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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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unter der Erde liegt. Und es wird deine Aufgabe sein herauszufinden, obder Gute eines natürlichen Todes gestorben ist oder umgebracht wurde.«
    »Na toll! Und wann findet das große Ereignis statt?«
    »Um elf, wenn alle, na ja, fast alle schlafen. Du kennst doch das Procedere. Wenn du möchtest, kannst du mitkommen, das wird dann ein Realityfilm mit Gruselfaktor. Besser als jedes Kino.«
    »Blödmann!«
    »Stimmt. Kommst du nun mit oder nicht?«
    »Mal sehen.«
    »Ich bin fast sicher, dass der Sohn des Toten auch da sein wird. Du könntest mir dann auch gleich deinen Eindruck von ihm schildern.«
    »Wieso?«, fragte Andrea verwundert.
    »Ich kann den Jungen nicht greifen. Der ist zweiundzwanzig, hochintelligent und studiert Jura. Er hat mir zwar ’ne Menge erzählt, aber irgendwie hält er mit ein paar wesentlichen Sachen hinterm Berg. Genau wie seine Mutter. Ich bin wirklich gespannt auf das Ergebnis der Obduktion.«
    »Um was geht’s eigentlich?«, fragte Andrea, sichtlich ruhiger geworden, ihr Unmut schien schon wieder verraucht.
    Brandt schilderte in knappen Worten die Ereignisse des Tages und berichtete zuletzt von seinem Besuch bei Allegra Wrotzeck, ohne Matteo Caffarelli zu erwähnen. Als er geendet hatte, sagte Andrea, die sich aufrecht hingesetzt hatte: »Wenn ich das richtig verstanden habe, hätte fast ganz Bruchköbel ein Motiv gehabt, diesen Wrotzeck um die Ecke zu bringen. Wobei es noch gar nicht klar ist, ob erüberhaupt umgebracht wurde, was nichts anderes heißt, als dass wieder einmal alles von den unbestreitbaren und grandiosen Fähigkeiten von uns begnadeten Rechtsmedizinern abhängt, deren Mittel aber seit Jahren permanent gekürzt werden, die Überstunden bis zum Umfallen schieben müssen und die nur etwa jeden sechsten bis achten unnatürlichen Todesfall aufdecken. Und warum? Weil wir notorisch unterbesetzt sind, immer mehr Institute geschlossen werden und …«
    Brandt stoppte ihren Redefluss mit einer Handbewegung. »Liebste Andrea, ich kann deine Erregung sehr wohl verstehen, und du darfst mir auch gleich weiter alles Mögliche um die Ohren schlagen, nur bitte, ich will duschen und mich umziehen, denn an mir klebt alles.«
    »Hau doch ab«, sagte sie mit gespieltem Schmollmund und rief ihm hinterher: »Übrigens, es war kein Unfall!«
    Brandt drehte sich um und sah sie fragend an. »Wie kommst du darauf?«
    »Weibliche Intuition.«
    »Aha, und weiter?«
    »Du hättest dir einfach mal selbst zuhören müssen. Und ich hab’s mir überlegt, ich komm nachher mit.«
    »Wo sind eigentlich meine beiden entzückenden Töchter?«
    »Sarah schläft bei ihrer besten Freundin und Michelle bei deinen Eltern. Ich bin eben besser informiert als du«, sagte sie grinsend. »Na ja, sie haben vorhin versucht, dich zu erreichen, aber nur deine Mailbox war an. Also haben sie’s hier probiert. Ich war zum Glück schon da.«
    »Ich musste im Krankenhaus mein Handy ausschaltenund hab vergessen …« Er winkte ab und begab sich ins Bad, wo er sich auszog, unter die Dusche stellte und das lauwarme Wasser lange über seinen Körper laufen ließ. Er trocknete sich ab, rasierte sich, was er am Morgen nicht mehr geschafft hatte, und fühlte sich danach wie ein neuer Mensch.
    Peter Brandt und Andrea Sievers aßen zu Abend, Brot mit Wurst und Käse sowie frisch geschnittene Gurkenscheiben und Tomaten, dazu tranken sie Pfefferminztee. Anschließend räumten sie gemeinsam den Tisch ab und spielten eine Partie Schach, was sie in letzter Zeit des öfteren taten, wenn sie sich entspannen wollten. Diesmal gewann Andrea, die konzentrierter war, weil Brandt immer wieder an den zurückliegenden Tag denken musste, wobei ihn besonders der Besuch bei Allegra im Krankenhaus beschäftigte. Er stellte sich vor, Sarah oder Michelle befänden sich in einer solchen Situation und er müsste jeden Tag an ihrem Bett sitzen und hoffen, einfach nur hoffen, dass ein Wunder geschähe. Er wollte es sich nicht vorstellen, aber er konnte diesen Gedanken nicht verdrängen.
    »An was denkst du?«, fragte Andrea nach einer Weile des Schweigens.
    »Nichts weiter«, antwortete er und schaute zur Uhr. Zwanzig vor zehn. »Kennst du eigentlich Bruchköbel?«
    »Nein, ich weiß nicht mal genau, wo das liegt.«
    »Komm, fahren wir, ich zeig dir die Gegend, auch wenn’s schon dunkel ist. Wahrscheinlich sind die Bürgersteige bereits hochgeklappt und die Rollläden runtergelassen, doch du kannst dir trotzdem einen ersten Eindruck verschaffen.«
    »Ich

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