sie nicht finden?«
    »Das werden wir.«
    Ruth und Simon Pierce kamen über das Feld zurück, und Simon sah etwas verlegen aus. Nachdem seine unmittelbare Wut verraucht war, wollten beide unbedingt erfahren, was los war. Dyer berichtete in knappen Worten, was sie wusste.
    Die Tatsache, dass Kelly gefunden worden war, Heather aber nicht, war für die beiden wie ein weiterer Schlag ins Gesicht. Ruth sah zu Alan Efford hinüber und wollte eigentlich sagen, sie freue sich, dass seine Tochter in Sicherheit sei, aber sie brachte die Worte einfach nicht heraus.
    »Dieser Mann«, sagte Simon. »Der Mann, der Kelly gefunden hat. Hat er Heather überhaupt nicht gesehen?«
    »Offenbar nicht.«
    »Und Sie glauben ihm?«
    »Bislang haben

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